Kapitel 31

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Am nächsten Morgen müssen wir unsere Sachen packen und das Hotelzimmer aufräumen. Bevor wir zum Flughafen fahren, machen wir einen kurzen Spaziergang auf dem Las Vegas Strip. Es wird eindeutig kühler als in den letzten Tagen und heute hat sich die Sonne hinter einer dichten Wolkenwand versteckt.

„Wir konnten gar nicht so viel von Las Vegas Nachtleben erfahren", sagt Lance, während wir die Straßenseite wechseln.

„Wie du bereits weißt, hätte ich meine Zeit nicht gerne in einem Club verbracht", antworte ich, um ihm seine Enttäuschung zu nehmen.

„Trotzdem wünschte ich mir, wir hätten mehr Zeit gehabt." Ich weiß, das er dieses Mal nicht nur von unserem Las Vegas Urlaub spricht. Ich habe nur noch sieben Tage auf der Erde. Wir haben nur noch sieben Tage miteinander. In genau einer Woche werde ich in einem Raumschiff sitzen und zusehen wie die Erde unter mir immer kleiner wird. Ich schlucke fest bei dem Gedanken daran, dass ich Lance zurücklassen muss. Er bleibt vor einem großen Hotel stehen und mustert die Architektur. Lance hat alles Glück der Welt verdient, eine Frau, Kinder und ein Haus mit zwei Hunden. Trotzdem hat er sich für mich entschieden. Das Mädchen, das ihm das Herz bricht und das wiederum bricht mir das Herz. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schaue mir die Glasfenster an, während sich meine Hand nach seiner ausstreckt. Meine Finger verschränken sich mit seinen, bevor Lance mich zu sich zieht und mir einen Kuss auf die Stirn drückt. Über sein Gesicht huscht ein Lächeln, während er seinen Arm um meine Schulter legt. In dieser Position laufen wir die Straße hinunter und Lance macht keine Anstalten mich loszulassen. Ich genieße seine Nähe und den Moment des Friedens, der sich auf uns zwei gelegt hat. Las Vegas hat mich nicht verändert, sondern Lance. Bei ihm bin ich zuhause, mit ihm fühlt sich alles richtig an. Ich wünschte, diese Momente würden ewig andauern und die Gefühle könnte ich für immer in mir einschließen.

„Kann ich dir helfen, den Rest deiner Wohnung leer zu räumen, wenn wir wieder da sind?", fragt Lance und reißt mich damit aus dem Moment.

„Wieso müssen wir jetzt schon darüber reden, wenn wir noch hier sind?", frage ich und presse meine Lippen fest aufeinander. Ich möchte nicht darüber reden was passiert, wenn das Ende nahe ist. Das kann ruhig noch ein bisschen aufgeschoben werden.

„Irgendwann müssen wir es tun", sagt Lance leise und seine Stimme geht fast im Geräusch des Verkehrs unter.

„Ja", krächze ich und lasse den Schmerz zu, der durch meinen Körper fließt. Lance möchte mir helfen und für mich da sein. Er tut es, weil er ein guter Mensch ist und unsere Zeit bald um ist. Jedoch möchte ich nicht daran denken. Nicht jetzt, wo wir noch hier sind, an einem Ort, der so weit weg von dem zu sein scheint, was auf uns zukommen wird.

Die Fahrt im Umocar zum Flughafen verläuft ruhig. Ich beobachte wie sich die Hotels und Casinos entfernen, während sich zwischen uns die Erinnerung an das Zeitlimit breitmacht. Passend zur Stimmung fallen vereinzelte Regentropfen auf die Scheiben. Jetzt, da die "Weltreise" vorbei ist, liegt der ganze Fokus auf die Reise zur Fleon und ich weiß plötzlich nicht mehr, ob ich mich darauf freuen soll oder nicht. Ich bin froh, dass ich bald gehen kann, aber ich möchte Lance nicht zurücklassen. Im Flugzeug sitzen wir wieder nebeneinander, dieses Mal sitzt Lance direkt am Fenster. Seine Augen blicken starr hinaus und das leichte Lächeln, das sonst immer auf seinen Lippen liegt, ist vollständig verschwunden. Er ist völlig in Gedanken versunken, Gedanken an mich und an uns. Ich verschränke meine Hände ineinander und kämpfe gegen die bittere Galle an, die meinen Hals hochsteigt.

„Ich möchte nicht, dass du traurig bist", sage ich. Das Flugzeug hat abgehoben, Las Vegas ist jetzt nur noch ein kleiner Punkt unter uns.

„Ich weiß ... Ich gebe mein Bestes", antwortet Lance. Das Lächeln auf seinen Lippen ist gezwungen. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter.

StayWhere stories live. Discover now