Menschlichkeit lernen

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Die Landung ist ein wenig härter als gedacht, aber die Landebahn hat auch schon einmal bessere Zeiten gesehen. Dennoch halten sie an und Lizzy steigt neugierig aus. Es hört sich schon fast an als wären sie in einem Dschungel! Vögel die sie zuvor noch nie gehört hat trällern ihre Lieder vor sich hin und die Pflanzen sehen auch sehr exotisch aus. Trotz der Bewölkung ist es ziemlich heiß und schwül, regnen wird es hier wohl oft. „Miss O'Perast? Ihr Gepäck." Lizzy dreht ihren Kopf und nimmt den Koffer dankend an, ehe sie sich umsieht. Gut, wird sie eigentlich abgeholt oder soll sie- Ein Schatten fliegt über sie hinweg, die Vögel und anderen Tiere sind sofort still. Die Piloten und sie sehen nach oben und sehen der Wyvern dabei zu wie es ein paar Runden in der Luft dreht. „Sie sollten wieder einsteigen, Miss.", gibt einer der Piloten von sich und deutet auf den Jet den sie sofort starten werden. Geheuer ist ihnen das nicht! „Sie können schon fliegen, ich bleibe hier." Die schwarzhaarige beobachtet das Wesen weiterhin und lässt es nicht aus den Augen, zu fasziniert ist sie von all dem hier. „Miss, wir wollen Sie keiner Gefahr aussetzen! Bitte-" Doch für eine Flucht wäre es zu spät. Das Tier dreht sich ihnen zu und landet, kommt auf allen vieren, die Flügel eingeklappt, verdammt schnell auf sie zu. Die Vibrationen auf dem Boden sind zu spüren und Lizzy sieht mit erstaunen, wie groß es eigentlich ist und wie gut es sich auf dem Boden fortbewegen kann. Das Maul wird im nächsten Moment geöffnet, sie könnte wie von einem Schaufelbagger einfach so aufgenommen werden! Nur dass ein Bagger sie nicht zerfetzt und zermalmt. Aber wenn das Sir Jepherson ist, dann muss sie sich keine Sorgen machen. Er wird abbremsen und sie werden im Nachhinein vielleicht darüber lachen können. Wie aus dem Nichts kommt jedoch ein Flammenstoß aus dem Himmel, trifft die Wyvern an der Flanke und diese bleibt abrupt stehen und dreht den Kopf. Ein Gebrüll vom feinsten ist zu hören, welches sogar in den Knochen vibriert und in den Ohren dröhnt. Aber das Brüllen kommt nicht von dem Wesen vor ihnen! Nun doch verwirrt und mit leicht ansteigender Angst heben alle Menschen ihre Köpfe und sehen in den Himmel. Ein ebenfalls riesiges Wesen kommt nach unten gestürzt, brüllt erneut und landet nur knapp vor dem Jet! Ein Wunder dass es das nicht mit dem relativ dicken, stachelbewehrtem Schweif einfach so auf die Seite schiebt wie ein Spielzeug! Eine Wyvern und- und ein Drache. Vier Beine, zwei Flügel und offensichtlich stinksauer. Während die Wyvern allerdings so groß wie ein Haus ist, übersteigt die Größe des rein braunen Drachens diese um fast die Hälfte. Der Drache richtet sich zu seiner vollen Größe auf, starrt auf das kleinere Tier hinunter und ein langgezogenes Grollen ist zu hören. Zur Überraschung aller senkt die Wyvern ihren Kopf, gibt keinen Laut mehr von sich. Ein letztes Schnauben des Drachen, ehe dieser an Größe verliert und immer kleiner wird. Die Piloten und Lizzy können mitansehen, wie sich der Schweif und die Flügel zurückbilden, der lange Hals und die vier Beine eine andere anatomische Haltung annehmen, ehe ein relativ kleiner, alter Mann mit weißem Schnauzer, Anzug und Krawatte dort steht. „Sei höflich!", ruft er der Wyvern zu, dreht sich um und geht zu den baffen Menschen. „Entschuldigt meine Tochter, sie ist es nicht gewohnt dass wir Besuch haben und will es eigentlich auch dabei belassen. Sir Jepherson der Name, sehr erfreut." Er hält Lizzy eine Hand hin, die starrt ihn noch an, dann die riesige Wyvern, dann wieder ihn. Sie kann sich das leise Lachen nicht verkneifen. „Das nenne ich einen guten Empfang! Sehr erfreut sie kennenzulernen, Sir Jepherson. Mein Name ist Felicitas O'Perast, aber wenn Sie wollen, können Sie mich auch gern Lizzy nennen!" Die strengen Augen gehen an ihr runter und wieder hoch, während sie sich die Hände schütteln. „Sie sind kein übernatürliches Wesen, aber ich rieche... Werwolf und Vampir." Perplex lässt sie ihn los, nickt aber weiterhin lächelnd. „Sie haben eine sehr gute Nase, mit dem Werwolf bin ich gestern unterwegs gewesen, der Vampir hat mich für den Flug heute abgeholt!" Ein Nicken ist zu sehen und er dreht seinen Kopf. „Penelopé! Sei höflich und begrüß unseren Gast für die nächste Woche!" Ein leises Grummeln ist zu hören, ehe die Wyvern sich wandelt und eine Frau zum Vorschein kommt die selbst Lizzy kurz an ihrer Sexualität zweifeln lässt. Lange, gewellte braune Haare, grün-braune Augen die sie skeptisch und nicht gerade freundlich mustern und einen leichten und federnden Gang. Drahtig und gut bemuskelt, aber nicht zu viel als dass man sagen könnte es wäre für eine weibliche Figur nicht mehr schön. „Das ist meine Tochter Penelopé." Lizzy streckt lächelnd die Hand aus, bekommt aber nicht einmal ein: ‚Hallo'.

Fatal DiaryWhere stories live. Discover now