Ich bilde mir ein so laut wie ein Elefant zu laufen, da ich Barfuß bin und man meine Schritte hören kann. Außerdem trage ich nicht einmal einen richtigen Schlafanzug, sondern bloß ein viel zu großes T-Shirt, welches ich aus Coles Kleiderschrank geklaut habe. Bei meinem Adrenalinpegel wäre eine Schusssicherer Weste wohl die beste Kleidungswahl gewesen.

Am Fuß der obersten Treppenstufe angekommen, klammere ich mich am Geländer fest und schaue zögernd nach unten. Meine Beine fühlen sich so weich an, als könnte ich jeden Moment mit dem Kopf voraus die Treppen runter stürzen. Ich bewege mich nicht vom Fleck, versuche noch nicht einmal zu atmen, sondern starre einfach ins Leere.

Auch unten scheint alles Dunkel zu sein, keine Geräusche sind zu hören. Nur das helle Licht des Mondes scheint durch das Milchglas unserer Haustür. In meinem Kopf spielen sich so viele Szenarien ab, die mich noch unruhiger werden lassen. Was ist, wenn jemand hier eingebrochen ist? Oder jemand versteckt sich in unserem Keller! Oder ein Mörder ist auf der Suche nach seinem nächsten Opfer! Und ich stehe beinahe nackig oben an den Treppenstufen und schreie beinahe danach, dass man mich einfangen kann.

Ich sollte zurück in mein Zimmer gehen, die Polizei rufen und mich so lange unter meinem Bett verstecken. Wieso bin ich auch so eine Idiotin und lasse mein Handy in so einer Situation auf meinem Bett liegen, anstatt es mitzunehmen um Hilfe zu holen?

Etwas fällt zu Boden. Ich schrecke zusammen, atme erschrocken ein und presse mir meine Hand auf den Mund. Für einen kurzen Augenblick kneife ich meine Augen zusammen, stelle mir bildlich vor irgendwo anders zu sein. Vorzugsweise nicht in diesem Haus.

Dann fasse ich meinen Mut zusammen und steige die erste Treppenstufe nach unten. Dann noch eine. Und eine weitere Stufe folgt. Die Luft zum Atmen scheint zu verblassen, als würde sie jemand aus dem Haus saugen. Meine Hand lasse ich auf meinem Mund liegen, damit mir kein Ton entweichen kann.

»Fuck.« Ich erstarre mitten auf den Treppenstufen. Mein Herzschlag ist nun auf hundertachtzig ich werde jeden Moment tot umfallen. Ich rechne jeden Moment mit dem harten Aufprall meines Körpers auf einer der Treppenstufen. Die Stimme erklang mit Sicherheit von unten. Wahrscheinlich aus dem Wohnzimmer, da ich niemanden erkennen kann. Es war eine männliche Stimme, die ich zwar denke zu kennen, doch zuordnen kann ich sie in meinem Zustand nicht.

Eins ist sicher. Es war definitiv nicht die Stimme meines Dads.

Nur schwer löse ich meine Hand von meinem Mund, nur um sie rechts um das Geländer zu schlingen, damit ich mich im Notfall halten kann. Ich möchte fragen, wer da unten ist, doch die Worte kommen nicht aus meinem Mund. Es ist als würde eine Schlinge um meinen Hals liegen, die mir verbietet auch nur einen Mucks zu machen.

Plötzlich sind laute Schritte wahrzunehmen, die in meinen Ohren rumpoltern. Das Geräusch der Schuhe auf dem Holzparkett kommt mir zu laut vor, sie betäuben meine Ohren. Die Schritte kommen näher, die Schlinge um meinen Hals zieht sich enger zusammen.

Dann erkenne ich ihn. Eine männliche Gestalt tritt in mein Sichtfeld. Sein Rücken ist mir zugewandt, auf seinem Kopf liegt eine Kapuze gezogen. Er bleibt vor der Haustür stehen, regt sich nicht, doch ich bilde mir ein, zu sehen, wie seine Schultern beben. Vor Angst? Vor Aufregung?

Erst dann merke ich, wie kalt es hier im Haus ist. Ein eiskalter Windzug weht mir entgegen, unter mein T-Shirt und direkt unters Mark. Ein Fenster muss unten offen stehen, vielleicht kam er so ins Haus. Mein ganzer Körper zittert und mir entweicht ein Hicksen, welches ich nicht verhindern kann. Die männliche Gestalt scheint dies gehört zu haben. In minimalen Bewegungen dreht er sich zu mir um, meine Augen weiten sich, gleichzeitig möchte ich sie schnell wieder schließen und nie wieder aufmachen. Erst, wenn dieser Alptraum ein Ende hat.

-Losing Game-Where stories live. Discover now