Tag 31 ~Mittag

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„Thoran?", fragte Fae und umklammerte den Schlüssel zu Thorans Wohnung, den Alistair ihr gegeben hatte, wie eine Waffe. Egal, was hier in seiner Wohnung kroch- sie wollte ihm nicht begegnen. 

„Pornosternchen?", fragte seine tiefe Stimme aus dem Obergeschoss und Fae seufzte auf. Es war keine Nutte bei ihm. „Egal was du machst, komm nicht hier hoch." Und Faes Hoffnung auf ein bisschen Normalität verpuffte. 

„Wieso?", fragte sie und stieg langsam die Treppen hoch. „Ist etwa dein... Ludwig im Spiel?"

Sie meinte Thorans heiseres Lachen hinter seiner Tür zu hören, blieb aber trotzdem stehen und öffnete sie nicht. Irgendetwas ging in dieser Gruft vor sich und es war sicher irgendetwas, das mit Sex zu tun hatte. Vielleicht masturbierte er ja? 

Schnell versuchte sie das Bild, das sich in ihrem Kopf bildete zu vertreiben, doch es steckte fest. Eine Schauer schüttelte sie. 

Erst als sie die Hand bereits auf der Türklinke hatte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Verdammt, Thoran. Schaust das etwa den Schneewittchengangbang?" 

Keine Stimme kam aus dem Zimmer dahinter und genervt klopfte sie dagegen. „Du weißt, dass das nicht schlimm ist, oder? Ich meine, ich werde dich nicht zu verurteilen, nur weil du Pornos schaust, das machen mehr Menschen, als sie jemals zugeben würden. Hast du gewusst, dass sie einmal eine Studie mit männlichen Teilnehmern machen wollten, aber keine gefunden haben, die noch nie Pornos geschaut haben? Und außerdem..." 

Auf einmal öffnete sich die Tür und Fae fiel beinahe in Thorans Arme. Er aber fing sie nur auf und stellte sie sicher wieder zurück vor die Tür und lächelte sie breit an. Er wollte unbedingt hören, wie sie den Satz vollenden würde, konnte aber nicht widerstehen. „...und außerdem hast du schon in einem mitgespielt, Pornoste... ich meine Fae?" Er liebte es, wenn er sie so necken konnte und er sah, wie sich ihre Wangen langsam rot färbten. 

„Was willst du jetzt mit Lachlans Ludwigfoto machen? Und wieso nennst du seine Erektion Ludwig?" Fae versuchte aus seiner Haltung und seinen Klamotten Schlüsse zu ziehen, was hinter der verschlossenen Tür abgelaufen war. Sie wusste, dass sie viel zu neugierig war, musste aber diese Frage stellen. Sein schwarzes Sweatshirt und seine blaue Jeans sahen komplett normal aus, genauso wie seine Haare nicht in alle Richtungen abstanden und sein Lächeln war astrein. Entweder er verschloss sich absichtlich, oder aber, und das war viel wahrscheinlicher, er versuchte sie zu nerven. 

Langsam ging er an ihr vorbei und stieg die Treppen hinunter. Erst als er durch die breiten Küchentüren trat, begann er zu sprechen. „Nun ja, als Alistair und ich studiert haben, war ich öfters über Thanksgiving, wenn meine Eltern wieder einmal im Ausland waren, bei seiner Familie. Und er hat einen kleinen, Mariokart abhängigen Cousin, der uns immer zum Spielen gezwungen hatte. Und jedes Mal, wenn er verloren hatte, hatte er mit sich selbst gesprochen und einen gewissen Ludwig beschimpft. Das hat sich dann so weit entwickelt, dass wir Penisse allgemein Ludwig genannt haben. Und ehrlich gesagt habe ich nur verschiedene Ansätze für meine Rache an Lachlan und Natalia. Wie du bereits vorgeschlagen hast, habe ich überlegt, ob ich es nicht an Natalias Pinnwand posten lassen soll, oder mich aber in ihren Instagram-Account einhacken soll oder aber und jetzt kommts- es bei Ebay versteigern soll." 

Fae zog während seiner Rede nur langsam eine Augenbraue hoch. „Glaubst du wirklich, dass das eine so gute Idee ist? Ich meine du willst Rache an Natalia nicht an Lachlan. Er hat dir im Grunde nichts getan, außer deine Verlobte zu vögeln. Und außerdem könntest du eine mächtige Strafe kassieren, wenn du das Bild gegen seinen Willen im Internet veröffentlichst."

Thoran biss nur auf seiner Unterlippe herum und überlegte, wie er seinen Plan dennoch durchziehen konnte, ohne das Fae ihm dazwischenfunkte. „Verdammt. Kann ich es ihm wenigstens über WhatsApp schicken? Oder Natalia? Ich meine, dann hat wenigstens die NSA was zu lachen."

Fae musste leicht bei seiner Aussage schmunzeln und sendete das Foto an die gleiche Nummer, mit der er sie vorher angerufen hatte. 

Sein Handy piepste, doch er beachtete es gar nicht mehr, sonder kramte in den Kästen nach einem Teller, öffnete eine Lade und holte eine halbe Pizza hervor. Unschlüssig stand Fae daneben und wartete auf etwas, das sie tun konnte. 

„Was?", fragte Thoran und schluckte erst nach seiner Frage die Pizza hinunter. „Warum starrst du mich so an?"

Fae lächelte nur und wollte antworten, doch in dem Moment klingelte es an der Wohnungstür. Unsicher sah sie zu Thoran, doch der aß nur seelenruhig weiter und deutete ihr aufzumachen. 

„Ja?", fragte sie und starrte den dicken Postboten nur ohne ein weiteres Wort an. 

„Ich habe hier ein Paket für Thoran Flux?", fragte er und versuchte einen Blick in die Wohnung zu werfen, doch Fae schloss nur die die Tür hinter ihnen. 

„Ich nehme das schon," gab sie zurück und ohne ein weiteres Wort hielt der Postbote ihr das Paket hin, wo oben drauf noch ein Gerät für die Unterschrift lag. „Bitte unterschreiben," sagte er und sah zu, wie sich Fae bückte und signierte. „Danke, haben Sie einen schönen Tag, Ma'am." 

„Sie ebenfalls," sagte sie und ging zurück in die Wohnung. 

Schnell kam Thoran aus der Küche und sah sie erwartungsvoll an. „Ist das Geschenk für mich?"

„Für wen den sonst, du Dummerchen?", fragte Fae und las den Absender vor. „Das hat Natalia geschickt." 

Thorans erfreuter Gesichtsausdruck verschwand und er ließ seine Hände, die er freudig gefaltet hatte, wieder an seine Seite fallen. „Oh. Also kein Geschenk." 

Fae sah, wie seine Finger zitterten, als er das Paket langsam öffnete und vorsichtig Bilderrahmen, Fotos, Klamotten und eine ziemlich teuer aussehende Uhr herausholte. Sie hatte geglaubt, dass es ihm besser ging, doch sie lag falsch. Er war noch lange nicht über sie hinweg. 

Thoran hielt die Uhr fest umklammert und sie hörte, wie er mit seinen Zähnen knirschte und eine tiefe Falte sich zwischen seinen Augen bildete. Er war verdammt wütend. 

„Thoran?", fragte sie leise und sah zu, wie seine Knöcheln langsam weiß hervortraten, doch er antwortete nicht. 

Stattdessen schmiss er die Uhr mit aller Kraft gegen die Wand. „Verdammt," brüllte er und schmiss den Bilderrahmen nach, zerriss die Fotos und schleuderte die Klamotten in Richtung Eingangstür. „Verdammt, verdammt, verdammt." 

Langsam wich Fae, von seinem Wutanfall eingeschüchtert, zurück. Sie hatte keine Ahnung was sie machen sollte. 

„Thoran?", fragte sie noch einmal, aber leiser, eingeschüchtert. Er drehte sich langsam zu ihr um und sie versuchte die Tränen in seinen Augen zu ignorieren, auch wenn es ihr innerlich das Herz zerbrach ihn so zu sehen. Natalia hatte ihm alles genommen und das ohne mit der Wimper zu zucken.

„Das war nicht einmal meine Uhr gewesen," sagte er tonlos und wischte sich über die Augen. Ich wollte nur dein Geld, dein Geld, dein Geld, dein Geld, hallte es in seinem Kopf immer wieder. Ich habe dich nie geliebt. „Sie gehörte Lachlan. Und sie wusste das, denn ich hasse Uhren. Ich habe nie eine gehabt und zu unserem ersten Jahrestag hat sie mir eine geschenkt und ich habe erst zwei Wochen darauf mich getraut ihr zu sagen, dass ich keine Uhren trage. SIE HAT ES VERDAMMT NOCH MAL GEWUSST." Er schluchzte auf. „Fuck." 

Fae trat einen Schritt vor, als er zu schluchzen begann. „Thoran?", fragte sie wieder, als er ihr den Rücken zudrehte, damit sie seine Tränen nicht sah und berührte ihn leicht an der Schulter. Sie hatte einen Entschluss gefasst und den würde sie durchziehen.  

„Wie wärs? Lass uns eine Auszeit von New York nehmen? Hawaii soll um diese Jahreszeit schön sein." 

How to Fix a Broken HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt