Meine Ohren fühlen sich betäubt an was daran liegt, dass die laute Musik nur schwach bis in die Küche dringt. Der Boden klebt unter meinen Schuhen und vereinzelte Plastikbecher fliegen hier herum. Bis eben sind Meghan und ich allein in der Küche, doch das ändert sich, als zwei weitere Mädels zu uns stoßen.

»Glaub mir. Hätten wir noch eine Minute mehr gehabt, dann hätte er mich geküsst. Da bin ich mir sicher«, sagt eine von ihnen.

»Verdammt, Ali. Nächstes mal übernehme ich den Timer und dann verschaffe ich dir mehr Minuten im Paradies.« Sie fangen an zu lachen, erst dann scheinen sie zu bemerken, dass sie nicht allein sind.

Mit wackligen Beinen versuche ich gerade zu stehen, doch bei diesem jämmerlichen Versuch schwappt einiges von meinem Wasser über den Becherrand hinaus und ich beschließe meinen Rücken gegen die Küchenzeile zu lehnen. Dann nehme ich die zwei Neuankömmlinge genau ins Visier und stelle endlich ihre Namen fest. Die erste die gesprochen hat ist Alison Jackson. Sie ist die Anführerin des Cheerleader Teams und entspricht den genauen Vorstellungen einer High-School-Drama-Queen.

Auch bevor mein Dad verhaftet wurde und sich alle von mir abgewendet haben, hatten Alison und ich nichts am Hut. Es ist als würde irgendein Konflikt zwischen uns beiden bestehen, ohne dass etwas Wirkliches geschehen war. Es scheint, wie ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass wir beide uns nicht ausstehen können. Früher glaubte ich immer es könnte an meiner Freundschaft zu Cole liegen. Denn ihr größter Wunsch war es schon seit der siebten Klasse von den drei meistbegehrtesten Typen der Schule beachtet zu werden. Dazu zählt seit zwei Jahren auch Conner, der den Titel des heißesten Typens nach dem Verschwinden der anderen, übernommen hat.

Das andere Mädchen heißt sowie ich mich erinnern kann, Rita und sie unterstützt das Cheerleader Team ebenfalls. Allerdings ist sie in der Nahrungspyramide weit unter Alison.

»Meghan!« Ohne mich eines Blickes zu würdigen stolziert Alison mit ihren hohen Absätzen, ihrem sehr kurzen, pinken, Minikleid und den knallroten Lippen auf meine beste Freundin zu und begrüßt sie mit zwei Küsschen auf beide Wangen.

»Hey, Alison. Wow, ein hübsches Kleid trägst du.« Kurz beäugt Meghan den pinken Fetzen, bevor sie sich die Nase rümpft und kurz zu mir rüber schaut. Ich muss mir ein Kichern verkneifen, in dem ich unschuldig an dem Wasser nippe und so tue als wäre ich gar nicht anwesend.

Meghan weiß von dem indirekten Krieg zwischen Alison Jackson und mir und obwohl Alison haargenau weiß, dass Meghan auf meiner Seite steht, erlaubt sie es sich immer wieder überfreundlich zu ihr zu sein. Vielleicht denkt Alison es würde mich kränken, doch in Wahrheit interessiert es mich gar nicht. In meinem Leben spielen sich wirklich schlimmere Sachen als Eifersucht auf meine beste Freundin ab.

»Danke, dir. Drew Hanson hat es eben auch ganz schön gut gefallen.« Alison schnalzt übertrieben mit der Zunge, wirbelt einmal herum und fixiert mich mit einem aufgesetzten Lächeln. »Oh, ich habe gar nicht gemerkt, dass du auch hier herumlungerst.« Sie macht einen Schritt auf mich zu. »Eigentlich wäre es mir nie in den Sinn gekommen dich auf einer Veranstaltung wie diese zu sehen.«

Ich grinse sie provokant an.

»So kann man sich täuschen, was?«

Innerlich geht bei mir gerade alles auf und ab, durch meine Adern schießt so viel Adrenalin und ich habe das beklemmende Gefühl irgendetwas machen zu müssen, damit sich das angestaute Adrenalin ausleben, und aus meinem Körper entweichen kann. Die ganzen Drinks benebeln meine Sinne, verharmlosen die Situation und sind der Grund dafür, weshalb ich mich dieser Konversation hingeben kann. Nüchtern wäre ich vermutlich stumm aus dem Raum spaziert und hätte versucht dieses Aufeinandertreffen zu verdrängen. Ich habe es nie als nötig gesehen mich mit Alison auszusprechen, denn zwischen uns wird es immer so kühl bleiben.

Hass kann nun mal in einigen Fällen überwiegen.

»Das kannst du laut sagen.« Alison verschränkt ihre Arme vor der Brust, mustert mich mit zusammengekniffenen Augen und das Verlangen einfach drauf loszulachen übermannt mich beinahe. Diese Situation ist so absurd, denn ihr hasserfüllter Blick trifft nicht ins Schwarze. Ehrlich gesagt kann ich gar nicht nachvollziehen warum sie es so wichtig findet mich runterzumachen. Wir wissen doch alle, dass ich keinerlei Bedrohung für sie bin.

»Wenn du schon hier bist und deine Saat überall verteilst, wieso spielst du dann nicht bei dem traditionellen Spiel mit?«

»Welches Spiel?«, schaltet sich Meghan dicht hinter Alison ein und ein kurzer Blick in ihre Richtung bestätigt mir, dass meine Freundin die abstruse Situation nicht deuten kann.

»Na, sieben Minuten im Himmel. Jedes Jahr wird es auf der Back-To-School Party gespielt. Abwechselnd steigen die heißesten Typen des Jahrgangs in einen dunklen Schrank und warten auf ihre Beute. Das Mädchen, welches ausgelost wird, steigt dann dazu und sie hat sieben Minuten Zeit um alles zu tun was sie möchte.«

Ich schnaube verächtlich aus, schütte das Wasser in das Waschbecken, drücke mich an Alison vorbei um an den Tresen in der Mitte zu kommen. Nun steht sie direkt hinter mir und ich könnte schwören, eben ihren Atemzug auf meinem nackten Rücken wahrgenommen zu haben. Ohne ihren Worten Bedeutung zu schenken, mische ich mir einen Drink ein. Dazu verwende ich viel Bacardi und nur einen Schuss Orangensaft.

-Losing Game-Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon