Meinen Blick ließ ich über den Esstisch und die Menschen schweifen die dran saßen, während ich mir nun sicher war, dass ich noch immer drauf war, denn heute saßen mehr Personen da, die ich nicht kannte. Auch ihre Blicke spürte ich alle auf mir, während ich dem Esstisch immer näher kam.

"Wie schön das du dich auch mal dazu bemühst." hörte ich die Stimme meines Vaters, zu dem ich nun ausdruckslos sah und er wirklich froh sein konnte, denn eigentlich wäre ich noch in meinem schönen warmen Bett.

"Was soll die Sonnenbrille?" wollte er von mir wissen, während ich dran dachte, dass ich sie nur drauf hatte damit niemand, meine noch immer glasigen und roten Augen sah. "Ich wollte euch den Anblick meines Gesichtes heute ersparen." gab ich ehrlich zu, denn das war auch eine der Gründe.

Für einige Sekunde sah er mich nur an ohne ein wort zu sagen, bevor er kaum merklich den Kopf schüttelte.

"Nimm sie runter. Wir haben Gäste, stell dich vor." fordete er mich dann auf und klang etwas sauer. Aber nicht sauer genug, was vermutlich an den Fremden lag, die bei uns saßen. "Die sind wirklich da?" fragte ich leise, denn bisher dachte ich, dass ich mir das nur vorstellte und ich noch immer in einem Film war. "Ich dachte ich bilde die mir nur ein." sprach ich leise weiter und hörte dann ein raues Lachen, das von einem von ihnen kam und ich direkt zu den Männern sah.

Meine Sonnenbrille schob ich mir in die noch nassen Haare, bevor ich meine Augen kurz an die Helligkeit gewöhnen musste und ich mir die Personen die an dem Tisch saßen genauer ansah. In Farbe.

"Nicht das euch das interessiert aber mein Name ist Mara. Seine Tochter und Massimos Enkelin." stellte ich mich dann vor, auch wenn ich mir sicher war, dass ihnen mein Name und ich egal waren, denn mein Atem hat gestockt, als ich die fünf angesehen hatte. Diesen Männern würde ich nicht über den Weg trauen und das sage ich als Mafiaprinzessin, die täglich mit toten und Morden konfrontiert wird.

Gerade als ich mich setzen wollte und ich davon ausging, dass sie keine Manieren hatten, da sie mich nur anblickten, als wäre ich ein Tier im Zoo, hörte ich einen von ihnen, der sogar aufstand.

"Anastasio." stellte sich einer von ihnen bei mir vor und kam dann auf mich zu, bevor er mir seine Hand anbot, die ich kurz ansah und ich dann nahm. Seine Lippen drückte er leicht drauf, bevor er mich leicht anlächelte.

Die anderen vier taten es ihm nach. Genau so Charmant, wie Anastasio, stellten sie sich bei mir und gaben mir einen leichten Handkuss, während ich jeden von ihnen nur flüchtig und knapp begrüßte, bevor ich mich dann an das andere Ende des Esstisches setzte. Noch weiter weg und ich würde auf dem Boden sitzen.

"Wo warst du die ganze Nacht?" ertönte die nervige Stimme meines Vaters und ließ mich zu ihm sehen. Da er seinen Blick auf mich richtete, meinte er wohl mich. Kurz überlegte ich, ob ich einfach lügen sollte, aber er wusste sicher auch so wo ich war und auch mit wem. Die Leute in dieser Stadt, erzählten es sofort run, wenn sie mich oder einen meiner Cousins auf der Straße sahen. Als wären wir Stars, himmelten sie uns an und wussten nicht, wie unser Leben hinter den dicken und hohen Mauern wirklich aussah.

"Ich war mit den anderen feiern." antwortete ich ihm dann ehrlich und ignorierte die Blicke, dieser Männer, die mich intesiv ansahen, seit ich reingekommen war und sie ihre Blicke nicht einmal von mir abgewandt hatten.

"Mit diesen Streunern?" hakte er nach und alleine diese abfällige Aussage, machte mich sauer. Nicht nur seine Wortwahl, sondern auch die Tatsache, dass er gerade jetzt darüber reden wollte ging mir auf die Nerven.

"Mit genau denen. Außerdem sind es keine Streuner." fuhr ich ihn dann an und hasste es wie er über meine Freunde sprach. Keiner Zuhause konnte sie leiden. Nur weil sie nicht unserem Standard entsprachen. Kaum einer entsprach unserem Standard, wenn es um das finanzielle ging. Wie sollten sie auch? Sie waren nicht bereit über Leichen zu gehen, so wie meine Familie.

"Ich bring sie irgendwann um, wenn du weiter deine Zeit mit ihnen verschwendest." sprach er seufzend aus und ließ meine Augen weiten. Das war nicht nur eine nette Redewendung, um jemanden Angst zu machen. Nein hier war es bittere Realität, wenn einem damit gedroht wurde. Eine Drohung, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, wenn sie von einem kam, der zu uns gehörte.

"Sie haben dir nichts getan Papa und mir auch nicht." erwiderte ich und versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen, denn sobald sie wussten, es würde mich verletzen, würde er oder jemand anderes es tun. "Ich brauch keinen Grund dafür." sprach er schlicht aus und ließ mich tief durchatmen, ehe ich meinen Blick von ihm abwandte. Dieser...

"Miss." sprach mich einer unserer Angestellten an, der meinen Gedankengang abbrach. Meine Augen ließ ich zu ihm schweifen, bevor er mich freundlich anlächelte und ich mein Handy in seiner Hand sah. "Ihr Handy." sprach er aus und legte es dann auf den Tisch, was mich dankend zu ihm sehen ließ und er mein Lächeln erwiderte und dann ging.

Nachdem ich fertig war mit dem essen und mich Gott sei Dank, keiner mehr angesprochen hatte stand ich auf. Ich ließ die anderen am Esstisch zurück bevor ich dann in mein Zimmer ging und vermutlich erst wieder rauskommen würde, wenn diese Männer unser Anwesen verlassen hatten.

Vielleicht hätte ich genau das tun sollen. Aber mit wurde doch langweilig alleine in meinem Zimmer.

Ich verließ mein Schlafzimmer und ging auf die Suche nach einem meiner Cousins oder irgendwem, mit dem ich gerne Zeit verbrachte in diesem Haus. Auch wenn es leider nicht so viele Menschen waren. Eigentlich wäre ich ja wieder ausgegangen aber das konnte ich mir heute Nacht wohl abschminken.

Kein Schwein war da. Oder besser gesagt ich fand keinen, weswegen ich mich auf einer unserer Terrassen setzte und mir eine Zigarette anzündete.

„Mara richtig?" hörte ich eine männliche und raue Stimme hinter mir als ich gerade an meiner Kippe zog. Langsam drehte ich meinen Kopf und erkannte die fünf Männer von vorher. Ich ließ meinen Blick nochmal über die Terrasse schweifen und erkannte ein paar unserer Sicherheitsleute zum Glück, was mich etwas erleichterte und mich wieder zu den fünf sehen ließ. Ihre Mundwinkel zuckten leicht, als hätten sie geahnt wonach ich gerade geschaut habe, denn alleine wollte ich mit keinem von denen sein und mit allen fünf schon garnicht.

„Leonardo"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt