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Zähneknirschend sitze ich nun in der Kutsche, welche mich in das verfeindete Königreich bringen soll. Dass ich nicht lache. Ich will den Kronprinzen nicht zum Gemahl nehmen, aber das Wohl des Königreiches liegt an mir, weswegen ich mein Schicksal so hinnehme wie es ist. Auch wenn es mir nicht passt einfach ausgeliefert zu werden, wie ein ausrangiertes Pferd an den Metzger. Ich habe nichts als Hass für das Königreich Shoya übrig und doch wird dies mein neues Zuhause werden. Kopfschüttelnd wende ich meinen Blick auf die vorbeiziehende Landschaft welche sich von Stunde zu Stunde immer mehr verändert. Die kalten, verschneiten Berge unseres Königreichs Mitronne weicht grasbewachsenen Flächen, voll mit grasendem Vieh und Feldern so weit das Auge reicht. Doch auch dieses Naturschauspiel weicht allmählig den verdorrten und teils verbrannten Weiten des Königreichs Shoya. Dreizehn Tage bin ich nun schon auf dem Weg, doch ich nehme lieber weitere dreizehn Tage Reise in Kauf, anstatt in dieses Trostlose Reich zu müssen. Angewidert wandert mein Blick wieder in das Innere der Kutsche und meine Konzentration gilt dem Traben der Pferde und dem, kaum verständlichen, Gemurmel der Wachen, welche mich begleitet haben. Ich lehne meinen Kopf nach hinten an die Kutschenwand und atme tief durch. In dieser glühenden Hitze schnürt mir mein Korsett die Luft zum Atmen ab und Schweiß steht auf meiner Stirn. Der Unterschied zwischen dauerhaft beschneiten Bergen meines Landes und der schier endlosen, sengenden Wüste meiner Feinde ist gravierend. Mein Körper scheint sichtbare Probleme mit dem Temperaturunterschied zu haben und es fällt mir von Minute zu Minute schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen. Mein Butler Rominico reicht mir einen Beutel gefüllt mit kühlem Wasser, welchen ich mit Freuden annehme. Ich bin zu schwach, als dass ich selbst Wasser erzeugen könnte, deswegen wurde mir in weiser Voraussicht ein kleiner Vorrat dieser wassergefüllten Beutel mitgegeben. Seufzend beginne ich zu trinken und genieße jeden einzelnen Schluck den ich nehme. Ein paar Haarsträhnen haben sich aus meiner Frisur gelöst und kleben mir nun nass im Nacken. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als mir Erinnerungen in den Kopf schießen, wie meine Mutter mich immer nannte. Schneeengel, das war ihr Name den sie mir gab. Wegen meinen weißen Haaren, doch ich bezweifle bis heute, dass das wirklich der Grund war. Ich glaube eher, dass sie mir diesen Spitznamen gab, da es eine Legende in Mitronne gibt. Unser Reich soll von Engeln erbaut worden sein. Engel die so ein strahlendes Aussehen wie frisch gefallener Schnee gehabt haben sollen. Auch soll ihre Haut kühl wie gefrorenes Wasser gewesen sein und ihr Auftreten majestätisch aber zerstörerisch wie Schneestürme. Ich glaube nicht an diese Legenden, aber man erzählt sie sich im Volk und diese glauben tatsächlich an diese Märchengeschichten. Meinen Geschwistern und mir wurde immer eingebläut, dass wir uns an Fakten halten sollen und immer auf unseren Verstand, nicht unser Herz hören sollen. Sehr ironisch wenn man bedenkt, dass meine Eltern aufgrund von Liebe und ihres Seelenverwandten-Bandes geheiratet haben. Schnaubend gebe ich Rominico den Beutel zurück und schließe die Augen um etwas vor mich hin zu dösen. Die letzten Tage waren weit Kräfte zerrender gewesen, als ich es je zugeben würde, aber so ist es nun  mal. ich war eine Prinzessin und Schwäche zeigen, kam für mich nicht einmal in meinen kühnsten Träumen in Frage. Die nächsten Minuten und Stunden ziehen sich wie schlecht gebratenes Fleisch, sehr zäh. Ich wünschte mir gerade nichts sehnlicher, als Zuhause im Schlossgarten mit meinen Geschwistern und meinem Hund im Garten zu toben wie damals, als wir alle noch Kinder waren. Doch diese Zeiten sind schon längst vergangen und die Kinder von damals sind starken, jungen und vor allem begabten Erwachsenen gewichen. Die Älteste von uns sieben Nachkommen bin ich, Yeona Mitronne, danach kommen die Drillinge Lucian, Micayl und Josephe und die drei jüngsten Asteria, Scyalla und Voan, welche elf, zehn und vier Jahre alt sind. Ich selbst bin gerade neunzehn geworden und die Drillinge sind auf den Tag genau siebzehn. Natürlich wäre ich heute lieber bei meinen Brüdern und würde ihren Geburtstag mit ihnen feiern, aber ich habe eine Pflicht zu erfüllen. Ich öffne die Augen und sehe, wie Rominico sich zum Ausstieg bereit macht. "Sind wir angekommen?" Verwirrt versuche ich einen Blick auf die Umgebung zu erhaschen, jedoch drückt mir mein Butler meinen Fächer in die Hand und bedeutet mir, ebenfalls auszusteigen. Die Hand, welche er mir entgegen streckt, nehme ich dankend an und trete aus der hölzernen Kutsche. Ich recke das Kinn und wappne mich innerlich für das was folgt, der Empfang durch die Königsfamilie Shoyas. Mein Blick fällt jedoch zuvor auf das imposante, aus Sandstein erbaute Schloss, welches sich vor mir erstreckt. Ein Staunen kann ich auch Rominicos Blick entnehmen und bin froh, dass nicht nur ich von dem Anblick überwältigt bin. Ich raffe jedoch schnell meine Röcke und mache mich auf den Weg in das Schloss. In welchem ich vermutlich schon seit Tagen erwartet werde, doch wir wurden von einigen Sandstürmen und auch Vieh auf dem Fahrweg verhindert. Schadenfroh lächelnd gehe ich vor und höre, wie die restlichen Angestellten meine Koffer voll mit Kleidern entladen. Bei dem Gedanken daran, dass ich ab jetzt sehr wahrscheinlich für immer hier in dieser verbrannten Einöde leben muss, kommt mir etwas Galle hoch. In meinen Gedanken spielt sich seit Tagen ein und das selbe Mantra, immer und immer wieder ab: Es gibt kein Zurück mehr, du tust das einzig und allein für dein Volk. Entschlossen beschreite ich die letzten Meter zum Schloss, in welchem mein Leben, so wie ich es bis jetzt gewohnt war, aufhört zu existieren.

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⏰ Last updated: Aug 03, 2021 ⏰

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