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Ich versuchte, mich für eine Farbe zu entscheiden, als ich die wenigen Kleidungsstücke, die in meiner Reisetasche Platz gefunden hatten, durchsah.

Rot war auf jeden Fall ein absolutes No-Go. Aber die grün-graue Bluse, die ich eingepackt hatte, schien mir für ein Vorstellungsgespräch zu... offenherzig. Ich war von Natur aus mit einem auffallenden Vorbau gesegnet. Da mussten sie nicht auch noch jedem ins Gesicht springen. Schon gar nicht meinen neuen Vorgesetzten. Potentiellen Vorgesetzten.

Erleichtert stellte ich fest, dass ich auch das blau karierte Polo eingepackt hatte. Es war zwar überhaupt nicht mein Stil, aber für so einen Anlass perfekt. Ich würde es einfach mit der grauen Strickjacke, High-Waist-Jeans und meinen DocMartens kombinieren.

Perfekt.

Während ich mir die Zähne putzte, signalisierte mir das Aufleuchten meines Handydisplays aus dem Augenwinkel, dass ich einen Anruf verpasst hatte.

Mama, leuchtete es mir entgegen. Ich hatte es allerdings eilig. Wenn ich den Weg stressfrei finden wollte, musste ich mich bald aufmachen.

Ich legte nur ein wenig Wimperntusche und nudefarbenen Lippenstift auf, band mein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und zupfte an der Seite einzelne Strähnen wieder heraus.

Meine Haare waren von Natur aus rötlich und reichten im offenen Zustand bis zum Ende meiner Schulterblätter. Nach der Trennung hatte ich sie mit hellen Strähnen gepimpt. Jetzt mochte ich sie so, wie sie waren. Irgendwie sahen sie auch in einem unordentlichen Dutt noch süß aus.

Der Pferdeschwanz schien mir perfekt für ein Vorstellungsgespräch zu sein. Ich löste den Blick von meinem Spiegelbild und liebäugelte kurz mit dem zerknautschten Alice in Chains-Shirt auf dem Bett. Ich hatte es als Pyjamashirt getragen und fragte mich insgeheim, ob er es vermisste.

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Wien war atemberaubend.

Das stellte ich nun bereits zum dritten Mal fest, während ich versuchte, den Namen der Redaktion irgendwo in diesem Schilder-Wirrwarr auszumachen.

Der Straßenname war korrekt, das hatte ich bereits mehrmals gecheckt. Links und rechts von mir rauschten Fußgeher und Radfahrer vorbei. Selbst die E-Scooter, die in Berlin zurzeit total angesagt waren, gab es hier.

Ich ließ den Blick erneut schweifen und hätte beinahe laut aufgeschrien, als ich den Namen endlich auf einem der zig Schilder auf dem Haus mit der Nummer 5 erblickte.

- M A K A D O -

Kurz für: Magdalena Karina Dobetzky.
Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich nicht viel über das Unternehmen wusste, bei welchem ich mit gleich vorstellen würde. Den Namen der Inhaberin hatte ich mir eingetrichtert.

Makado war ein Print- und Online-Magazin und legte seinen Fokus auf "die Frau im Business-Alltag". Um ehrlich zu sein, klang das ein wenig altbacken. Aber sie waren die einzigen gewesen, die zurzeit einstellten und eine Redaktionsgehilfin gesucht hatten.

Mir war bewusst, dass meine Chancen verschwinden gering waren. Aber einen Versuch war es wert.

Ich stemmte mich gegen die hohe, schwere Holztür und betrat das alte Gebäude.

Mehrere Buchhalter, Steuerberater und e-commerce-Unternehmen schienen hier untergebracht zu sein. Das Büro befand sich im dritten Stock - ohne Aufzug.

Natürlich.

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⏰ Última actualización: Sep 30, 2021 ⏰

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