I

16 2 0
                                    

Deine Augen waren auf mich gerichtet und der Schmerz in ihnen zu sehen, obwohl ich nicht einmal dessen Bedeutung kannte. Dabei spürte ich, dass du begonnen hast dagegen zu kämpfen, weil ich eben wirklich außergewöhnlich war und du nicht akzeptieren konntest, dass du darauf reingefallen bist. »Lässt du mich allein jetzt?«, fragte ich, weil es mich zerriss, deine Zerrissenheit mehr zu spüren als meinen Wunsch zu sterben, doch vermutete ich eine so große Zukunft für uns, weil ich dich trotz allem mehr als alles andere liebte. Oder liebtest du mich nie wirklich, weil in deinem Blick ständig diese wunderbare Gier auftauchte? War es so, Remy? »Nein, du bist meine.« Gezwungen lächelst du, was ich durch meinem Platz an der Klippe nicht glauben konnte, denn jetzt wusste ich schon, ich würde meine schwierigste Zeit in kurze erleben. Dank dir fühlte ich wieder und das machte mir Angst, weil ich somit nie von dir loskommen würde. Lass mich gehen, schrie mein Innerstes, oder bring mich wieder zum richtigen Fühlen, obwohl diese Gefühle nur wollten, dass ich mich von dieser schrecklichen Welt erlösen wollte. Sollte ich gehen? Wolltest du mich nur nicht los lassen, weil du es ebenfalls spürst? Dieses zerren nach Erlösung in meiner Brust?

Konnte ich überhaupt wissen, wie sehr mich dein Glaube an das Gute verzaubern würde? Konntest du wissen, wie wenig ich davon in mir trug? Und doch saß ich weiterhin auf deinem Sofa und wollte nur die Kälte dieser Welt bis zum Tod erfahren. Deine Rasierer konnte ich zumindest nicht verwenden, weil ich wusste, wie du handeln würdest. Ich wollte nicht, dir nicht meinen Tod aufzwingen, wodurch ich mich lieber in der Sonne hielt, anstatt wie du in den Schatten zu wechseln. Mein Magen schmerzte, in meinen Kopf drehte es sich, aber ich wollte nicht noch mehr Probleme anrichten als ich es bereits getan habe und doch war da ein Teil in dir, der es merkte, aber ich konnte nicht. Verstündest du nicht, ich wollte diese Schmerzen, um nicht komplett zu zerbrechen? Meiner Meinung eine effektive Methode und doch nagte die Angst der Gewissheit nun langsam an mir. Du fändest dich zu alt für mich, auch wenn mich die 41 Jahre nicht im geringsten störten. Trotzdem waren wir Mallory und Remy, die sich beide oft ungreifbar und dennoch unglaublich passend fanden, und ich konnte dich verstehen, bloß würdest du es nie können. Warst du nie an diesem Punkt?

Es machte mir Angst, dass du so ruhig warst und mich versuchst zu beruhigen, obwohl ich nur das Eine wollte und nicht anders konnte, als dich daraus halten zu wollen. Ich lebte doch nur noch, weil ich bisher immer so kalt gewesen war, dass es einen Zusammenbruch jedes Jahr gab. Warum verstündest du nicht, dass ich so nicht mehr nach Hause konnte, weil ich nicht zerbrechen wollte? Konnte ich es dir erzählen? Nein, denn ich hatte zu viel Angst, dass sie herausfand, was ich sagte; zu viel macht hatte sie. Still flehte ich, bemerke es und behalte mich da, aber du versperrtest dich immer weiter, weil es so sehr schmerzte. Glaub mir, Remy, es wäre besser gelaufen, wenn ich nicht bereit gewesen wäre, endlich den Schritt zu tun und zu riskieren, dass ich dich verlor. Deine Schmerzen zerrissen mich ebenfalls, doch musste die Wahrheit raus, damit ich dich nicht tiefer hinein zog. »Warum schreist du nicht?« Gleichzeitig gönnerisch und wegwerfend war deine nächste Geste, doch verstand ich ihren Sinn nicht wirklich, außer, dass du auf mich zeigen wolltest vielleicht. »Was würde es bringen?«, fragtest du und ich wusste eine Antwort, traute mich aber nicht dir diese zu sagen. Meine Unsicherheit in Bezug auf dich, wollte ich dich nicht noch mehr spüren lassen.

Langsam, aber bestimmt wanderte dein Blick ein weiteres Mal über mich, doch kam nur ein Seufzer zustande, anstatt eines richtigen Satzes. Wolltest du doch, dass ich von dir ging? Dich allein ließ, obwohl ich nicht mehr die Kraft besaß, um vieles zu tun? »Naja, du würdest mir zeigen, was bei dir los ist im Inneren.« Nur ein armseliger Versuch, damit die Stille zwischen uns brach, aber es würde nicht viel ändern, wenn ich dir nicht meinem Ausweis gezeigt hätte. Trotz dessen stimmtest du mir zu und lächelst leicht, woraufhin sich jeder wieder diese enttäuschte Maske über dein Gesicht legte. Und wieder blieb mir nichts anderes übrig als neben mir zu klopfen, Remy, denn ich wollte dich nicht so sehen; nicht so traurig. Würdest du überhaupt so kämpfen können wie ich es bisher getan habe? Nein, denn im Gegensatz zu mir warst du noch nicht an dem Punkt, an dem alles keinen Sinn mehr ergeben hatte und du nicht mehr wolltest. Die Angst, die ich hatte trieb mich immer weiter in den Mut, den ich für andere zu haben schien, jedoch wollte mein Herz nur noch den alten Mann.

BrokenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz