The Broken Jedi

143 10 3
                                    

Mühsam schlug Skywalker die Augen auf. Seine Glieder schmerzten und ließen ihn seine Erschöpfung spüren. Er nahm das weiche Bett unter sich wahr, als er langsam zu sich kam, sich am Laken festhielt. Wie war er hier her gekommen? Sein Kopf brummte fürchterlich. Plötzlich durchkreuzte nur eine Person seine Gedanken. Ahsoka. Er setzte sich auf, sein Atem ging schnell. Als wäre er aus einem schrecklichen Albtraum erwacht. Er war betäubt worden. Ihm wurde jegliche Chance genommen, seine Schülerin zu retten. Er hielt die metallische Hand, gegen seine Stirn, kühlte seinen Kopf.
Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf ihre Präsenz, auf das, was er fühlte, wenn er bei ihr war.
Sein Herz setzte aus, Panik füllte seine Gedanken, als er sie nicht spüren konnte. Mit schnellen Schritten stürmte er aus seinem Quartier, rannte den braunen, breiten Gang des Jedi-Tempels entlang. Er musste zurück zu dem Raum. Diesem grauenvoll leeren und seelenlosen Raum, in den sie seine Schülerin gebracht hatten. Tränen waren in seine Augen gestiegen, erschwerten ihm die Sicht.
"Anakin!", eine vertraute Stimme ertönte hinter ihm, er ignorierte sie, wollte zu Ahsoka.
"Anakin, es ist zu spät", die Stimme verfolgte ihn, redete auf ihn ein, machte alles schlimmer.
Wütend wandte sich Anakin zu seinem Freund und Meister. Purer Hass lag in seinem Blick. "Wegen Euch."
Er konnte nicht aussprechen, was er im Inneren bereits wusste. Stattdessen machte er sich wieder auf den Weg. Rief den Aufzug, ließ sich in die unteren Etagen des Tempels bringen. Er sah Ahsoka vor sich, ihren verzweifelten Blick, spürte ihr gebrochenes Herz.

Er wusste genau, durch welche Tür er musste, der Raum schien ihn magisch anzuziehen. Die große schwere Tür öffnete sich. Doch ihn erwartete niemand. Der Raum war leer. Nur die Verzweiflung, die seine Schülerin gespürt hatte, nahm er wahr. Ihre Gedanken, kurz vor dem Schuss. Erschüttert sank Anakin auf die Knie. Stützte sich mit den Armen vom Boden ab. Er wollte nicht wahr haben, dass er versagt hatte. Dass er sie verloren haben sollte. So wie er seine Mutter verloren hatte. Kein bisschen konnte er realisieren, dass er sie nicht mehr sehen sollte. Ihre schnippischen Bemerkungen nicht mehr hören sollte. Wie oft hatte sie ihm bereits das Leben gerettet? Und er hatte im letzten Moment versagt, ihres zu retten.
"Es tut mir leid", drückte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hindurch. Hass, Wut und Trauer überrollten ihn zur gleichen Zeit. Unfähig sie zu verbergen oder zu verdrängen, wie man es als Jedi von ihm erwartete.
Vielleicht fand sein ehemaliger Meister ihn aus diesem Grund, oder, weil er genau wusste, wo er sich aufhalten würde. "Anakin..."
Ein Schnauben seines Freundes unterbrach Kenobi. Anakin richtete sich auf und bedachte seinen Freund mit einem vernichtenden Blick. Ein Schock durchfuhr Obi-Wan, als er den Hass seines damaligen Schülers spürte. Seine Augen funkelten gefährlich und Obi-Wan wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis all diese Gefühle an die Oberfläche kommen würden. Er wusste, wie impulsiv Anakin war und wie schnell er seinen Gefühlen Ausdruck verleihen musste.
"Ich bin nicht der Feind", versuchte der Meister den Jedi-Ritter zu beruhigen. Diese Worte brachten Anakin dazu, nachzudenken. Wer war der Feind? Wer hatte Ahsoka umgebracht? Die Klone hatten einen Befehl ausgeführt. Einen Befehl, der vom Senat ausgesprochen wurde. Die Entscheidung über Ahsokas Schicksal wurde gefällt, weil der Jedi-Rat sie dem Senat überlassen hatte. Sie hatten die Verantwortung abgeschoben und sich damit aus der Rechenschaft gezogen. Somit traf sie eine Mitschuld. Anakins Blick verfinsterte sich mit jeder Sekunde mehr, in der er über das Gesagte nachdachte.
"Anakin, bitte", dem Jedi-Meister graute Schreckliches. Die Gefühle seines ehemaligen Schülers überschlugen sich, übermannten ihn.
Ein Schrei der Verzweiflung entfuhr dem jungen Jedi als er sein Schwert entfachte und mit dem seines ehemaligen Meisters kollidieren ließ. Die blauen Klingen lagen aufeinander und erzeugten ein grelles weißes Licht. Weitere Schläge drängten Kenobi in den Gang zurück. Er war auf sich allein gestellt. Hier unten im Tempel waren keine anderen Jedi vorzufinden.
Die Schläge Anakins zeugten von seiner Wut, Obi-Wan hatte Mühe sie zu parieren. Er wollte seinen Freund nicht verletzen. Sie kämpften sich den Gang entlang, immer wieder entwichen dem jungen Skywalker Schreie der Wut, der Erschöpfung. Die Kraft hinter den Angriffen schwand, Trauer übernahm die Kontrolle in dem jungen Jedi und ließen ihn realisieren, was er tat. Er hatte die Kontrolle vollkommen verloren. Schwach sank er auf die Knie, sein Schwert fiel, rollte auf dem grauen Boden davon. Eine Träne rann über seine Wange. Er hatte sie verloren.
"Anakin."
Sein Freund und Meister kniete sich zu Anakin, legte eine Hand auf dessen Schulter. "Das wird sie nicht zurück bringen."
Verbittert wandte sich Skywalker erneut ab, ließ den Meister alleine in der unteren Etage des Tempels.

Die vier Wände seines Quartiers begrüßten den Jedi und gaben ihm eine gewisse Geborgenheit. Dies war schon lange sein zu Hause, doch wie sollte es jemals so sein wie zuvor, ohne Ahsoka? Sie war ihm während der Zeit, in der sie bereits mehrere Schlachten gemeinsam bewältigt hatten, mehr ans Herz gewachsen, als es für einen Jedi gut war.
Er griff nach dem erst besten Gegenstand, welcher sich als ein Droidenkopf aus seinem letzten Kampf herausstellte. Er drehte an dem Kopf herum, versuchte seine Unruhe zum Ausdruck zu bringen und sich anderweitig zu beschäftigen. Damals hatte er einen gesamten Sandräuber-Stamm dem Erdboden gleich gemacht. Der Hass und seine Enttäuschung über sich selbst und die Jedi, machten es ihm unmöglich, ruhig zu bleiben. Still sitzen war keine Option. Er lief auf und ab, ehe er ohne ein Zögern seinem ersten Gedanken nachging.

Bereits nach kurzer Zeit saß er in seinem Jäger, weg vom Tempel, weg von den Erinnerungen, die ihn zerfraßen.
Natürlich würde er früher oder später zurückkehren, er hatte sonst keinen Ort, zu dem er gehen konnte. Jeder anderer Ort war ihm genommen worden. Doch jetzt musste er weg, brauchte die Distanz.

Nach einer ganzen Zeit fand er sich in einem schäbigen Diner wieder. Vermutlich gab es überall bessere Speisen, doch er wollte genau hier sitzen. Seine Gedanken kreisten und machten ihn wahnsinnig. Seine Unruhe konnte man vermutlich noch in den umliegenden Systemen spüren. Sein Herz schmerzte fürchterlich und ein Kloß in seinem Hals erschwerte ihm das Atmen. Seine Erinnerungen brachten ihn zurück zu dem Moment, in dem Ahsokas Schicksal verlesen wurde. Der Kanzler hatte ihm danach einen Blick zugeworfen, den er nicht zu deuten gewusst hatte. Sein Entsetzen hatte es ihm unmöglich gemacht. Der Kanzler wusste, wie sehr ihm der Verlust seiner Mutter zu schaffen gemacht hatte, er musste verstehen, wie schwer ihm nun auch dieser Verlust fiel. Er würde ihn mit offenen Armen empfangen, so wie er es immer getan hatte.

The Wrong Jedi - KurzgeschichteWhere stories live. Discover now