Gewitterwolken und Turbolenzen

80 28 46
                                    

Leider stelle ich fest, dass wir nicht nebeneinander sitzen, aber das wäre auch ein extremer Zufall gewesen. Stattdessen sitzen wir mehr oder weniger am jeweils anderen Ende des Flugzeugs. Trotzdem bin ich unglaublich froh, dass ich ihn getroffen habe und wir uns noch einmal wiedersehen würden. Vielleicht würde ich ja Glück haben und er würde am Ausgang auf mich warten. Jetzt galt es aber erst einmal einem 12 Stunden Flug zu überbrücken.

Nachdem ich meinen Rucksack verstaut habe, setzte ich mich auf meinen Platz am Fenster und sehe hinaus. Nachdem das Flugzeug mit einer Verspätung von 20 Minuten abhebt, sehe ich fasziniert zu, wie die Sonne untergeht und die Welt unter unseren Füßen in ein goldenes Licht taucht. Für einen Moment vergesse ich alles um mich herum und beobachte dieses einzigartige Naturphänomen gebannt. Als der letzte Sonnenstrahl am Horizont verschwindet, gleitet meine Aufmerksamkeit zurück ins Innere des Flugzeugs und ich entscheide mich dazu, Hannah alles in einer Nachricht haarklein zu schildern. Diese würde zwar erst bei unserer Landung verschickt werden, trotzdem habe ich das Bedürfnis jemandem davon zu erzählen. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, wie ihr die Augen aus dem Kopf fallen werden, wenn sie hört, dass ich mich für einen Mann interessiere. Hannahs unzählige Verkupplungsversuche war immer wieder gescheitert und sie hatte mir schon eröffnet, dass ich noch als Single sterben würde, wenn ich nicht bald jemand fände. Ich sollte mir den morgigen Abend auf jeden Fall frei halten, denn auf diese Nachricht würde ein langer Anruf von ihr folgen. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich vermisse meine beste Freundin jetzt schon. Gerne würde ich ihr alles persönlich erzählen.

Nachdem ich die ewig lange Nachricht abgeschickt habe, an der Hannah bestimmt 10 Minuten zu lesen haben würde, stöpsele ich meine Kopfhörer ein und lehne mich entspannt zurück. Als ich aber die Augen schließe, um mich auszuruhen, sehe ich Deans leuchtend grüne Augen vor mir. Ruckartig reiße ich meine Augen wieder auf, weil ich für einen Moment tatsächlich denke, dass er vor mir steht. Als ich meine Irrtum erkenne erröte ich und flüstere mir leise zu "Ach Mia, du bist ihm jetzt schon hoffnungslos verfallen. Was soll bloß aus dir werden, wenn du noch nicht mal eine schönen Mann ansehen kannst, ohne dass deine Hormone völlig überkochen?"

Ich schließe meine Augen wieder, bin aber dieses Mal vorbereitet. Nach einiger Zeit verliere ich mich in dem unendlichen Grün. Ich merke erst, dass ich eingeschlafen bin, als mich ein unsanftes Ruckeln begleitet von einer Durchsage weckt. "Aufgrund von Turbolenzen bitten wir Sie sich umgehen wieder auf ihre Plätze zu begeben, sich anzuschnallen und die Tische hoch zu klappen." Ein Blick nach draußen zeigt eine undurchdringliche Schwärze, die und von alles Seiten einschließt.

"Auf Grund eines Starkgewitters, müssen wir unsere Flugroute leider ändern, wodurch wir mit einer Verspätung von zwei Stunden in San Franzisco eintreffen werden. Wir bitten um Ihr Verständnis, da ein direkter Weiterflug zu gefährlich wäre."

Daraufhin geraten einige Passagiere in Aufregung und machen ihrem Ärger über die Verspätung Luft. Ich kann das allerdings nicht nachvollziehen. Besser wir kommen heil und mit etwas Verspätung an, als vielleicht gar nicht. Außerdem haben die Piloten diese Entscheidung getroffen und wir sollten darauf vertrauen, dass es die richtige ist. In meinen Ohren klang die Erklärung jedenfalls plausibel. Ein Pling kündigt die neue Route an, die auf den Bildschirmen angezeigt wird. Statt nur übers Land zu fliegen, machen wir einen kleinen Umweg über den Ozean. Aber dieser Schlenker erscheint mir nun wirklich nicht groß. Ich lehne mich wieder entspannt zurück und langsam kehrt auch wieder Ruhe im Flugzeug ein. Einige Minuten vergehen und auch die Turbolenzen werden immer weniger. Plötzlich aber schlägt etwas von außen gegen das Flugzeug und verursacht für wenige Sekunden ein ekliges Knirsch Geräusch, was mir einen kalten Schauer beschert und ein mulmiges Gefühl hervorruft. 

Wieder ertönt eine Durchsage "Meine Damen und Herren, bitte bleiben Sie ruhig auf ihren Plätzen. Wir konnten das Gewitter erfolgreich verlassen, allerdings fliegen einige Gegenstände durch den Luftraum. Dennoch handelt es sich um keine ernst zu nehmende Gefahr, da dieses Flugzeug über besondere Sicherheitsvorkehrungen verfügt, die es schützen. Es besteht also kein Grund zur Sorge." Mein Herzschlag beruhigt sich etwas, von dem ich nicht einmal bemerkt habe, dass er erhöht war. Das mulmige Gefühl bleibt jedoch.

Als dann auf den Monitoren eine Wetterkarte eingeblendet wird, muss ich feststellen, dass das Gewitter wohl eher ein Tornado ist, der so ziemlich genau auf unserer ehemaligen Flugstrecke verläuft. Ich bin jedenfalls erleichtert, dass die Piloten die Entscheidung getroffen haben eine Verspätung in Kauf zu nehmen.

Der Flug wird fortgesetzt und verläuft weiterhin ereignislos. Eigentlich Grund genug mich zu entspannen, aber die Stewardessen, die sich nicht weit von mir entfernt aufhalten, werden zusehens nervöser ohne ersichtlichen Grund. Und je nervöser sie werden, desto unruhiger werde ich. Gerade als ich ausstehen will, weil ich es im Sitzen nicht länger aushalte, hält mich eine wohl bekannte Stimme zurück. "Mia, ist alles in Ordnung bei dir? Ich wollte mal nach dir sehen." Dean. Er seht im Mittelgang und mustert mich besorgt. Auch er scheint etwas angespannt zu sein. Aber ich muss im Gegensatz zu ihm wie ein nervliches Wrack aussehen. "Hey, ja, mir geht es okay.....nein, mir geht es eigentlich nicht okay", meine ich ehrlich. "Sieht du die Stewardessen da hinten?" Ich weise mit dem Kopf in ihre Richtung. "Die sind total aufgeregt und ich verstehe nicht warum. Wir sind doch aus dem Sturm heraus. Warum also werden die immer nervöser?" Frage ich erschöpft und verzweifelt. Es macht mich total fertig, dass die Stewardessen sich nicht beruhigen. Wissen sie vielleicht etwas, das uns nicht erzählt wurde? Jetzt sehen auch noch andere Passagiere in die gewiesene Richtung, die unser Gespräch mit angehört haben. 

Dean wendet sich mir wieder zu und fährt sich einmal fahrig durch die Haare. "Hey Mia, alles wird gut. Die Damen sind wahrscheinlich noch angespannt, weil wir dem Tornado so nah gekommen sind. Versuch dich zu entspannen, ja." Seine sanfte, dunkle Stimme beruhigt mich tatsächlich, aber ich nicke nur.

Doch dann folgt die nächste Durchsage, die alle Ruhe zu nichte macht.

"Wir bitten alle Passagiere sich umgehend auf ihre Plätze zu begeben und anzuschnallen. Auf Grund eines Treibstofflecks werden wir frühzeitig landen. Unser Personal wird ihnen alle weiten Schritte erklären, die sie bitte zu ihrer eigenen Sicherheit befolgen."

"

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Dancing in the StarlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt