-Kapitel 44-

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Als ich noch einen Schritt auf sie zumache, versperrt sie mir den Weg und legt mir eine Hand auf die Brust. Ich werde ganz sicher nicht zugeben was diese simple Berührung in mir auslöst.

»Wo bringst du uns überhaupt hin?« Gefühlt zum ersten Mal, seit wir losgelaufen sind versucht sie die Umgebung wahrnehmen zu wollen. Sie versucht über meine Schulter zu linsen, doch sie ist viel zu klein. Als sie sich auf Zehenspitzen stellt, anstatt einmal um mich herum zu gehen, umspielt ein teuflisches Lächeln meine Lippen.

Anstatt ihr den Wunsch zu gewähren und zur Seite zu gehen, greife ich nach ihrem Handgelenk, damit sie sich nicht von mir losmachen kann, und drehe meinen Oberkörper immer in die Richtung, in die sie sich streckt.

»Drew!« Ein verzweifeltes Lachen entfährt ihrem schönen Mund und für mich gilt diese Mission als erfolgreich beendet. Ich habe es geschafft sie zum Lachen zu bringen, obwohl sie vor kurzen beinahe an ihren eigenen Tränen ertrunken wäre. Das sich so eine kleine Tat so gut anfühlen kann war mir nicht bewusst.

»So ist mein Name. Aber du kannst mich auch Drewy nennen oder auch Daddy.« Sie schlägt gegen meinen Arm und schüttelt lachen den Kopf.

»Wie wäre es lieber mit Volltrottel?«

»Nicht so romantisch, aber darüber können wir noch verhandeln.« Luna schüttelt meine Hand ab und versucht elegant an mir vorbeizugehen. Als sie halb an mir vorbei ist, drehe ich mich einmal um die eigenen Achse und kralle meine Hände von hinten um ihre Taille. Sie kreischt auf, als ich ihren Körper von hinten an meinen presse.

»Drew! Was machst du?«

»Ich will spüren, wie dein Körper reagiert, wenn du endlich checkst, wo wir uns befinden.«

Mein Körper erstarrt als Luna nicht gegen meine Berührungen ankämpft, sondern sich leicht an mich lehnt. Ohne nach Luft zu schnappen, wandern meine Hände von ihrer Taille zu ihrer Bauchtasche. Zögernd tauche ich meine Hände hinein und erlebe einen halben Herzinfarkt, als Luna ihre schmalen Finger mit meinen verschränkt.

»Sagst du mir dann auch mal endlich, wohin du mich bringst?«

»Wir sind schon längst da«, grinse ich. Luna scheint nichts zu verstehen. Während ich meinen Kopf an ihre Halsbeuge kuschle, drehe ich uns beide einmal komplett herum. Luna ist so durcheinander, dass sie vorhin nicht gemerkt hat, dass sich das Ziel genau hinter ihr befand.

Wenige Meter vor uns ragt das riesige Schild von der Universität, welches uns auf dem Gelände herzlich willkommen heißt. Lunas Körper erstarrt vor mir, ich spüre, wie ihr Herzschlag sich überschlägt und anscheinend mit der Freude hinterherkommt.

Es sind keine weiteren Leute hier, nicht einmal Autos fahren hier herum. Wir befinden uns genau vor dem Eingang des Campus, den man nur zu Fuß passieren kann. Das gigantische Schild wird von eigenen Lichtern beleuchtet, die einen warmen Gelbton austragen.

»Du hast mich zur Uni gebracht?«, bringt Luna heiser hervor und kurz durchfährt mich die Angst, dass mein Plan doch keine tolle Idee war.

»Ich dachte wir können uns den Campus allein anschauen, bevor du morgen deinen Rundgang hast.«

Sie lässt meine Hände los, zieht sie aus der Hosentasche und geht einige Schritte nach vorne. Ich betrachte sie eine Weile von hinten, vergrabe meine Hände in den Hosentaschen und warte darauf, dass sie mich blöd anmacht, weil sie in Wahrheit bis morgen warten wollte. Ich hätte sie doch direkt ins Hotel zurück bringen sollen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit dreht sie sich mir endlich zu und ein engelgleiches Lächeln schmückt ihr Gesicht. Meine Zweifel verfallen langsam.

»Dann lass uns keine Zeit vergeuden, Hanson.«

Als sie auch noch ihre Hand in meine Richtung ausstreckt lässt mein Herz einen Schlag aus. Viel zu spät setzen sich meine Beine in Bewegung um auf ihren Wunsch zu reagieren. Ich greife nach ihrer ausgestreckten Hand und umfasse sie fest mit meiner. Ihre Finger fügen sich meine schnell an, es ist, als hätten wir schon tausendmal Händchengehalten und jedes Mal aufs Neue fühlt es sich neu und aufregend an.

Lunas Schritte sind schnell, sie kann es kaum erwarten den Campus zu besichtigen. Als sie mich durch den Bogen mit dem Willkommensschild führt, bleibt sie direkt darunter stehen und legt ihren Kopf in den Nacken um die beleuchteten Buchstaben von unten sehen zu können. Das breite Lächeln auf ihren Lippen scheint nicht mehr verblassen zu können, sie ist glücklich.

Und ich bin ein Teil davon.

In den glücklichsten Momenten meines Lebens holt mich das schlechte Gewissen wieder ein. Luna weiß weder davon, dass ich hier schon einmal war, noch von Coles Bitte. Während des Ausfluges hier muss ich herausfinden, was Luna noch alles aus jener Nacht weiß. Nur aus diesem Grund plante ich diese drei Tage, damit ich ihr Vertrauen gewinnen kann. Das es um viel mehr geht spielt keine Rolle.

-Losing Game-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt