Neuer Start, neues Glück

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Einzelnen Sonnenstrahlen brandten sich ein Weg durch meinen Vorhang, als ich die süße Stimme meines Weckers vernahm. Wenn es nach mir gegangen wäre hätte ich das Blechgestell am liebsten gegen meine Wand gedonnert, doch meinen Großeltern danach erklären zu müssen, warum mein Wecker in Einzelteilen auf dem Boden liegt, will ich lieber für heute auslassen. Langsam streckte und bewegte ich mich unter meiner warmen kuschlig weichen Höhle. Die Versuchung einfach wieder ganz in der Wärme zu verschwinden ist zu greifen nah. Ich will aber auch nicht an meinem ersten Tag an meiner neuen Schule zu spät kommen. Wäre nicht der beste Start. Meiner Erkenntnis nach. Also muss ich mich wohl oder übel aus dem Bett rollen.
Vor mich hin grummelnd, stand ich schließlich ganz auf. Die Holzdielen knarzen einstimmend und machten meine Müdigkeit nur deutlicher. Gähnend fuhr ich mir durchs zerzauste Haar. So wie es sich anfühlte, müssten meine Haare in alle Richtungen abstehen und ich wurde auch nicht enttäuscht, vor mir zeichnete sich eine wahre Vogelscheuche im Spiegel ab. Wie soll ich das bitte bändigen? Und das auch noch zeitlich schaffen? Murrend griff ich nach meiner Bürste und ließ ein Quietschen meinen Mund verlassen, als sich die Bürste den ersten Weg durch meine langen Haare suchte. Verflucht sei meine Mutter, die mir verboten hatte sie kürzer schneiden zulassen. Doch es ist wohl alles möglich. Die vorderen Strähnen schob ich mir hinter meine Ohren. Einfach, aber ordentlich. Das reichte mir für heute.
Nur meine Uniform fehlt noch, bevor ich mich der Treppe nähern konnte. Zusammengefaltet lag die Uniform auf meiner Stuhllehne. Sie bestand aus einem blauen Jackett, einem schwarzen Pullunder, einer weißen leichten Bluse, einem blauen Faltenrock und einer karminroten Krawatte, welche durch dünne weiße Schrägstreifen gemustert ist. Dazu kamen noch die schwarzen Kniestrümpfe und brauen Lederschuhe.
In Amerika waren in den meisten Highschools keine Uniform nötig. Jeder durfte anziehen was man wollte. Doch hier war die Etikette gefragt. Na ja wenigstens sah sie ganz hübsch aus. Sanft ließ ich meine Finger über den weichen Stoffe der Krawatte fahren. Ich glaube, ich werde mich daran nie gewöhnen. In Grundschule musste man zwar auch eine Uniform tragen, aber erinner konnte ich mich daran nicht mehr.
Der weiche Stoff der Bluse schmiegt sich raschelnd an meinen Körper und der Faltenrock, der meiner Meinung nach etwas zu kurz war, fällt leicht über meine Oberschenkel.
Fertig angezogen, lief ich die Treppe hinunter und schnappe mir schnell einen Apfel für den Weg. Frühstück muss heute ausfallen, sonst werde ich es nicht rechtzeitig schaffen.
Meine Operation liegt jetzt schon fast länger als ein, zwei Monate zurück und kurz bevor ich hier in Tokio angekommen bin durfte ich auch schon wieder sprechen. Allerdings sollte ich es langsam angehen und versuchen so wenig wie möglich meine Stimme zu benutzen. Je weniger Belastung desto besser.

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Kalter Wind, fast schon erfrorene Haut die sich wieder nach meinem Bett sehnte und ein großes graues eisernes Schultor vor mir. So möchte doch jeder an seinem ersten Schultag begrüßt werden.
Ob ich nervös bin? Ja!
Ob ich sofort zurück nach Hause rennen möchte? Definitiv!
Mit wackeligen Beinen und zitternden Knien näherte ich mich dem imposanten Gebäude. Wie eine Festung erheben sich die weißen Wände zwischen den rosa blühenden Kirschbäumen. Einschüchternd, das war das erste was mir dazu einfiel. Nur langsamen Schrittes wagte ich den Schulhof zum Eingang zu überqueren. Von allen Seiten spürte ich die brennenden blicke auf meiner Haut. Manche neugierig, manche abwertend und manche überrascht. Fast schon kritisch kamen die Blicke auf mich zu. Begrüßt man so etwa eine Neue? Wie eine Austauschschülerin musste ich wohl in ihren Augen aussehen. Ich passte überhaupt nicht hier her. Die ganze Aufmerksamkeit lag mit jedem Schritt weiter auf mir. Das sich dabei mein Magen umdreht, war eine deutliche Nebenwirkung des Starrens. Aber ich sah nun mal nicht wie eine Japanerin aus. Mein welliges dunkelbraunes Haar und der leicht dunkle Teint meiner Haut machte es schon von weiten erkennbar. Wie ein Stück Buntwäsche im Weißwäschehaufen fühlte ich mich. Und sobald sie mein Gesicht erblicken konnte war es ihnen mehr als kristallklar:
Die ist neu hier und kommt nicht von hier.
Schwer schluckend wankte ich zaghaft durch die Flure der Oberschule, bis ich endlich an einer großen Holztür ankam. Nach einem klopfen hörte ich nur ein -Herein-, worauf ich vorsichtig die Tür aufschob. Ein moosgrünes Augenpaar ist hinter einer roten Brille auf mich gerichtet. Eine mittelalte Frau saß hinter einem mit Dokumenten und Ordnern überfüllten Schreibtisch, mit dem Blick auf mich gerichtet. Bei meinem Anblick griff sie ohne groß zu zögern sofort nach einem Dokument in ihrer nähe.
„Du musst Kiyomi Nekomata sein, die Enkelin von unserm alten Volleyballtrainers, aus Amerika?"
Ihre dunklen Haare waren zu einem lockeren Knoten gebunden, die von einer Haarnadel gehalten worden. Einzelne Strähnen  lagen an den Seiten ihrer Brille, worüber ein gerade geschnittener Pony ihre Stirn verdeckte.
„J-ja, ich bin Kiyomi Nekomata, n-nett sie kennen zu l-lernen"
Ich verbeugte mich leicht und zwang mich zu einem lächeln, welches nicht meine ganze Nervosität ausstrahlte sollte.
„Mmh, gut. da dein Großvater sich schon um fast alles gekümmert hat, muss nichts mehr großartiges erledigt werden. Du kannst also einfach zu deiner Klasse gehen. Der Lehrer wird dich reinführen, warte also einfach vor dem Raum. Du musst dir ebenfalls keine Sorgen über deine momentane geschwächte Stimme machen, ich, wie auch der Lehrer wurden darüber in Kenntnis gesetzt."
Sie übergab mir zwei Zettel. Auf dem einem stand meine Klasse und der Name meines Lehrers. Der andere Zettel war viel kleiner. Verschiedene Spalten zeichneten sich auf dem Blatt entlang, in denen ich meinen Name, Klasse und noch etwas eintragen musste. Mit runzelnder Stirn betrachte das Papier in meinen Fingern.
Darauf gab die Frau vor mir einen leichtes Lachen von sich, was mich zu ihr aufschauen ließ.
„Auf dem kleinen Zettel musst du eintragen welchem Club du beitreten möchtest. An dieser Schule ist es Pflicht einem Club beizutreten, aber keinen Sorge die Nekoma hat ein große Auswahl an Clubs. Du wirst also einen finden, der dir schon gefallen wird."
Mit diesen letzten Worten begleitet sie mich noch vor die Tür und verschwindet anschließend auch schon wieder hinter dieser. Der laute Rums der Tür brachte meinen Oberstübchen wieder in fahrt. Nur mit schweren Vorstellungen rieb ich mir seufzend die Schläfen.
In Club also...
Und Ich muss einem beitreten?
Das geht ja schon gut los...

🎶Lost voice🎶// Kuroo x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt