Cherry Blossom Tears

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,,Nein." Mehr brauchte es nicht. Sie rannte weg. Sie lief.

Zuhause sperrte Sie sich in Ihrem Zimmer ein. Dann weinte Sie. Aber die salzige Flüssigkeit blieb aus. Stattdessen kamen Blütenblätter. Kirschblütenblätter.

Und Sie wusste, was das hieß.

Noch Jahre später waren ihre Tränen Kirschblüten. Sie konnte nicht über die junge Frau hinwegkommen, die ihr damals das Herz gebrochen hatte. Sie kreuzte die Straße, vorsichtig, nachdem die Ampel grün war. Und doch gab es diesen einen Raser, der es schaffte, sie zu erwischen. Ihr Kopf schlug hart auf dem Boden auf, und alles wurde schwarz, dann weiß.
Und dann Kirschblütenrosa.

Als sie ihre Augen wieder aufschlug, war alles um sie weiß. Krankenhaus, war ihr erster Gedanke, aber das passte nicht. Sie überlegte, was es sein könnte, bis ein Engel zur Tür herein kam. Ja, ein Engel. Mit wunderschönen, weißen Schwingen, ansonsten sah er aus wie jeder andere Mensch auf Erden.  ,,Willkommen im Himmel- oder so nennen es die meisten. Dies ist das Jenseits. Du bist in deinem vorherigen Leben gestorben. In nur wenigen Tagen wirst du dich hier sicher wohl fühlen. Dann werden wir auch wissen, welche Art von Engel du sein kannst. Anschließend kannst du auch auf die Erde zurückkehren um, unsichtbar, deine geliebten Menschen zu besuchen." Ihr traten Tränen in die Augen. Oder eher, Blütenblätter. Also hatte sich das immer noch nicht geändert.  Der Engel kam langsam auf sie zu. ,,Blütenblätter... In dem Fall ist die Sache klar." Und mit einer Handbewegung des Engels erschienen zwei wunderschöne Schwingen hinter ihr. In Kirschblütenrosa. Mit solch kleinen Federn, dass sie aussahen wie Kirschblütenblätter. Es war wunderschön, und doch unsäglich traurig. ,,Du kannst nun direkt auf die Erde zurückkehren und deine Geliebten sehen. Aber ich warne dich: Du kannst nichts tun, um sie zu beschützen. Nur zusehen." Sie nickte. 

Damit führte der Engel sie zu einer großen Tür. ,,Durchtrittst du diese Tür, wirst du die Person sehen, die du am meisten sehen willst. Hab Spaß." Damit öffnete sich die Tür und sie trat durch.

Und da war sie. Ihre große Liebe. Doch sie sah anders aus. Trauriger. Dünner.
Schlechter.

Um Ihre dünnen Arme waren Bandagen gewickelt, Ihre Augen leer und ohne jegliches Gefühl. Sie stand vor ihrer Haustür, sperrte auf und ging  hinein. Ihr nun stetiger Begleiter folgte ihr. Vor ihrem Badezimmer hielt sie an. Dann schluckte sie tief und ging hinein. Langsam rollte sie die Bandagen ab. Darunter kamen Narben zum Vorschein. Hässlich lange, rote Striemen. Sie ging auf einen Schrank zu und zog Schlaftabletten heraus. Sie nahm zwei und ging langsam auf ihr Waschbecken zu. Dort lag eine Rasierklinge. Sie konnte nicht mehr. Sie vermisste die Person, die sie damals abgewiesen hatte und sie nun immer begleitete viel zu sehr. ,,Ich liebe dich." Mit diesen drei letzten Worten schlitzte sie sich die Pulsadern auf.

Nach wenigen Sekunden schlug sie die Augen wieder auf, und wachte fast so auf, wie die Person die sie liebte. Nur, dass diese bei ihr war und ihr in dir Augen sah. ,,Ich liebe dich.", flüsterte beide gleichzeitig. Und endlich, endlich kamen die Kirschblüten. Ganze Kirschblüten. Und Sie lagen einander in den Armen. Und aus den Kirschblütenblättern auf den Schwingen wurden wunderschöne, große, lange, weiße Federn.

Sehr kurz aber sehr traurig, tut mir leid.

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⏰ Last updated: Jun 01, 2021 ⏰

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