Brandt x Havertz - Entfernung

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Was war aus dem Versprechen, wir schaffen das, geworden? Wann hatte Julian entschieden, dass er uns aufgeben würde? Wie lange hatte er mir vorspielt, dass alles in Ordnung sei, obwohl er bereits über eine Trennung nachdachte? Hätte ich etwas merken müssen? War es meine Schuld? Würde er uns noch eine Chance geben, wenn ich zurück nach Deutschland ziehen würde? 

Mein Kopf war voll mit Fragen. Doch die Antworten darauf könnte mir nur die Person geben, die der Grund für meine Tränen war. 

Erst das Klingeln an meiner Wohnungstür, riss mich für einen Moment aus den Gedanken. Statt jedoch aufzustehen, ließ ich mich zur Seite fallen, um mich auf dem Sofa zusammenzurollen. Immer wieder verließ ein Schluchzen meinen Mund. Ich fühlte mich allein und wusste nicht, wohin mit all dem Schmerz. Ich wollte schreien, doch fühlte mich gleichzeitig zu schwach dafür. Verzweifelt suchte ich den Fehler, der zur Trennung geführt hatte, bei mir. Vielleicht war ich einfach nicht gut genug für Julian oder er hatte Jemand anderes kennengelernt, der ihn glücklicher machte als ich es bisher getan hatte. 

Ein weiteres Mal klingelte es. Selbst wenn ich gewollt hätte, wäre ich nicht in der Lage gewesen, die Tür zu öffnen. Nachdem ich auch nach dem dritten Klingeln nicht aufgemacht hatte, hörte ich, wie Jemand von außen die Wohnungstür aufschloss. 

  "Kai?", ertönte Timos Stimme. "Bist du Zuhause? Marco hat mir geschrieben, dass ich mal nach dir schauen soll, auch wenn ich ehrlich gesagt nicht weiß, wieso. Es scheint wohl irgendwie mit Jule zusammenzuhängen." Bei Julians Namen entfuhr mir ein weiteres Schluchzen, wodurch mein Mannschaftskollege auf mich aufmerksam wurde und das Wohnzimmer betrat. "Warum machst du nicht ..." Er brach seinen Satz ab, als er in mein Sichtfeld trat. "Was ist passiert?" Timos Stimme war voller Sorge und Panik. Sichtlich überfordert kniete er sich vors Sofa aufm Boden, wodurch wir auf Augenhöhe waren. 

  "Jule", brachte ich lediglich raus. 

  "Was ist mit ihm? Geht's ihm gut?"

  "Er hat Schluss gemacht?"

  "Womit?", hakte der Stürmer nach. Hätte man mir nicht kurz zuvor das Herz gebrochen, hätte ich wahrscheinlich über Timos verpeilte Art gelacht. Doch stattdessen rannen weitere Tränen über mein Gesicht. 

  "Mit mir", schluchzte ich. 

  "Du verarscht mich doch. Wir reden hier von Julian Brandt, der macht zwar viele dämliche Sachen, aber so bescheuert kann er gar nicht sein. Ihr gehört zusammen, das wissen alle. Ihr seid Bravertz." 

  "Er hat Schluss gemacht", wiederholte ich. 

  "Das muss ein Missverständnis sein." Ich schüttelte den Kopf, ehe ich das Gesicht in einem Kissen vergrub. "Der kann sich auf was gefasst machen." Ich hörte, wie Timo vom Boden aufstand und sich einige Schritte entfernte. 

  "Wir hatten doch Pläne", murmelte ich ins Kissen hinein, "Wir wollten irgendwo gemeinsam ein Haus kaufen mit einem großen Garten für einen Hund und vielleicht auch Kinder adoptieren. Weiß du eigentlich, wie oft wir diskutiert haben, wer wessen Namen annimmt, sollten wir irgendwann heiraten und jetzt ... jetzt sind all diese Pläne völlig unwichtig, weil sie niemals Realität werden."

  "Da habe ich aber noch ein Wörtchen mitzureden", meinte Timo wütend, woraufhin ich zu ihm schaute. Er tippte einige Mal auf sein Handy, ehe er sich dieses ans Ohr hielt. 

  "Wen rufst du an?"

  "Brandt, wen sonst."

  "Timo...", setzte ich an, um ihm seine Idee auszureden. Scheinbar wurde jedoch in dem Moment bereits der Anruf angenommen. 

  "Wie dämlich bist du, Depp, eigentlich, dass du das mit dir und Kai einfach wegwirfst. Nenn mir einen guten Grund, warum ich nicht nach Deutschland kommen sollte und ..." Timo stockte. "Tut mir leid, Marco,  das war an Julian gerichtet. Konnte ja nicht ahnen, dass du an sein Handy gehst. Magst du ihn mir kurz geben? ... Der hat nicht das Recht zu weinen. Er hat Schluss gemacht und nicht Kai ... Wenn er ihn lieben würde, hätte er ihm nicht das Herz gebrochen ... Na schön, meine wegen, aber du kannst ihm ausrichten, dass wenn er Kai noch weiter verletzt, ich im nächsten Flug nach Deutschland sitze." Timo kam zurück zum Sofa und hielt mir sein Handy hin. "Marco meint, du sollst nochmal mit Brandt reden." Ohne nach dem Handy zu greifen schüttelte ich den Kopf. 

Fußball OS-Sammlung (boyxboy)Where stories live. Discover now