am Flughafen

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Als ich aussteige, hat die Vorfreude gesiegt und ich betrete mit einem glücklichen Lächeln und meinen Habseligkeiten den Flughafen.

Doch dieses Lächeln verschwindet sofort, als ich mich umsehe. Warum ist dieser Flughafen so verdammt riesig! Überall wuseln Menschen herum und ich muss aufpassen, nicht angekrempelt zu werden. Anzeigetafeln blinken und ändern alle paar Sekunden ihren Text, da so viele Flugzeuge landen und abfliegen, dass die Bildschirmfläche nicht ausreicht, um alle Informationen auf einmal anzuzeigen. Flughafenpersonal eilt von einem Ort zum anderen und ewig lange Menschenschlagen warten vor den Gepäckabgebeschaltern. Und mittendrin stehe ich und erahne, dass ich mir den Lageplan des Flughafens hätte besser ansehen sollen. Trotzdem straffe ich meine Schultern und versuche mich davon zu überzeugen, dass ich in drei Stunden im Flieger sitzen werde.

Nach zweieinhalb Stunden habe ich es erfolgreich geschafft, mein Gepäck abzugeben und durch die Sicherheitskontrollen zu kommen, jetzt aber suche ich schon seit über einer halben Stunde verzweifelt mein Gate. Noch einmal untersuche ich meine Bordingcard auf mögliche Hinweise, aber bis darauf, dass sie mir verrät, dass ich mich im richtigen Terminal befinde und wie das Gate theoretisch heißt, gibt sie keine weiteren Informationen preis. Es wäre auch zu schön, wenn darauf eine Wegbeschreibung stünde. Verzweiflung macht sich breit, da ich eigentlich jetzt in den Flieger eingelassen werden sollte. Stattdessen irre ich noch immer ziellos umher.

Hilfesuchend sehe ich mich um, die einzige Anlaufstation, die ich sehe, sind jedoch nur die beiden Damen am Gate gegenüber, die mich schon seit einiger Zeit kritisch mustern. Ach egal, was kümmert es mich schon, was sie über mich denken, jetzt kommt es nur darauf an, dass ich noch rechtzeitig bin! Also gehe ich auf die beiden zu und frage höflich "Entschuldigen Sie, wissen Sie wie ich zu dem Gate 116F nach Amerika San Franzisco komme? Mein Flieger geht in einer halben Stunde und ich kann mein Gate einfach nicht finden." Die eine der beiden wendet sich mit einem aufgesetzten Lächeln zu mir
und entgegnet zickig "Dafür sind wir leider nicht zuständig. Für solche Auskünfte müssen Sie sich an einen Infostand wenden." Danke auch, denke ich nur. "Und wo ist ein solcher Infostand?" erwidere ich leicht genervt.

Ihre Mundwinkel zucken und sie antwortet gehässig "Der letzte war vor den Sicherheitskontrollen." Das ist doch jetzt ehrlich nicht war! Wenn ich da wieder hin muss, werde ich niemals rechtzeitig in Flugzeug sitzen. Und auf Grund der Art, wie sie mich ansieht, weis sie das auch ganz genau.

Als ich mich abwenden will, um das Unmögliche zu versuchen, ruft mir die andere der beiden "Sie müssen zum Ende des Ganges und dann rechts abbiegen", zu. Dankend wende ich mich ihr zu, werfe ihrer Kollegin einen bösen Blick zu und eile dann in die gewiesene Richtung. Als ich wie beschrieben um die Ecke biege und mein Gate tatsächlich in Sicht kommt, fällt mir ein Stein von Herzen und ich danke der hilfsbereiten Dame noch einmal im Stillen. Während ich weiter renne, werfe ich eine kurzen Blick auf meine Uhr und stelle fest, dass 10 Minuten vergangen sind. Ich bin demnach noch gerade so pünktlich, da die Bordingtime eine Viertelstunde vor Abflug endet.

Meinen Blick wieder heben, nehme ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung war und pralle gleich danach mit voller Wucht gegen jemanden. Die Person stolpert einen Schritt rückwärts, bevor sie sich am Türgriff, der Tür durch die sie gekommen war, festhält. Damit verhindert sie, dass wir beide Umfallen, da sie zeitgleich einen Arm um mich gelegt hat. Völlig überrumpelt verharren wir einige Sekunden in dieser Position, ehe ich mich von meinem Gegenüber löse. "Entschuldigung, es tut mir wahnsinnig leid! Ich habe nicht aufgepasst. Sind Sie verletzt?" Frage ich entsetzt. Dabei schlage ich mir innerlich eine Hand gegen die Stirn und verfluche meine Unaufmerksamkeit.

Vorsichtig hebe ich meinen Blick, um im Gesicht der Person abzulesen, wie hoch der Schaden ist, den ich angerichtet habe. Dabei fallen mir große Hände und eine breite Brust auf, wie auch markante Gesichtszüge und eine gerade Nase. Doch werde ich automatisch von den leuchtend grünen Augen angezogen, die mich interessiert mustern und mir für den Moment den Atem verschlagen. Wie versteinert starre ich ihn an und bin wie erschlagen, von der Schönheit des Mannes, der mir gegenüber steht. Obwohl ich ihm weh getan haben muss, lächelt er und verneint meine Frage. "Nein, ich bin nicht verletzt. Mir geht es gut", antwortet er. Eine Gänsehaut bildete sich bei diesen Worten auf meiner Wirbelsäule, was eher an seiner tiefen, sanften Stimme liegt, als an dem Gesagten selbst. "Warum hatten Sie es denn so eilig?" Fragt er mich stattdessen. Dabei beobachte ich fasziniert, wie sich das Licht in seinen Augen bricht. So dauert es auch einige Sekunden, bis mein Gehirn beschließt, dass er eine Frage gestellt hat, auf die ich antworten sollte.

Und es dauert weiter Sekunden, bis ich mich aus meiner Starre gelöst und meine Stimme wiedergefunden habe. Ich räuspere mich und antworte auf das Gate zeigend instinktiv ohne nachzudenken "Flugzeug". Belustigt zucken seine Mundwinkel und ich bemerke, wie wenig intellektuell ich geklungen haben muss. Deshalb wage ich einen zweiten Anlauf, nachdem ich sicher bin, dass ich wieder Herr meiner selbst bin. "Ich bin auf dem Weg zu meinem Flugzeug." Und nach einem Blick auf meine Uhr merke ich, dass noch drei Minuten verbleiben. Hecktisch sammle ich meinen Flugticket auf, dass ich bei dem Zusammenstoß fallen gelassen haben muss und wende mich wieder an den schönsten Mann, den ich jemals gesehen habe. "Es tut mir leid, dass ich mich nicht richtig bei Ihnen entschuldigen kann, aber ich muss jetzt los, sonst verpasse ich meinen Flieger." Dabei versuche ich so zerknirscht wie möglich zu schauen, damit er weiß, wie erst ich es meine und wende mich ab. Doch weiter als zwei Schritte komme ich nicht, da hat er mein Handgelenk umfasst und hält mich zurück. Augenblicklich bildete sich eine Gänsehaut über meinen gesamten Arm aus, die von einem Kribbeln in meinem Bauch begleitet wird.

"Warten Sie, ich komme mit ihnen. Wir wollen ja nicht, dass sie noch weitere Passanten gefährden." Er zwinkert mir verschwörerisch zu und setzt sich in Bewegung. Mein Handgelenk lässt er dabei nicht los und ich kann das Lächeln nicht unterdrücken, dass sich daraufhin auf meinen Lippen bildet.

 Mein Handgelenk lässt er dabei nicht los und ich kann das Lächeln nicht unterdrücken, dass sich daraufhin auf meinen Lippen bildet

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Dancing in the StarlightWhere stories live. Discover now