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your pov:

Am nächsten Morgen erwachte ich, weil ich dringend etwas zu trinken brauchte.
Ich wollte mich aufsetzen, spürte aber einen Arm um mich. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und sah Taehyung neben mir liegen.
Seine Augen waren geschlossen, sein Mund im Gegensatz dazu leicht geöffnet. Die dunklen Haare lagen ihm ungeordnet auf der Stirn. Ich bewegte meine Hand in seine Richtung und strich ihm einzelne Strähnen zurecht.
Er sah so friedlich aus.
"Was ist? Seh ich so gut aus, Kleine?"
Ich erschrak leicht beim Klang seiner Stimme.
Er schmunzelte und drehte seinen Kopf in meine Richtung.
"Ja", flüsterte ich leise.
Er zog eine Augenbraue hoch
"Wie war das?", lachte er.
"Nichts, das...", sprach ich etwas lauter, brach aber ab, da mein Hals dabei unnatürlich schmerzte.
Taehyungs Blick wurde sofort wieder ernst.
"Tut wohl noch sehr weh", murmelte er.
Schnell schüttelte ich den Kopf.
"Nein. Es... ist fast gar nichts.", log ich. Meine Stimme etwas zu leise nutzend.
"Klar, und deshalb kannst du fast nicht mehr reden", meinte er sarkastisch, aber mit einem besorgten Unterton.
Ich senkte den Kopf, wurde dadurch aber einer anderen Sache gewahr und richtete den Blick wieder geschockt auf mein Gegenüber.
"Wer von euch hat mich umgezogen? Du?", fragte ich, wieder etwas zu laut. Vor Schmerz verzog ich kurz mein Gesicht.
"Also erstens solltest du nicht so laut reden. Du merkst schließlich selber, was dann passiert. Und zweitens, nein, ich wars nicht. Yoongi hat dich umgezogen. Er dachte, er... stünde dir in der Beziehung am nächsten. Außerdem hat es sowieso nicht mehr viel geändert. Dein Kleid war schließlich schon halb zerrissen. "
Bei dem Gedanken an mein zerrissenes Kleid kamen auch die Erinnerungen von dem gestrigen Abend wieder hoch.
Ein Schauer überkam mich und ungewollt begann ich leicht zu zittern.
Ich kuschelte mich enger in die Decke ein und hoffte, dass Taehyung es nicht bemerkte, aber er bekam es natürlich mit.
"Dieser Mistkerl. Ich werd ihn umbringen", knurrte er leise.
"Es...ist in Ordnung", flüsterte ich und erntete einen verständnislosen Blick.
"Es ist in Ordnung!? In Ordnung!? Nein, verdammt, es ist nicht in Ordnung! Wenn ich auch nur eine Sekunde später da gewesen wäre, weißt du, was dann passiert wäre? Er hätte dich vergewaltigt! Ist dir das überhaupt klar!?", er wurde immer lauter. Die Wut in seiner Stimme war kaum zu überhören, während ich etwas verängstigt zu ihm aufblickte. Damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet.
"Und wo wir schon dabei sind: Warum bitte hast du dich nicht mal gewehrt, als ich gekommen bin? Du standest einfach nur da. Warum zur Hölle hast du dich nicht gewehrt!?", schrie er.

Wie erstarrt sah ich mein Gegenüber an.
"Ob ich mir darüber in Klaren bin, was er mit mir vorhatte? Warum ich mich nicht gewehrt habe? Ja, ich weiß genau was er wollte. Und ich hab mich auch gewehrt. Ich hab mich so sehr gewehrt, dass er mich fast umgebracht hätte! Oder glaubst du, er wollte mich aus Spaß erwürgen? Ich konnte nicht mehr, Taehyung! Ich konnte nicht mehr! Was sollte ich denn tun? Mich noch mehr zur Wehr setzen und riskieren, dass er mich dann wirklich umbringt!?", schrie ich, den Schmerz ignorierend.
Fassungslos sah ich ihn noch einen Augenblick an, bevor ich aus dem Raum stürmte.
Die ersten Tränen rannen mir auf dem Weg nach unten über die Wangen.
Ich verstand ihn nicht. Erst sorgte er sich um mich und jetzt schrie er mich an?
Ich zog mir meine Schuhe an und verließ das Haus.
Ich hatte kein Ziel, wollte im Moment einfch nur weg von ihm. Von Taehyung.
Ich ging ziemlich lange, bis ich an einem Park ankam.
Ich ließ mich auf einer der Bänke nieder und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Die Ruhe und Geborgenheit, die dieser Platz ausstrahlte, beruhigte mich allmählich wieder und ich legte mich auf die Bank.
Ich schloss meine Augen und genoss die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht.

Taehyung pov:

Wie erstarrt stand ich in meinem Zimmer.
Warum hatte ich das getan? Ich schlug mit der Faust gegen die Wand und ließ frustriert einen Schrei los.
Langsam setzte ich mich zurück aufs Bett und versuchte, mich zu beruhigen.
Nach einer Weile stand ich wieder auf und machte mich auf den Weg ins Bad.
Frisch geduscht ging ich danach hinunter, wo ich auf Namjoon und Jin traf.
"Was zur Hölle war den heute Morgen bei euch beiden los? Könnt ihr eure Konflikte nicht etwas leiser austragen?", fragte Namjoon leicht verschlafen.
Ich zuckte nur mit den Schultern und holte mir ein Glas aus dem Schrank.
"Wir sollten bald los. Die Aufnahmen erledigen sich nicht von allein. Kannst du die anderen wecken?", bat mich Jin.
Ich nickte, stellte mein Glas auf den Tisch und stieg die Treppen wieder nach oben.
"Jimin. Steh auf", sagte ich, als ich die Tür zu seinem Zimmer öffnete.
Angesprochener murmelte irgendetwas, aber ich schloss die Tür wieder und ging ins nächste Zimmer.
Als ich alle durch hatte kam ich wieder in die Küche.
Nach und nach trafen die anderen ein.
"Wir müssen bald los. Wo bleibt sie denn?", fragte Jimin sich umschauend.
"Ist vielleicht schon vor gegangen", meinte ich leise.
Alle Augen lagen auf mir.
"Was ist da heut passiert?"
"Es geht dich nichts an, Yoongi, klar?", gab ich dem Älteren zu verstehen und ging nach draußen.
Was mussten sie sich alle einmischen?
Warum konnten sie sich nicht um ihre Probleme kümmern?

Keiner von uns sagte etwas auf der Autofahrt.
Auch als wir das Gebäude betraten, sagte keiner ein Wort.
Wir gingen direkt ins Aufnahmestudio, nur um es vollkommen leer vorzufinden.
"Ich geh sie holen", murmelte Yoongi und verschwand nach draußen.
Wir setzten uns auf die Stühle im Raum und warteten.
Nach einer Weile stürmte ein aufgebrachter Yoongi herein.
"Sie ist nicht da", sagte er.
"Sie ist nicht da im Sinne von sie will nicht, hat keine Zeit oder im Sinne von sie ist nicht in dem Raum, in dem sie sein sollte?", fragte Joonie.
"Im Sinne von sie hat das Gebäude heute nicht betreten. Zumindest laut der Empfangsdame"
Meine Augen wurden groß.
"Fuck", murmelte ich leise.
"Was?", fragte Hobi nach.
"Ich... hab vielleicht Müll gebaut. Wir hatten heite Früh eine... Meinungsverschiedenheit. Es ging um das, was gestern Abend passiert ist und ich... hab sie angeschrien", beschämt senkte ich meinen Kopf.
"Ist das dein Ernst!? Verdammt, Taehyung, was zur Hölle hast du dir bitte dabei gedacht!? Vergesst es, ich kann jetzt nicht aufnehmen, ich geh sie suchen", fuhr mich Yoongi an und verließ den Raum, die Türe hinter sich zuknallend.
Ich schloss betreten meine Augen. Ich machte mir Sorgen. Keiner von uns wusste, wo sie war und ihr konnte sonst was passieren. Hätte sie aus dem Geschehniss von gestern Abend nicht schon kapieren müssen, dass sie auf keinen Fall irgendwo alleine hingehn sollte? Vor allem nicht, ohne uns vorher Ort oder Zeit zu nennen!
"Ich helf Yoongi", sagte ich und rannte ebenfalls aus dem Raum.
Ich begann mit der Umgebung um BigHit.
Dann ging ich die Strecke zum Dorm zurück. Auch da konnte ich sie niergends finden.
Ich suchte weiter.
Auch der Rest der Member hatte inzwischen die Suche angefangen.
Wir suchten den ganzen Tag über.
Verständigten uns per Handy.
Wo einer schon war, suchte ein anderer trotzdem noch. Vielleicht hatte der Vorherige etwas übersehen.
An ihr Handy ging sie nicht.
Die Nachrichten wurden nicht einmal zugestellt.
Ich ging den Weg von gestern ab, auch wenn ich mir sicher war, dass sie nach der Aktion nicht noch einmal dort entlang gehen würde.
Plötzlich hörte ich ein Handy klingeln.
Ich lief in die Richtung und fand mich genau in der Straße des Geschehens wieder.
Auf dem Boden lag ein Handy. Ich hob es auf.
"Min Yoongi" stand da.
Ich hob ab.
"Fuck, wo bist du? Warum gehst du erst jetzt ran? Ist was passiert? Bist du verletzt?"
"Yoongi, Stopp, ich bins.", unterbrach ich meinen aufgebrachten Freund.
"Tae? Bist du bei ihr? Warum gehst du an ihr Handy?", fragte er verwirrt.
"Ich... habs in der Straße gefunden, wo gestern... das alles passiert ist. Sie muss es fallen gelassen haben. Oder er hats ihr abgenommen", erklärte ich.
"Oh. In Ordnung. Ich... such dann weiter"
Ohne auf eine Antwort zu warten, legte er auf.
Ich schob ihr Handy in meine Tasche und suchte ebenfalls weiter.

Es dämmerte bereits und ich hatte eigentlich schon aufgegeben.
Die anderen waren schon nach Hause gegangen, in der Hoffnung, sie sei dort.
War sie nicht. Trotzdem waren sie zu erschöpft, um weiterzusuchen.
Langsam schritt ich den Kiesweg entlang. In der Nähe hörte ich einen Fluss rauschen und ich kam aus dem Lärm der Großstadt heraus. Einzelne Bäume warfen Schatten auf die grünen Wiesen, aus denen einzelne bunte Blumen sprossen.
Vereinzelte Bänke zierten den Weg vor dem Wasser. Kein Mensch war da.
Ich ging auf eine der Bänke zu und ließ mich müde darauf nieder.
Eine Weile lang lauschte ich dem Rauschen des Wassers und den Vögeln, die ihr Gute-Nacht-Lied sangen.
Ich schloss meine Augen und ließ die Ruhe auf mich einwirken.
Irgendwann fiel mein Kopf zur Seite. Ich öffnete meine Lider wieder, um nicht einzuschlafen. Da sah ich auf einer der anderen Bänke eine Gestalt liegen.
Ihr Haar hing über die äußeren Sprossen der Bank herunter und ihr Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig.
Das Mädchen kam mir auf gewisse Art und Weise bekannt vor.
Ich stand auf und hatte somit einen besseren Blick auf sie.
Ich hielt den Atem an und ging schneller auf sie zu.
Als ich vor der Bank stand, überkam mich eine Welle der Erleichterung.
Ich kniete mich zu ihr hinunter und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
Ihr Gesicht wirkte entspannt. Ihr Mund leicht geöffnet, während sie gleichmäßig atmete.
Ihre Augen waren ebenfalls geöffnet und- ihre Augen geöffnet!?
Sie sagte nichts, während sie mich ansah.
Auch ich hielt stumm den Blickkontakt.
Langsam setzte sie sich auf und sah nun auf den Fluss vor ihr, auf dem sich die Rottöne des Himmels spiegelten.
Ich setzte mich neben sie und sah sie von der Seite an.
Sie sah wunderschön aus.
"Wegen heute Morgen... das tut mir Leid.
Der Gedanke daran, dass er dir etwas angetan haben könnte, hat mich... wütend gemacht.
Ich... hab mir Sorgen gemacht."
Meine Wangen färbten sich leicht rot und ich senkte meinen Kopf.
"Süß", flüsterte sie, wohl mehr zu sich selbst, aber ich konnte sie trotzdem verstehen.
"Wie war das?", wiederholte ich meine Frage von heute Morgen schmunzelnd.
"Süß", sagte sie nun lauter.
Ich war kurz überrascht, da ich nicht mit dieser Art von Offenheit gerechnet hatte.
Ihre Augen wanderte zu mir.
Unsere Blicke trafen sich.
Um uns herum nur das Rauschen des Wassers und die Stimmen der Vögel. Über dem Wasser ein wundervoller Sonnenuntergang.
Langsam lehnte ich mich vor, bis meine Lippen auf die ihren trafen.
Sie erwiderte.

As time goes by | Taehyung x readerWhere stories live. Discover now