38 - Eine folgenschwere Entscheidung

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„Dann werde ich warten", sagte Josh. „Ich werde nie wieder denselben Fehler machen und dich verpassen."

Der Drang ihm um den Hals zu fallen verstärkte sich noch. Ich musste gehen. Musste mich zurückziehen, um nun keine überstürzte Entscheidung zu treffen. Mit fest aufeinander gepressten Lippen nickte ich. Drängte meine Tränen zurück und meine Füße dazu sich zu bewegen. „Mach es gut Josh."

Damit drehte ich mich um und ging schnellen Schrittes zur Tür. Ich verzichtete auf einen letzten Blick zurück. Vermutlich hätte ich es dann nicht geschafft auch nur einen weiteren Schritt zu gehen, wenn ich seinen gequälten Gesichtsausdruck gesehen hätte.

***

In den kommenden Wochen versuchte ich weiterhin, ohne Josh klarzukommen. Ihn weder zu vermissen, noch an ihn zu denken. Beides war ein Ding der Unmöglichkeit. Kaum hörte ich den Namen Josh, oder etwas was auch nur ansatzweise ähnlich klang, zog sich mein Herz zusammen. Hinzukam dass mir seine Worte ununterbrochen im Kopf herumschwirrten. Mehr als nur einmal war ich kurz davor ihn anzurufen und meine guten Vorsätze auf ein heiles Herz in den Wind zu schießen. Ihm eine letzte Chance zu geben und meinen Verstand zu ignorieren welcher fest davon überzeugt war, dass es nicht klappen konnte. Aber ich beherrschte mich. Immer gerade so.

Trotz meinem eisernen Willen, schaffte ich es nicht wegzuschalten oder weiter zu scrollen, wenn ich in den Nachrichten von ihm las. Anfangs hatte man noch haufenweise über die abgesagte Hochzeit berichtet. Danach immer weniger und sein neues Projekt wurde mehr Thema. Den Namen hatte er nicht geändert und natürlich erfanden die Zeitungen die größten Schlagzeilen darüber, was es wohl bedeuten möge. Ich war in aller Munde.

Die Aufmerksamkeit, setzte mir nicht nur zu, sondern machte mich regelrecht fertig. Kaum hatte ich den Raum betreten oder verlassen, wurde getuschelt. Auf der Straße wurde mit dem Finger auf mich gezeigt und mir wurde mehr, als nur ein böser Blick zugeworfen. Das führte dazu, dass ich immer weniger aus dem Haus ging. Ich verließ meine Wohnung nur noch, um kurz einzukaufen oder zur Arbeit zu kommen. Dabei versteckte ich mich, wann immer möglich, hinter Kapuzen und Sonnenbrillen und verbrachte den Rest daheim oder bei meinen Eltern.

Ich ging nicht mit meinen Freunden aus und traf mich außerhalb der Arbeit nur mit El. Diese versuchte nur ein einziges Mal mich von Josh zu überzeugen, einfach, weil sie es nicht lassen konnte. Als ihr Überzeugungsversuch in einem Heulkrampf meinerseits endete, ließ sie es fortan bleiben. Ich war ihr dankbar dafür.

Nach ungefähr zwei Wochen beruhigte sich auch der Trubel um mich herum wieder und ich konnte endlich wieder auf die Straße, ohne andauernd angestarrt zu werden. England widmete sich wieder anderen Themen und ich mich endlich meinem Herzschmerz.

Ich genoss meine Wohnung in vollen Zügen. Kostete es voll aus, für mich selbst verantwortlich zu sein und brachte die Wohnung öfter auf Vordermann als es nötig gewesen wäre. Putzen wurde zu einer meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen, was El wiederum beunruhigte, da sie das Meditative dahinter überhaupt nicht verstehen konnte. Wenn ich ehrlich war, fand ich es ebenfalls beunruhigend, wie gerne ich plötzlich aufräumte und putzte.

Um dagegen zu wirken, dass ich an einem Samstag putzte, hatte sich El selbst zum Essen bei mir eingeladen und Trey mit ins Boot geholt. Wirklich ein Mitspracherecht hatte ich nicht gehabt und mein Protest war einfach überhört worden.

Gerade war ich auf dem Weg zum Supermarkt um die Ecke um noch die letzten Zutaten für ein Risotto zu kaufen. An der Kasse stellte ich meine Flasche Weißwein, die Tomaten und den Käse ab. „Haben sie die Tomaten nicht gewogen?", fragte mich die Kassiererin und hielt sie zur Veranschaulichung noch einmal hoch. Ich zog eine Grimasse. „Tut mir leid, das habe ich vergessen", gestand ich ein. Sie nickte, wenig begeistert. „Einen Moment", sagte sie dann und stapfte mit meinen Tomaten in der Hand davon. Peinlich berührt blieb ich zurück. Daran dachte ich sonst immer, was war heute mit mir los? Mein Blick schweifte ab und blieb am Zeitungsständer hängen.

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