»Wir sind zwei Sekunden in San Francisco und schon ist eine Frau hinter dir her.« Große Klasse Luna. Mit so einem dämlichen Spruch beendest du das stundenlange Schweigen?

Drew fängt neben mir an zu lachen, dann öffnen sich zum Glück die Türen des Aufzuges und ich steige zügig hinein. Die Türen schließen sich, Drew und ich sind allein. Es erinnert mich an das Spiel im Schrank, auf der Stelle macht sich Panik um mich herum breit.

»Bist du deswegen so schnell neben mich getreten? Weil du dachtest sie flirtet mit mir?« Meine Wangen erröten, während ich den Knopf des fünften Stockes drücke. »Nein«, lüge ich und lehne mich gegen die Wand.

Drew tut es mir gleich, sodass wir uns direkt gegenüberstehen. »Ich hatte nur Angst, dass du ohne mich zum Zimmer gehst und ich dann in der Lobby zurückbleibe.«

Drew stemmt sich von der Wand ab, unterbindet den letzten Abstand zwischen unseren Körpern und bleibt dicht vor mir stehen. Sein Atem streift meine Haut, doch ich hebe den Kopf nicht an. Ich versuche mich gegen das Kribbeln zu wehren. Alles in mir zieht sich zusammen, vor allem mein Unterleib. Er steht förmlich in Flammen.

Er legt mir seinen Daumen ans Kinn, hebt meinen Kopf an und als sich unsere Blicke begegnen, verdunkeln sich seine Pupillen.

»Du musst dir keinen Kopf über andere Frauen machen.« Er atmet dicht an meiner Haut, meine Ohren dröhnen vor Hitze. »Ich schlafe lieber in der Badewanne zusammen mit dir in einem Hotelzimmer als mit irgendeiner anderen in einem Himmelbett.«

Sein Daumen kreist in kleinen Bewegungen auf meine Haut, ich widerstehe dem Drang ihn wegzuschubsen. Sein Duft hüllt mich ein, der ganze Aufzug scheint nach ihm zu riechen. Nach uns.

»Drew«, hauche ich und lege meine Hand flach auf seine Brust. Er bleibt so stehen wie er ist, kommt mir jedoch nicht näher. Beim Sprechen vermischt sich sein Atem mit meinem, was meine Sinne nur noch mehr benebelt.

»Du darfst das nicht tun.« Drew umfasst eine lose Haarsträhne direkt neben meinem Ohr und streift sie dahinter. Ich kralle meine Hand, die bereits auf seiner Brust liegt, fester um halt zu gewinnen.

»Wieso?«, flüstert er direkt an mein Ohr. Alle Härchen meiner Haut stellen sich auf.

»Weil ich schon einmal so weit gegangen bin und daraufhin alles verloren habe.« Meine Stimme gewinnt an Stärke, ich sehe nach oben und als sich unsere Augen treffen geht die Tür des Aufzuges auf. Drews Gesichtszüge haben sich nach meinen Worten verändert, sie wurden härter genau wie meine.

Weil ich recht habe.

Ich habe ihn schon einmal geküsst, ich wollte ihm nahe kommen und nach dieser Nacht wurde mein Leben aus den Angeln gezogen. Er servierte mich damals ab, wieso sollte es jetzt anders sein?

Mit pochenden Herzen drücke ich mich an ihm vorbei und trete aus dem Aufzug. Es ist als könnte ich erst jetzt wieder richtig atmen. Ich laufe den Flur des Hotels entlang, obwohl ich keinen Schimmer habe welches Zimmer wir haben. Meine Beine tragen mich bis zum Ende des Flurs, bis ich an einem großen Fenster ankomme.

Mit verschränkten Armen schaue ich nach draußen, sehe wie sich die Hochhäuser über mich erstrecken und wie sich der Himmel langsam verdunkelt. Nur poltern in meinem Kopf die himmlischen Gefühle, die Drew bis eben in mir ausgelöst hat. Mein Unterleib rebelliert, genau wie mein Herz.

Seufzend drehe ich mich um und sehe Drew, wie er eine Tür auf der linken Seite öffnet und in meine Richtung schaut. Ich straffe die Schultern, marschiere auf ihn zu und muss mich allen Ernstes an ihm vorbeiquetschen, da er nicht als erstes hinein tritt.

Im Zimmer angekommen bleibe ich mittendrin stehen und lasse alles auf mich wirken. Die Möbel sind wie in der Lobby modern eingerichtet, auf der rechten Seite erstreckt sich ein cremefarbenes Bett, welches einfach nur gigantisch ist! Mit schnellen, kleinen Schritten gehe ich auf das Bett, mit der seidig weißen Bettwäsche zu und hebe die Decke in der Mitte hoch.

Mir stockt kurz das Herz, als meine Befürchtungen wahr werden. Man kann die beiden Matratzen nicht auseinander schieben und ich mag Drew viel zu sehr um ihn in der Badewanne schlafen zu lassen.

Verdammt.

Mein Blick gleitet zu Boden, der aus hellen Teppichen besteht. Die Stirn runzelnd überlege ich wie hoch die Wahrscheinlichkeit sein könnte, dass Drew darauf schläft. Dank der Vorstellung lache ich beinahe auf.

»Ich gehe duschen«, verkündet Drew und ich zucke beinahe zusammen. Ich habe ihn schon völlig ausgeblendet. Er stellt seine Tasche auf das Bett, fischt sich frische Klamotten raus und spaziert zu der Glastür des Badezimmers.

Ja! Eine verdammte Glastür. Hitze steigt erneut in meine Wangen, wenn ich daran denke, dass ich Drew beim Duschen sehen könnte und er mich. Gott, worauf habe ich mich nur eingelassen.

Drew verschwindet hinter der Tür, ein paar Sekunden später ist schon der Wasserstrahl zu hören. Ich presse meine Fingernägel in meine Handflächen und laufe als auf und ab.

Kurzerhand bleibe ich vor der Glastür stehen, jedoch mit dem Rücken und versuche meine Gedanken zu sammeln.

»Ich wollte eh noch etwas erledigen«, rufe ich laut, damit er mich hört. Der Wasserstrahl erlischt, mein Herz rutscht mir fast in die Hose. Einen Moment später öffnet sich hinter mir die Tür, heißer Dampf streift meinen Rücken.

»Du kannst dich umdrehen, Luna.« Seine Stimme klingt fast schon zu ruhig. Als bedenkt er ich könnte jeden Moment zusammenbrechen. Deswegen blieb er die letzte Zeit so ruhig.

Langsam drehe ich mich um, mein Blick verfängt sich direkt in dem weißen Handtuch, welches um Drews Hüfte schmiegt. Wie in Zeitlupe hebe ich meinen Kopf an, beobachte wie Wassertropfen seine nackte Brust entlanglaufen und seine Muskeln definieren. Mein Bauch verkrampft sich wieder eigenartig, der Raum scheint viel zu klein zu sein, ganz zu schweigen von der Hitze, die mich umgibt. Hitze, die Drew ausströmt.

»Ich... Ich muss kurz weg. Ich brauche nicht lange«, sage ich schnell als ich endlich an seinem Gesicht angelangt bin. Mit einer Hand hält er das Handtuch fest, damit es auch ja nicht verrutscht und mit der anderen Hand lehnt er sich lässig gegen den Türrahmen.

Doch sein Gesichtsausdruck wirkt besorgt.

»Wo willst du hin? Es wird gleich dunkel draußen und ich denke nicht, dass du dich in diesem Viertel auskennst.«

»Ich nehme mir ein Taxi. Du bist nicht mein Babysitter, okay? Du warst so freundlich mich herzufahren, das bedeutet aber nicht, dass wir jede Minute zusammen verbringen müssen, ja? Ich bin alt genug. Die letzten zwei Jahre habe ich es schließlich auch allein durchgestanden und das hat weder dich noch Cole interessiert.«

Plötzlich bin ich so dermaßen wütend, dass ich im Moment auf jede Person, die mir in die Quere kommt, losgehen könnte. Grimmig mache ich kehrt und verlasse zusammen mit meiner Tasche das Zimmer.

Auf der Flucht von meinen Gefühlen. 

-Losing Game-Where stories live. Discover now