02 ‣ ʷᵐ⁻૧ᵘᵃˡⁱ

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„Überragend. Schönes Tor, das muss ich dir lassen." Ich lache. „Naja, Jamal hat ja auch seinen Teil dazu beigetragen. Der Junge ist echt krass talentiert."

„Trotzdem bist und bleibst du mein Held." „Womit habe ich dich eigentlich verdient, kannst du mir das mal sagen?"

Auf der anderen Seite der Leitung vernehme ich ein leises Rascheln. „Du, ich weiß auch nicht. Eigentlich hast du Recht, ich bin viel zu gut für dich." „Idiot." Lache ich. Dann schiebe ich ein weniger fröhliches „Ich vermisse dich..." hinterher.

„Ich dich auch mein Engel. Aber wir sehen uns doch schon bald wieder. Und dann kann ich dich endlich wieder in meine Arme schließen." Wir reden noch eine Weile miteinander. Über das Spiel von Bens Nationalmannschaft und über all möglich anderes. Ich kann gar nicht glauben, dass ich noch nicht mal ein paar Tage getrennt von ihm aushalte.

Endlich schaffe ich es, aufzulegen. Als ich die Kabine fertig umgezogen verlassen will, um schonmal vor zum Team-Bus zu gehen, hält Kai mich auf.

„Sag mal, ich dachte Ben wollte nicht kommen." Verwundert drehe ich mich zu ihm um. „Ist er ja auch nicht. Er ist in England. Ich habe eben mit ihm telefoniert.

„Dann sehe ich entweder Gespenster oder ich sollte mir dringend eine Brille zulegen. Ich hätte schwören können, dass er das war, der eben in der Eingangshalle gewartet hat." Kai grinst.

Ohne viel Zeit zu verlieren stürme ich aus der Tür um die Person, die angeblich mein Freund ist, näher zu betrachten. Kai müsste es aber eigentlich auch wissen, schließlich spielt er genauso in einem Team mit Ben wie ich.

Und tatsächlich: Dort steht er und wartet darauf, dass ich mich in seine Arme werfe.


──


𝐒𝐀𝐍É 𝐗 𝐊𝐄𝐇𝐑𝐄𝐑


Mir ist schlecht und irgendwie auch ein bisschen schwindelig. Und das liegt nicht daran, dass mich Hansi Flick wieder für die Qualifikationsspiele der Nationalmannschaft nominiert hat, nachdem ich bei der EM nicht dabei sein durfte. Sondern daran, dass ich IHN heute wieder treffe. Nach einer gefühlten Ewigkeit.

Gut, dass mit der Ewigkeit mag übertrieben sein. Auch wenn fünf Jahre für einen 25-Jährigen viel sein mögen, im Grunde ist es ja nur eine Zahl. Die mir irgendwie verdammt wehtut, wenn ich so darüber nachdenke.

Fünf Jahre. 2016 haben wir uns das letzte Mal gesehen, bevor er nach Manchester gegangen ist. Und mich mit einem gebrochenen Herzen zurückgelassen hat.

Kennengelernt haben wir uns bereits in der Schalker Jugend, wo wir 2012 das erste Mal aufeinander trafen. Ich war mit 16 Jahren gerade aus Stuttgart zu den Knappen gewechselt.

Verstanden haben wir uns von Anfang an und die daraus entstandene Freundschaft wurde mit der Zeit zu Liebe. Erfahren durfte das natürlich keiner; das wäre für uns beide der Weltuntergang gewesen. Also versteckten wir uns. Mittlerweile weiß ich, dass es bei Leon und Max nicht anders war und diese Heimlichtuerei ohnehin grundlegend falsch. Aber wir waren jung, zu jung um alles um uns herum zu verstehen.

Zusammen spielten wir beide irgendwann für die erste Mannschaft. Das war die schönste Zeit meines Lebens; wir hatten alle zusammen unendlich viel Spaß: Leon, Max, Er und ich.

Der Anfang vom Ende war dann, als er sich 2016 entschloss, nach England zu gehen. Natürlich ohne vorher mit mir zu reden. Ich verstehe bis heute nicht, wie er das, was wir hatten einfach so wegschmeißen konnte.

𝗗𝗜𝗘 𝗠𝗔𝗡𝗡𝗦𝗖𝗛𝗔𝗙𝗧⁀➷wm 22Where stories live. Discover now