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Jisung saß vor mir auf dem Barhocker an der Anrichte. Seine Daumen steuerten irgendein Spiel auf dem Handy und er vergaß komplett die Ramen vor ihm auf den Tisch. Ich legte das Tuch zur Seite, mit dem ich bis jetzt meine Kochutensilien abgetrocknet hatte.

»Jisung, dein Essen wir kalt«, erinnerte ich ihn. Er schaute nicht auf und gab mir nur ein Brummen. Seufzend trat ich neben ihn, nahm mir die Schüssel und führte die Nudeln zu seinem Mund. »Ahh.« Abwesend öffnete er seinen Mund und saugte die Nudeln auf.

Sie waren schon so kalt, dass er sich nicht verbrennen konnte - eher das Gegenteil. Durch seine nicht vorhandene Aufmerksamkeit spritzte er sein Shirt voll. Am Ende war nur noch die Suppe übrig, die ich - so kalt wie sie war - in den Abfluss kippte.

Als ich meine Hände abtrocknete vibrierte mein Handy. Kurz sah ich zu Jisung, aber nicht einmal jetzt schenkte er mir einen Blick. Deprimiert durch die ganze Ignoranz des Jüngeren schlürfte ich zur Couch und nahm mein Handy vom Ladegerät.

Renjun hatte mir eine Nachricht geschickt, ob ich mir ihm und Mark trinken gehen will. Ich sah nochmal zu Jisung, dann bejahte ich.

Ich machte mich kurz frisch und beschloss ein dunkellila Rollkragenpullover, mit einem lockerfallenden, weißen Hemde und einer schwarzen, ripped Jeans.

Jisung hatte von dem Barhocker auf die Couch gewechselt, ohne sich dabei - so abgelenkt wie er war - am kniehohen Tisch anzubauen. Was echt bewundernswert war.

»Jisung-ah, ich gehe mit den anderen was trinken«, informierte ich ihn. Als Antwort bekam ich nur ein anwesendes Brummen. Musste er mir wirklich so nahestehen aber trotzdem nicht mit einem Funken an mir interessiert sein?

Ich hörte nicht auf das Stechen in meiner Brust, das mir sagte, ich sollte hierbleiben. Neben dem Jüngeren auf der Couch zu vergammeln, ohne nur einen Blick zu bekommen, brachte mich auch nicht weiter.

Die Tür viel schwer zu und das elektronische Piepsen war zu hören von dem Zahlenschloss.

Auf geht's!

Die beiden Chaoten waren nicht schwer zu finden in der Bar. Marks lautes Lachen leitete einem besser als Google Maps.

Sie saßen an einem runden Tisch - Mark auf der Bank Renjun auf dem Stuhl gegenüber. Ich zog mir noch einen Stuhl heran und ließ mich dann neben die beiden fallen.

»Chenle-ah«, rief Mark erfreut. Renjun trat ihm gegen das Schienbein und zischte ein: »Leise Mark Hyung!«

Der Kanadier ließ sich davon nicht beeinflussen und stellte mir ein Bier mir Glas vor die Nase. Er selbst trank seins aus der Flasche.

Mark meinte immer: »Man kann doch kein Bier aus einem Wasserglas trinken!« Und nachdem wir es in drei Jahren nicht geschafften hatten ihn an den koreanischen Gebrauch heran zu führen, haben sie es gelassen.

»Hey Leute«, begrüßte ich beide erschöpft. »Wo hast du den Hyuck gelassen. Ich dachte nicht, dass er dich alleine rauslässt.« Während Renjun schmunzelnd an seinem Bier nippt, stöhnte Mark auf, als hätte er einen Kindergarten alleine beaufsichtigen müssen. Wahrscheinlich war es genauso mit Donghyuck zusammen zu sein.

»Er war so erschöpft von der Arbeit, das er glaube ich gar nichts richtig mitbekommen hat.« Renjun klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »We pray for you bro.«

»So und jetzt du Chenle.« Ertappt sah ich auf und merkte wie Renjun mich eindringlich musterte.

Verlegen räusperte ich mich und meine Hände wanderten wie automatisch zu meinem Glas. Nervös drehte ich es zwischen meinen Fingern und spürte wurde mir die Schamesröte in die Wangen schoss.

First LoveWhere stories live. Discover now