Prolog 1

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Cassie - Damals

   Ich blicke auf meine zitternden und völlig verschwitzten Hände hinab. Gleichzeitig sind sie eiskalt und alle Farbe ist verschwunden.

   Es scheint nur wenig Licht durch das quadratische Badfenster hinein und ich kann nur Umrisse wahrnehmen.

   Es herrscht Totenstille. Niemand ist daheim.

   Als ich den Test in die Hand nehme, den ich auf die Ablage neben dem Waschbecken gelegt habe, breche ich fast zusammen. Ich habe solche Angst vor dem Ergebnis, dass ich den Test versehentlich fallen lasse. Nachdem ich zusammengefahren bin, beuge ich mich herunter, um den Test wieder aufzuheben. Fast fällt er mir erneut herunter. Gleich werde ich das schmale Plastikstück umdrehen und sehen, ob sich mein Leben für immer verändern wird.

   Einatmen..., Ausatmen..., Einatmen...

   Ich drehe den Test um und...

   Zwei Striche.

   Meine Beine lassen unter mir nach und ich sacke in mich zusammen. Tränen strömen über mein Gesicht und ich versuche sie mir an meinem T-Shirt abzuwischen. Vergebens. Es strömen immer mehr und mehr über meine bereits klatschnassen Wangen. Ich kann nicht mehr gleichmäßig atmen und ich beginne zu schluchzen. Ich ziehe die Knie mit den Armen an meinen Oberkörper.

   Das... Das kann einfach nicht wahr sein.

   Meine Brust krampft sich zusammen, als ich einen zweiten Blick auf den Test werfe, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht verguckt habe. Ich kann kaum etwas erkenne, denn die Tränen rauben mir die klare Sicht und langsam geht auch schon die Sonne unter, was es nicht einfacher macht etwas zu sehen. Als die Tränen weniger werden, habe ich für kurze Zeit klare Sicht: Immer noch: Zwei Striche.

   Meine Gedanken schweifen. Wie wird es in Zukunft weiter gehen? Werden meine Eltern mich unterstützen? Meine Eltern. Ich muss es ihnen sagen. Ich beschließe es sofort zu tun, wenn Mom und Dad wieder zu Hause sind. Jetzt muss ich mich erst einmal mit der Situation abfinden, dass in mir ein Baby wächst. Ein Lebewesen. Es ist in mir drin.

   Ich lege eine Hand auf meinen Bauch und bilde mir ein einen Tritt spüren zu können. Das kann nicht sein! Ich bin doch höchstens im 1. Monat.

   Ich zucke zusammen als ich ungefähr fünfzehn Minuten später einen Schlüssel im Schloss höre. Sofort springe ich auf, um die Badezimmertür zu verriegeln. Erstmal muss ich etwas Schadensbegrenzung betreiben. In diesem Zustand kann ich nicht vor meine Eltern treten, geschweige denn erklären, was passiert ist.

   Beim Blick in den Spiegel erschrecke ich: Blutunterlaufene Augen, ein farbloses Gesicht und nass glänzende Wangen. Ich beginne damit, mein Gesicht zu Waschen, um die verlaufene Mascara zu entfernen. Dann krame meinen Abdeckstift aus dem Kosmetiktäschchen, das auf der Ablage neben dem Waschbecken steht.

   Wenige Minuten später klopft es an der Tür: „Cassandra, schließ die Tür auf!"

At leastWhere stories live. Discover now