Wildnis, Kino und Müll

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Ruhe und Frieden am letzten Tag ihres kleinen Urlaubs bei Iskariot. Die Sonne scheint, sie sitzt im Garten auf einer Bank, Musik in ihren Ohren, eine leichte Brise weht ihr um die Nasenspitze, Vögel fliegen umher, Maxwell kommt auf sie zu, sogar ein paar Eichhörnchen- Moment. Maxwell kommt auf sie zu? Lizzy beobachtet ihn skeptisch und hat die Hoffnung dass er an ihr vorbeigeht und einfach nur missbilligende Blicke ausgetauscht werden. Doch sie schnalzt mit der Zunge als er vor ihr stehen bleibt und sie nimmt die Kopfhörer raus. „Erzbischof Maxwell?" „Miss O'Perast?" Stumm wartet sie darauf dass er etwas sagt und sie hebt auch auffordernd ihre Augenbrauen, bis er sich leicht vorbeugt. „Es kann nicht sein dass Sie aalglatt sind, Miss O'Perast." Bitte? Sie soll was sein? „Moment, wieso aalglatt?" Dann macht es klick und sie lacht während sie aufsteht und ihn amüsiert anblickt. „Oh, Kollege... ich hab genug angestellt! Nur bin ich nicht erwischt worden. Natürlich finden Sie nichts, weil es niemand weiß. In dem Sinne... doch, ich bin aalglatt!" Mit einem zufriedenen Lächeln geht sie an ihm vorbei. „Whups." Ohne darüber nachzudenken hält er sie an der Schulter fest und sie bleibt dadurch abrupt stehen. Die grauen Augen gehen zu seiner Hand, dann zu ihm. „Ich dachte Sie sind nicht der Freund von Berührung? Sagen Sie bloß ich bin etwas besonderes." Ihre Stimme trieft vor Sarkasmus und schon lässt er sie los. „Denken Sie bitte daran, Miss O'Perast, ich habe all Ihre Kontakte. Ist zugegebenermaßen nicht viel, um genau zu sein Ihre Familie und eine gewisse Naomi, aber das sollte ausreichen." Ihre Mundwinkel gehen runter, der Blick wird kalt. „Wir können uns auf einer Ebene hassen, uns streiten und uns meinetwegen ermorden. Aber verdammte scheiße, die persönliche Ebene mit meiner Familie bleibt gefälligst Tabu!" Sie geht einen Schritt auf ihn zu, er kann ihre Wut in den Augen sehen. „Sollte ich herausfinden dass ihnen irgendetwas geschehen ist, dann weiß ich wen ich als erstes dafür verantwortlich machen kann und glauben Sie mir wenn ich sage dass ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen werden wenn auch nur der kleinste Hinweis zu Ihnen führen sollte. Ich lasse ALLES auf Sie los was ich kenne. Alucard, Seras, Baskerville, Hans mit seinem Rudel, Alexander, die Drachen und scheiße nochmal ganz Area 51." Maxwell zuckt nur innerlich zusammen, ist überrascht welche Verbindungen sie gerade offen gelegt hat. „Und wenn ich daran denke dass die meisten auch noch Familienpersonen sind, dann werden sie selbst noch Initiative ergreifen und eigene Leute dazu holen, ich wäre also verdammte scheiße noch einmal vorsichtig wem Sie mit was drohen. Denn Sie haben keine Ahnung was alles auf Sie zurückkommen könnte wenn sie es wagen sollten meiner Familie auch nur ein Haar zu krümmen." Für einen Moment schließt sie die Augen, tritt wieder einen Schritt zurück und neigt leicht ihren Kopf. Ein kleines Lächeln ist zu sehen, während die Augen kälter als der Nordpol zu ihm starren. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Erzbischof Maxwell." Lizzy dreht sich um, ihre Mundwinkel gehen aber sofort runter als sie weitergeht. Es ist ihr scheiß egal was sie machen muss, aber sie wird ihre Familie schützen die von dem ganzen keine Ahnung hat und Naomi gehört zu ihrer Familie dazu. Enrico hat nur gerade herausgefunden was für eine wertvolle Verbündete sie sein könnte, oder auch was für eine gefährliche Gegenspielerin, sollte sie sich einmal gegen sie stellen. Leider war es das schon an Informationen die sie ihm entgegengebracht hat, er wünschte da wäre mehr rausgekommen. Vielleicht muss er das aber auch einfach anders angehen? Freundlich sein? Allein der Gedanke daran lässt ihn die Augenbrauen hochziehen, die würde da nie und nimmer drauf einsteigen. Da fällt nicht einmal der größte Dorftrottel rein wenn man die Vorgeschichte bedenkt. Oder er quetscht einfach den Pater aus! Das sollte gehen, könnte vielleicht sogar einfacher sein als direkt an sie ranzugehen. Vielleicht sind die Informationen nicht mehr so akkurat, aber besser als nichts und zumindest hätte er einen Ansatz wenn es dumm kommen sollte. Einigermaßen zufrieden kehrt er wieder in seine Gemächer zurück und bereitet sich auf den nächsten Gottesdienst vor. Eben jenen, den er mit dem Pater vor einer Woche getauscht hat. Die Predigt liegt bereit, seine Robe hängt fein säuberlich gebügelt am Kleiderschrank sodass er es jederzeit anziehen kann und er trinkt selbst noch einen Tee, bevor er sich dazu entscheidet in die Kleidung zu schlüpfen und sich wirklich bereit zu machen um den nächsten Gottesdienst zu leiten. Vielleicht wird er sich nachher noch einmal mit der jungen Frau unterhalten können, er brennt auf ihre Geheimnisse mit denen er sie erpressen könnte.

Damit wird er sich leider noch gedulden müssen, den in dem Augenblick als er die Kapelle betritt um den Nachmittagsgottesdienst zu leiten, fahren Lizzy und Anderson zum Flughafen damit sie zurück kommt. Der Papst hat ihr den Helikopter zur Verfügung gestellt und Felicitas hat der Lady bescheid gegeben dass sie bei ihnen landen wird, sie solle sich also keine Sorgen machen wenn ein komischer Heli plötzlich Anstalten macht zu landen. „Auch wenn es sehr spontan war, es war schön dich wieder zu sehen." Anderson sieht auf Lizzy hinunter, die ihn einfach nur in den Arm nimmt. „Kann ich nur zurückgeben.", kommt es dumpf von ihr, die Stimme ist durch seine Kleidung gedämpft. Sie hebt den Kopf und schmunzelt. „Es war ruhig, keine Verpflichtungen, vor allem keine Tests oder irgendwelche Probleme... ein Paradies." Und dieses kleine Paradies, wenn man von Maxwell mal absieht, muss sie jetzt wieder verlassen. „Komm mit, bitte." Doch Anderson schüttelt nur den Kopf, während er ihr eine Hand auf den Kopf legt und eine auf den Rücken. „So gern ich würde, ich muss hierbleiben und mich wirklich um Waisenkinder kümmern die ich schon viel zu lange allein gelassen habe. Und um gewisse andere Kinder die schon erwachsen sind." In beiden Köpfen ploppt das Bild vom Erzbischof auf und beide wissen dass sie an die gleiche Person denken. „Bitte, der Kerl wollte schon meine Familie in den ganzen Mist reinziehen...", brummt sie entgeistert und spürt wie seine Hand auf ihrem Kopf angespannt wird. „Bitte?" Langsam geht er in die Hocke und sieht sie von unten an, sein Blick ist kalt und selbst sie fühlt sich gerade nicht so wohl. „U-Uhm... egal." Seine Hände gehen um ihre Handgelenke, als hätte sie nun Handschellen an. „Lizzy?" Sie weicht seinem Blick aus und leckt sich über die Lippen. „Er- Er wollte meine Familie mit reinbringen... Er meinte dass er all meine Kontakte hat und- aber ich denke ich hab ihm klar gemacht dass er auf verlorenem Posten spielt. Also alles gut, oder nicht?" Unsicher gehen ihre Mundwinkel hoch, doch bei ihm rührt sich kein Gesichtsmuskel. „Wie hast du es ihm klar gemacht." Warum hat sie das Gefühl was falsch gemacht zu haben? „Ich... hab ihm gesagt dass ich alles mobilisieren werde was ich habe wenn ich rausfinde dass er was damit zu tun haben sollte WENN meiner Familie was passiert." Seufzend sieht er auf die Seite, presst für einen Moment die Lippen aufeinander und sieht dann wieder zu ihr. „Und du hast alles aufgezählt was du hast um ihn zu beeindrucken, nicht wahr? Um ihn einzuschüchtern." Langsam nickt sie, tut man das nicht so? „Damit hast du preisgegeben was du alles hast, Kleine. Du hast dein gesamtes Repertoire an Waffen vor ihm ausgelegt und er kann sich auf alles vorbereiten." Fuck. DARAN hat sie jetzt natürlich nicht gedacht. „Naja, alles nicht. Er hat keine Ahnung was es in Area 51 alles gibt. Er hat keine Ahnung von Chimären, Greifen oder Eisreisen. Und ich glaube Yodrik wäre dabei!" Wer ist Yodrik? Egal, das kann man ein anderes Mal klären. „Und die Harpyien... uff, das ist ein Kerl! Er wäre innerhalb weniger Sekunden getilgt, Geschichte! Über den Jordan gegangen. Okay, gegangen worden, aber das ist Definitionssache." Langsam steht Alexander wieder auf und sieht auf sie hinunter. „Du weißt nicht worauf ich hinaus will, oder?" Mit einem breiten Grinsen sieht sie ihm entgegen. „Keinen blassen Schimmer!" Oh Herr, wäre es möglich, dass- Moment, das ist ein hoffnungsloser Fall. „Du gibst zu viel Info raus wenn du sauer und gereizt bist und das nutzt er aus, pass auf, verstanden?" Leicht nickt sie und entspannt sich ein wenig. „Ja, Papa." Das wird er wirklich nicht mehr los, oder? „Okay, jetzt geh zum Helikopter, die warten schon die ganze Zeit auf dich. Ab mit dir." Lizzy umarmt ihn noch ein letztes Mal und läuft dann zu der Flugmaschine, ehe die Türen geschlossen werden und man die Startprozedur beginnt. Er sieht noch dabei zu wie sie abhebt, bevor er sich umdreht, sein Handy aus der Tasche holt und jemanden anruft. „Heinkel? Ist Enrico noch in der Messe?" Diese schluckt, denn wenn er ‚Enrico' sagt, dann ist die Kacke schon früher am Dampfen gewesen. „Soweit ich weiß... ja. Wieso?" Alex geht zurück zum Wagen und steigt ein. „Sorge dafür dass er das Gelände nicht verlässt. Ich habe mit ihm ein klitzekleines Hühnchen zu rupfen." Heinkel presst die Lippen aufeinander und nickt, ehe sie zustimmend brummt. „Wird- Wird gemacht, Pater Anderson." Als sie auflegt sieht sie zu Yumiko. „Enrico hat scheiße angestellt. Verdammt große Scheiße. Er darf nicht vom Gelände runter bis der Pater mit ihm geredet hat." Selbst Yumi schluckt und nickt, zieht automatisch den Kopf ein. Sie hat selten einen wirklichen Anschiss vom Pater bekommen, aber wenn es einmal so weit war... uff, man wollte ihm dann nicht im Weg stehen.

Fatal DiaryWhere stories live. Discover now