„Also wenn du willst, können wir uns gerne mal zusammensetzen. Vielleicht hilft es dir, wenn du es nochmal von einer anderen Seite erklärt bekommst." Überrascht sah ich ihn an. „Und du hast ja eindeutig noch was gut bei mir, dafür was du die letzten zwei Monate gemacht hast."

„Ja gerne, danke. Das ist echt nett von dir." Die Chance ließ ich mir natürlich nicht entgehen. „Aber jetzt erzähl du mal, wie war es in Argentinien?"

„Ah, bevor ich erzähle, muss ich dir erst noch etwas geben. Ich hab dir nämlich was mitgebracht." Er sprang auf und verschwand für ein paar Minuten, während ich das Gefühl hatte, vor Freude platzen zu müssen. Er hatte mir etwas mitgebracht.

Er hatte an mich gedacht!

Adrian kam mit einer Tüte zurück, die aussah, wie eine Plastiktüte aus dem Supermarkt.

„Ich wusste nicht genau, was dir so gefällt, deswegen dachte ich mir, ich bringe dir etwas typisch argentinisches mit." Stolz lächelte er und hielt mir die Tüte hin.

Es war wirklich eine Supermarkttüte.

Ich schaute rein und wusste nicht, ob ich maßlos enttäuscht sein oder in schallendes Gelächter ausbrechen sollte.

In der Tüte war Mais.

Eine riesige Packung Mais.

Ich entschied mich für die zweite Variante und fing laut zum Lachen an. Immerhin hatte er an mich gedacht und das war für mich schon das größte Geschenk, das er mir machen konnte.

„Gefällt's dir?" Er grinste mich an.

„Es ist extrem originell! Danke!"

„Na, wenn du dich darüber schon freust, dann bin ich gespannt, was du zu deinem richtigen Geschenk sagst." Sein Grinsen wurde noch ein wenig breiter, was eigentlich fast nicht mehr möglich war und mir verschlug es die Sprache.

Er hatte mich eiskalt schon wieder verarscht.

„Du hast mich ernsthaft schon wieder auf den Arm genommen?", rief ich ihm hinterher, als er aber schon wieder in der Tür stand, dieses Mal mit einer kleinen Geschenktüte in der Hand. Wortlos drückte er mir das Tütchen in die Hand und setzte sich wieder mir gegenüber. Erwartungsvoll blickte er mich an und ich öffnete die Tüte. Innen fand ich einen in Papier eingewickelten, rundlichen Gegenstand, den ich vorsichtig herausnahm, da ich nicht wusste, ob etwas kaputt gehen konnte. Unten in der Tüte lag noch ein länglicher Gegenstand, ebenfalls eingewickelt, den ich auch heraus nahm und auf den Tisch legte.

Zuerst wickelte ich den größeren Teil aus und zum Vorschein kam ein hölzerner Trinkbecher, der mit wunderschönen Musterungen verziert war.

„Wow", hauchte ich leise, während ich die filigrane Arbeit betrachtete und die zarten Linien mit meinem Zeigefinger nachfuhr. Kurz warf ich Adrian einen Blick zu, der mich mit einem Lächeln betrachtete. Ich stellte den Becher ab und packte den länglichen Gegenstand aus, der sich als silberner Löffel entpuppte. Mir stiegen fast die Tränen in die Augen, als ich sah, dass er sogar meinen Namen in einer schönen, geschwungenen Schrift hatte eingravieren lassen. Schnell blinzelte ich die kleinen Tränen weg und ohne groß nachzudenken stand ich auf und umarmte ihn einmal fest.

„Danke, das ist echt wunderschön. Ein Mate-Becher, vielen Dank!"

Ich setzte mich wieder und betrachtete noch einmal das Geschenk. Adrian hatte genau meinen Geschmack getroffen. Ich liebte traditionelle Dinge und wollte am liebsten irgendwann einmal ebenso eine Sammlung haben, wie Adrian sie besaß.

„Ich hätte mir denken können, dass du gleich weißt, was das ist." Schwang da ein wenig Stolz in seiner Stimme mit? „Und ich hab dir auch etwas von dem Yerba-Tee mitgebracht, den sie typischerweise daraus trinken."

Mir kam eine Idee. „Wollen wir ihn gleich einweihen?", fragte ich ihn und Adrian nickte lächelnd. Er stand auf, füllte Wasser in den Wasserkocher und nahm eines der Päckchen von dem Küchentresen, die ich noch gar nicht bemerkt hatte. Er nahm einen Löffel und löffelte ein wenig von dem Tee in den Holzbecher. Als das Wasser kochte, füllte er ihn bis oben hin auf, steckte den Löffel hinein, der gleichzeitig als Strohhalm diente und reichte ihn mir.

„Hier, du zuerst. Aber Vorsicht, das ist noch heiß."

„Ja, Mama", war mir schneller raus gerutscht als ich denken konnte, aber Adrian nahm das anscheinend keineswegs als Frechheit, sondern lachte ein weiteres Mal. Ich liebte sein Lachen.

„Schon kapiert."

Ich pustete ein wenig auf das Wasser, bis sich die Oberfläche kräuselte. Dann nahm ich vorsichtig einen kleinen Schluck, und ließ mir den Geschmack auf der Zunge zergehen. Ich hatte noch nie Mate-Tee getrunken, nur davon gehört, aber es schmeckte einfach unglaublich. Der bittere Geschmack war anfangs etwas ungewohnt, aber allein das Gefühl, etwas zu tun, das man vorher noch nie getan hatte, war toll.

„Mmmh, ist das lecker!" Ich schob Adrian den Becher hin. Als er danach greifen wollte, ermahnte ich ihn mit gespieltem Ernst: „Aber Vorsicht, der ist noch heiß." Er lachte schon wieder.

„Gut, dass du's sagst, ich werd' aufpassen." Dann zog er den Becher zu sich und nahm einen Schluck, bevor er die Augen weit aufriss, zur Spüle hechtete und ihn gleich wieder ausspuckte. Völlig überrascht sah ich ihn an.

„Scheiße! Der ist ja echt noch heiß! Wie kannst du das trinken?" Entsetzt sah er mich an und ich konnte einfach nicht anders, als über seinen Gesichtsausdruck zu lachen.

„Vielleicht bin ich einfach nicht so zimperlich", meinte ich gespielt kokett.

„Ja, ja, werd' nur frech." Amüsiert setzte er sich wieder und schob mir den Becher zurück. „Dann trink du erst mal, ich hab mir die Zunge verbrannt..."

Genüsslich nahm ich noch einen großen Schluck und sah ihn dann abwartend an.

„Du wolltest von Argentinien erzählen."

_________________________________

Adrian ist wieder daaaaaaa!!! :)))
Wie findet ihr die Geschenke, die Adrian Robyn mitgebracht hat?

Tyskerfie & HeyGuys77


HeartsWhere stories live. Discover now