Kleines Zwischenspiel I (Adam♡Tadashi)

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Von seinem Büro aus genoss Adam einen hervorragenden Ausblick auf die Stadt.
Sobald die Sonne tief genug stand und ihr Licht alles um sie herum in ein warmes Orange zu tauchen begann, erwies es sich als ungemein schwer, sich nicht vollends in der Faszination dieses Schauspieles zu verlieren.
Sogar Angestellten, die sich eigentlich bereits daran sattgesehen haben müssten, verschlug es regelmäßig die Sprache. Entzückt wie kleine Kinder bestaunten sie das warme Farbenspiel und wurden nicht müde, ihm zu sagen, wie sehr sie ihn doch beneideten.
Sonnenuntergang über der Stadt – wahrlich romantisch, fantastisch, bezaubernd.
Adam seinerseits hatte dafür schon lange keinen Blick mehr übrig.
Der Zauber war längst verflogen.
Eingeengt in den heiligen Hallen der Shindou International Group war kein Platz für Zauber und künstlerische Freiheit.
Als Oberhaupt der Familie musste er sich der Pflicht beugen. Ein notwendiges Übel, dem er allerdings gewissenhaft nachging.
Firma und Familie gehörten zwar zum Pflichtprogramm, aber die Kür war voll und ganz sein. Draußen in der verlassenen Mine war alles möglich ...

Vorfreude durchströmte ihn wie der Rhythmus eines mitreißenden Liedes. Ein schmales Lächeln breitete sich auf Adams Lippen aus.
„Tadashi", befahl er knapp, ohne von dem Tablett in seinen Händen aufzublicken. „Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen?"
Aus dem Schatten neben der Tür schälte sich die schlanke Gestalt seines treuen Schoßhundes.
„Ainosuke-sama." Höflich deutete Tadashi eine Verbeugung an. „Ich habe alles zu Ihrer Zufriedenheit veranlasst", berichtete der junge Mann gewissenhaft. „Die Daten sind Ihnen bereits übermittelt worden."
Auf diese Antwort hatte Adam gehofft. Somit stand dem nächsten Event nichts mehr im Wege.
Höchst erfreut rief er sofort die Datei auf. Geschickt tänzelten seine Finger über das Display, dann stieß er einen lautlosen Seufzer aus. Spürte er doch den leidenden Blick Tadashis geradezu penetrant auf der Haut.
Er ließ sich jedoch nicht dazu hinab, ihn darauf anzusprechen. Viel lieber wollte er ihn zappeln lassen, was ihn ein teuflisches Vergnügen bereitete.

„Ainosuke-sama ...", wagte es Tadashi schließlich doch, ihn abermals anzusprechen. Unsicher senkte er die Augen. „Wegen des geplanten Omiai*. Ich wollte Euch bitten, noch einmal darüber nachzudenken. Ich denke nicht ..."
„Niemand hat um deine Meinung gebeten", schnitt ihm Adam gelassen das Wort ab. In aller Seelenruhe öffnete er ein Dokument, um einige Notizen festzuhalten. Noch immer würdigte er seinem Sekretär keines Blickes. „Ich glaube kaum, dass ausgerechnet du in der geeigneten Position bist, die Entscheidung meiner liebreizenden Tante so unverblümt in Frage zu stellen. Oder siehst du das anders, Tadashi~"
Der Vorname des anderen glitt ihm säuselnd über die Lippen.
Ein amüsiertes Schmunzeln entwich Adam, als er endlich das Tablet zur Seite legte. Geschmeidig schlug er daraufhin die Beine übereinander und drehte sich in seinem Stuhl der langsam versinkenden Abendsonne entgegen.
„Ainosuke-sama, ich wollte ...", setzte Tadashi trotz der mehr als deutlichen Abfuhr vorsichtig an, schloss den Mund dann jedoch wieder, zögerte einen Moment. „Ich möchte nur sichergehen, dass ... Ich mache mir Sorgen, dass Ihr diese Entscheidung schneller als Euch lieb ist, bereut. Ihr ... du bist mir wichtig und deshalb ..."

„Hah~ Deine Anteilnahme rührt wahrlich mein Herz, Tadashi~" Elegant zog Adam ein schmales Zigarettenetui aus der Innentasche seines maßgeschneiderten Sakkos. Feixend schob er sich eine Zigarette zwischen die Lippen. „Es gab Zeiten, da war dir vollkommen gleichgültig, was ich wollte. Dieser Sinneswandel, faszinierend."
Genüsslich inhalierte Adam den Rauch, blies ihn grinsend der Decke entgegen.
Getroffen zuckte Tadashi derweil zusammen. Seine Brust schnürte sich schmerzhaft zusammen, als er an den Tag zurückdachte, an dem er Ainosuke etwas Wichtige genommen hatte.
Er hatte ihn verraten und büße bis heute dafür.
„Es tut mir leid ..."
Gedankenverloren nahm Adam einen weiteren tiefen Zug. „Du weiß, dass meine Tanten nur das Beste für die Familie wollen. Und natürlich auch für mich."
Tadashi schwieg. Alles andere wäre eine Lüge gewesen. Stattdessen biss er die Zähne aufeinander und betrachtete das schöne Profil des anderen Mannes.
Ihm wurde das Herz schwer.
„Entschuldigen Sie bitte", verbeugte er sich, um sich still zurückzuziehen.

Zu seiner Überraschung hielt Adam ihn auf.
„Habe ich gesagt, dass du gehen darfst? Komm gefälligst her, und leiste mir Gesellschaft", entschied das Oberhaupt der Shindo-Familie. Der Sessel quietschte leise, als sich der Blauhaarige darin zurücklehnte.
Scheinbar desinteressiert, rauchte Adam seine Zigarette. Dennoch wanderten seine kaminroten Augen verstohlen zu Tadashi hinüber. Brav stand der nun vor dem großen Panoramafenster und betrachtete niedergeschlagen die untergehende Sonne.
Widerlich, wie er diesen leidenden Hundeblick doch hasste.
Gleichzeitig machte genau dieser Blick es Adam unheimlich schwer, hart zu bleiben.
Distanz zu wahren.

„Tadashi", seufzte er kaum hörbar. Rauch quoll dabei aus Mund und Nase. 
Karminrot traf auf Mintgrün. 
Fragend, mit leiser Hoffnung in den Augen neigte der Angesprochene den Kopf.
Adam erinnerte diese kleine, unschuldige Geste umso mehr an einen treuen Schoßhund.
„Komm her", winkte er ihn zu sich und Tadashi folgte willig, ging lautlos neben seinem Herrn auf die Knie.
Adam lächelte still in sich hinein, genoss die letzten Züge seiner Zigarette und strich seinem treuen Begleiter sanft durch das dunkle Haar.

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*Omiai – japanische Tradition der Ehevermittlung

𝑆𝑙𝑒𝑒𝑝𝑜𝑣𝑒𝑟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt