Bruchlandung

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Bei einem einzigen Bild blieb es natürlich nicht. Am Ende ihres spontanen Shootings platzte Rekis Speicher beinahe aus allen Nähten. Gut die Hälfte der Fotos war zwar misslungen und daher später eh zum Löschen verdammt, trotzdem legten sie sich für jedes einzelne davon mächtig ins Zeug.
Beide waren sich jedoch einig, dass nichts an ihren ersten gemeinsamen Schnappschuss herankam. Langas verdutztes Gesicht war unbezahlbar. Genauso wie die Erinnerung an diesen Moment.

Allein der Gedanke daran zauberte Reki ein freches Grinsen auf die Lippen.
Schmunzelnd wischte er noch ein paar Mal über das Display, schloss dann notgedrungen den überfüllten Fotoordner und öffnete stattdessen die Videofunktion.
Auffordernd richtete er die Kamera auf einen geduldig wartenden Langa. „Los geht's!"
Dessen Antwort bestand aus einem in die Höhe gereckten Daumen.
Danach ging alles recht schnell.
Langa atmete tief durch, grinste Reki noch einmal breit an. Gleich darauf stieß er sich kraftvoll mit dem Board ab und schoss vorwärts.
Reki pfiff leise durch die Zähne.
Wie zuvor sein Freund hielt er alles mit der Kamera fest. Allerdings legte der ein ordentliches Tempo vor. Eilig schwenkte er das Smartphone weiter nach rechts, um ja nichts zu verpassen.
Reki staunte immer wieder, wie locker und leicht Langa auch die schwierigsten Tricks meisterte. Auch heute war er wieder in Topform. Während Reki selbst hinter der Kamera stand, skatete sein Freund ohne erkenntliche Mühe an den gewölbten Wänden der Bahnunterführung entlang. Am Ende des nicht allzu langen Tunnels touchierte er spielend leicht dessen höchsten Punkt.

Der Rothaarige seufzte innerlich. Langa ist wirklich unglaublich.
Er war stolz auf die Fortschritte seines Freundes, bewunderte ihn für seinen Ehrgeiz und das Talent. Gleichzeitig beneidete er ihn und schämte sich für das ekelhafte Gefühl der Eifersucht, die sich einfach nicht vollständig abschütteln ließ.
Dabei ging es ihnen doch in erster Linie um den Spaß am Skaten.
Trotzdem war es für Reki oft verdammt frustrierend, Langa nicht das Wasser reichen zu können.
Und feige wie er war, gab er es ihm gegenüber nicht einmal zu.
Reki wollte das nicht. Er wollte weder eifersüchtig noch neidisch sein. Besonders nicht dann, wenn er seine Zeit viel sinnvoller verplempern konnte.
Er durfte einfach nicht so viel darüber nachdenken!
Genau! Hirn aus, wies er sich kurzerhand selbst zurecht. Ruhe da oben!
Schnaufend pustete er sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht, um sich wieder seinem Freund zuzuwenden. Gerade rechtzeitig, denn Langa legte zum Schluss noch einen anständigen Heelflip hin.
Dafür vergeigte er jedoch die Landung.
„Reki!? Hast du das gesehen!? Hast du!?", rief ihm Langa gerade noch aufgeregt zu, da verlor er auch schon das Gleichgewicht und legte sich auf den Hintern.
Sein Board hingegen rollte unbeschadet weiter.

Mit dem rechen Fuß stoppte Reki die Irrfahrt des Boards. „Nette Bruchlandung."
„Ja, das kannst du laut sagen. Autsch ..." Ächzend tätschelte Langa seinen Hosenboden. Beschämt blinzelte er zu seinem Freund auf. „Hast du das etwas auch ...?"
Vielsagend verzog der Schüler das gerötete Gesicht.
„Klar doch", gluckste Reki. „Das habe ich mir nicht entgehen lassen." Demonstrativ wackelte er mit dem Handy, dann schlich sich allerdings leichte Besorgnis in seinen Blick. „Hast du dir wehgetan?"
Langa schüttelte eilig den Kopf. „Nein, alles gut. Was ist mir dir? Was macht dein Bein?"
Fragend deutete der Blauhaarige auf das blutige Knie Rekis.
„Ach das, kaum zu spüren." Großspurig stemmte der Rotschopf nun die Hände in die Seiten. „Ich habe schon weitaus Schlimmeres überlebt. Aber vielleicht bleibt ne Narbe zurück. Cool, oder?"
„Supercool!" Mit leuchtenden Augen stimmte ihm Langa entzückt zu. Kleine Sternchen glitzerten in ihnen. „Du hast bestimmt einige, oder?"
„Yeah. Skaten ohne eine einzige Narbe kannst du vergessen. Bei Gelegenheit zeige ich sie dir mal. Ehm, ich meine ..." Hitze stieg Reki unversehens in die Wangen. Zu spät checkte er, was er da eigentlich plapperte. Denn die Gelegenheiten, die ihm sogleich in den Sinn kamen, waren alles andere als jugendfrei.
„Reki?" Verwirrt legte Langa den Kopf schief.
„Also, ich meine ... ist ja auch egal! Los hoch mit dir!" Resolut hielt er Langa eine helfende Hand hin. „Nach dieser filmreifen Bruchlandung hast du dir eine Belohnung verdient!"

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𝑆𝑙𝑒𝑒𝑝𝑜𝑣𝑒𝑟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt