Was hat ihr Meister nur wieder angestellt. Lizzy sitzt stumm am Tisch des kleinen Esszimmers, das Glas mit Wasser hat sie nicht einmal angerührt. Alucard hat die Augen geschlossen und die Arme verschränkt und eine gewisse Anspannung liegt in der Luft. Seras sieht immer wieder zwischen den beiden hin und her und findet nicht einmal einen Ansatz wie sie die beiden irgendwie dazu bringen könnte sich wieder zu vertragen. Sie müsste wissen was passiert ist, aber sie kommt nicht in ihre Gedanken und ihren Meister kann sie dahingehend wirklich vergessen. Sie hasst es wenn schlechte Stimmung herrscht, aber sie kann nichts dagegen tun und das nervt sie noch mehr. Alucard versucht sich gerade einfach nur innerlich von dem Fick dich zu schützen, welches ihm Lizzy seit ungefähr 15 Minuten ununterbrochen gedanklich an den Kopf schmeißt. Ausdauer hat sie ja, das muss er zugeben! Aber es nervt wenn es diese Art von Ausdauer ist. Mit der Zunge schnalzend steht er auf und schiebt den Stuhl nach hinten. „Ich geh in die Stadt bis die Lady weitermachen will.", murrt er und kann es einfach nicht mehr aushalten. Die Draculina sieht ihm dabei zu wie er aus der Küche geht und steht ebenfalls auf. „Ich pass auf dass er nichts anstellt, jetzt könnte er nämlich so nebenbei die Stadt niederbrennen." Ohne Lizzys Antwort abzuwarten geht sie zur Tür und läuft ihm hinterher. Ein Glück dass er nicht gleich im Schatten verschwunden ist, so kann sie noch aufholen. „Ich komme mit Euch mit." Alucard brummt leise. „Ich weiß, bin nicht taub." Natürlich hat er gehört wieso sie ihn begleiten wird! Im ersten Moment war er ein wenig empört, kann es aber auch irgendwie nachvollziehen. Wenn er sauer ist sollte man ihm wirklich nicht dumm kommen, oder er nimmt alles irgendwie falsch auf. Erst als sie in der Stadt aus dem Schatten treten hört der gedankliche Shitstorm auf und er seufzt schon fast erleichtert. „Was ist passiert, sodass es so eskaliert ist?", fragt die Draculina vorsichtig und zieht ein wenig den Kopf ein als er sie aus dem Augenwinkel anstarrt als wolle er sie gleich umbringen. „Missy ist einfach nur empfindlich, das ist alles. Ich lasse sie heute Abend nicht mit ihrem Flohteppich ausgehen und schon ist sie beleidigt. Woher soll ich wissen welchen Test die Lady geplant hat? Nebenwirkungen sollten überwacht werden." Ach herrje... „Habt Ihr ihr auch den Grund genannt, Meister? Oder habt Ihr ihr nur gesagt dass sie heute Abend gegen ihren Willen im Anwesen behalten wird?" Dass sie darauf keine Antwort bekommt und er sogar ihrem Blick ausweicht sagt ihr alles was sie wissen muss. Seras lässt den Kopf hängen und schüttelt ihn leicht. „Meister... Ich kann verstehen wieso sie Euch hasst. Ich würde es auch. Vielleicht solltet Ihr-" „Zurückkehren und mir gedanklich weitere 15 Minuten Fick dich geben? Vergiss es. Sie soll runterkommen!" Eine ihrer Augenbrauen geht hoch. Aha, SIE muss runterkommen. Dass er jederzeit einen Massenmord begehen könnte wenn man ihn auch nur falsch ansieht oder falsch in seiner Nähe atmet, dass lässt er hinten runter fallen. „Also gut. Wir lassen SIE einmal beruhigen und dann werden wir, besser gesagt IHR ihr den richtigen Grund nennen." Warum kann sie es nicht einfach hinnehmen? Muss es für alles einen Grund geben? Offensichtlich. „Wollen wir etwas trinken gehen? So... Schülerin-Meister technisch? Haben wir schon lange nicht mehr gemacht!" Stumm nickt er nur und auch wenn es nicht der beste Umstand ist, zumindest kann sie ein wenig Zeit mit ihm verbringen. Ist zwar nur um ihn abzulenken, aber besser als gar nichts und sie sollte es ausnutzen und das beste Endergebnis daraus ziehen. So schafft es Seras über ein paar Stunden hinaus ihren Meister wieder auf ein normales Level an Aggression zu bringen und gleichzeitig ein bisschen was mit ihm zu unternehmen. Doch auch wenn es nur herumgehen ist, es reicht Seras eigentlich schon aus. Sie kann sich ein wenig mit ihm unterhalten und sie bringt ihn sogar dazu ein wenig über seine Vergangenheit zu erzählen, was er so oder so selten macht. So erfährt sie über seine Familie und wie viel ‚Familie' sie eigentlich waren. Nicht umsonst hat sein Charakter bestimmte Entwicklungen machen müssen um dem allen entgegenstehen zu können. Das Verhältnis zu seinen Brüdern kratzt er nur kurz an, er ist nicht der Freund davon darüber zu reden. Alucard hat für sich selbst die Regel nicht schlecht über die Toten zu sprechen wenn er sie respektiert. Respektiert er seine Familie? Nicht wirklich. Somit fallen auch Worte im Zusammenhang mit seinen Eltern, die Seras nur ein wenig geschockt dreinblicken lassen. Sie hat ja viel erwartet, aber das? Das geht selbst über ihre Vorstellungen hinaus.

Zumindest das Glas mit dem Wasser hat sie getrunken. Hunger hat Lizzy immer noch nicht. Es nagt an ihr dass Alucard ihr einfach so befehlen kann was sie zu machen hat und Hans auch einfach so aufgelegt hat. Sie sieht immer mal wieder auf das Handy, hat aber keine richtige Nachricht von ihm. Sie fühlt sich ein wenig erdrückt, weiß aber selbst nicht wieso. Vielleicht sollte sie wirklich einmal etwas essen? Nur eine Kleinigkeit, das wird niemandem in der Küche auffallen! Die schwarzhaarige steht auf und geht zur Tür, als Gänsehaut sich auf ihrem Körper ausbreitet. Skeptisch runzelt sie die Stirn und bleibt stehen, als sich auch ihre Nackenhärchen melden. Ist Alucard schon zurück? Hoffentlich nicht, es war schön ohne ihn! Ohne seinen verurteilenden Blick und die stumme Drohung dass er etwas macht was überhaupt nicht passend ist. Aber Alucard hat ein anderes Gefühl, wenn er da ist. Außerdem ist da kein Gefühl der Gereiztheit welches er hat wenn er bei ihr ist. Oder in ihrer Nähe, das reicht ja auch schon aus. Das Handy in ihrer Hand leuchtet auf, eine Nachricht von Hans mit einem einzigen Emoji. Die laufende Frau. Felicitas runzelt die Stirn und sieht wie er schreibt. Zwei rote Ausrufezeichen folgen, sie sollte sich beeilen? Noch ist sie sich unsicher, geht aber nach draußen und wird von jemandem wieder in die Küche geschoben. „Ich bin Pip, einer der Söldner. Bleiben Sie bitte hier drin, wie haben ein kleines... felliges Problem aber wir werden uns darum kümmern weil Alucard und Seras nicht da sind." Der Kerl mit den langen Haaren und der Augenklappe wirkt alt für einen Söldner, dennoch nickt sie. „Wir werden das schon schaffen, Miss. Keine Sorge." Lizzy nickt wieder und sieht ihm dabei zu wie er weggeht. Ein felliges Problem. Die Emojis die Hans ihr geschickt hat... er ist da?! Sofort sieht sie nach draußen, doch dieser Pip ist nicht mehr da. So schnell es geht läuft sie zu einer Ecke, sieht dort herum und läuft so immer weiter bis sie stoppen muss, weil dort ein bewaffneter Mann steht und durch ein geöffnetes Fenster nach draußen schießt. Aber er steht direkt bei der Treppe! Sie muss an ihm vorbei, verdammt. Er ist ziemlich konzentriert und lädt auch immer wieder nach. Sie entschuldigt sich jetzt schon innerlich und schleicht sich vorsichtig an ihn heran. Manchmal hasst sie es wirklich so viel in der Medizin zu wissen und somit die Schwachpunkte zu kennen. „Es tut mir wirklich leid!" Der Kerl dreht seinen Kopf und verdreht im nächsten Moment die Augen als sie ihm die Lichter ausschaltet. Lizzy will ihn noch irgendwie auffangen, aber ihr tut die Hand dann doch zu sehr weh und sie schüttelt sie. Wer hätte gedacht dass es nicht so einfach ist wie in Filmen oder Serien? Die schwarzhaarige sieht aus dem Fenster und sieht sich mit großen Augen um. Eins, zwei, drei, vier... Sie hört auf zu zählen und schluckt. Wen hat er alles mitgebracht? Das sind verdammt große Wölfe mit- Felicitas spürt wieder Panik in sich aufkommen. Rotglühende Augen. Ein lautes Pfeifen reißt sie aus ihrer Starre und sie sieht nach unten. Hans sieht zu ihr hoch und streckt seine Arme aus. Sie soll springen? Hat er sie noch alle? Von rechts hört sie etwas die Treppe hochstampfen. Verdammte scheiße, wo hat sie sich nur wieder reingebracht? Unsicher klettert sie auf das Fensterbrett und sieht nach unten. Es ist nicht viel und es sieht höher aus als es ist! Aber dennoch fehlt so das letzte Quäntchen Überzeugung. Höhenangst hat sie keine, nur einen gesunden Respekt davor. „Miss!" Lizzy dreht den Kopf nach rechts und sieht Pip auf sich zulaufen, was ihr dann doch den Rest gibt. Mit einem: „Sorry!", springt sie ab und presst die Augenlider aufeinander. Hans fängt sie sicher auf und läuft ein paar Meter mit ihr vom Anwesen weg, ehe er sie hinunterlässt. Minimal überfordert starrt Lizzy, die sich erst noch irgendwie von dem kleinen freien Fall erholen muss, den eh schon großen Kerl an. Die Wandlung in seine Werwolfform lässt sie mit offenem Mund starren und sie muss den Kopf ein wenig in den Nacken legen. Dann legt er sich auf den Bauch, sieht sie auffordernd an und die schwarzhaarige sieht noch einmal zum Anwesen, ehe sie auf ihn raufspringt. Der Werwolf wartet nicht lange, steht auf, gibt ein langgezogenes Heulen von sich und gibt so das Signal für den Rückzug. Er wartet auch nicht darauf dass sie sich daran gewöhnt, dafür haben sie jetzt wirklich keine Zeit. Felicitas hält sich nur irgendwie am Fell fest und hat Flashbacks zu der Zeit als sie noch aktiv im Reitverein war. Sie würde ja sagen es gibt große Unterschiede! Aber... nicht wirklich. Nur hat sie halt weder Zügel noch Sattel oder sonst etwas was ihre Sicherheit gewährleisten könnte. Sie wagt einen Blick nach hinten und auf die Seite, weitere Werwölfe laufen mit seiner Geschwindigkeit mit, sind aber sonst still. Hans hat sie da rausgeholt, wie er es versprach.

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