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POV Manuu

Inzwischen kann ich nichts mehr erkennen hier unten, es muss also spät nachts sein.
Zom und Dado schlafen und aus irgenteiner Ecke, ich habe längst die Orientierung verloren, hört man ein unterdrücktes Schluchtzen.

Dieser Taddl, Manu hat mich einfach so diesem Verrückten anvertraut.
Aber ich glaube er hat mich nicht mal erkannt.
Eine Träne nach der anderen schleicht sich aus meinem Augenwinkel, küssen den Boden und hinterlassen eine heiße, feuchte Spur auf meinen Wangen.
Mein Kopf pocht, ich habe schon lange nichts mehr getrunken.
Der dumpfe Schmerz drückt von innen gegen meinen Schädel und breitet sich pulsierend in meiner ganzen Stirn aus.
Ich fokussiere mich regelrecht auf diesem Schmerz, um nichts anderes zu fühlen, um einen anderen Schmerz zu übertönen, die Enttäuschung zu überdecken, zu verdrängen.
Lieber Jahrhunderte lang physischen Schmerz, als den in meinem Herzen.

Palle und ich sitze auf unserem Stein auf dem Feld.
Seine braunen Augen glitzern goldene im Sonnenlicht.
Er jongliert mit drei Bällen, ohne dass einer runterfällt.
Jetzt bin ich dran.
Als ich den dritten gerade in die Luft geworfen habe, muss ich den ersten schon wieder fangen.
Natürlich verfehle ich ihn und er landet im frisch gesäten Maisfeld.

POV Mänjuueel

Eine Frau betritt die Dunkelheit hier mit einer Fackel in der Hand.
Zielsicher stolziert sie auf und zu, entfesselt uns und bedeutet uns, ihr zu folgen.
Mit steifen Gliedern stakse ich ihr hinterher, ich kann kaum mit ihr mithalten. Draußen bleibe ich geblendet von dem hellen Licht erstmal stehen.
"Weitergehen", sagt irgendwer hinter mir und ich werde unsanft von hinten gestoßen.
Die Frau dirigiert uns direkt auf die Planke.
"Ihr habt Glück.
Ihr werdet vom Kapitän höchstpersönlich geschubst.
Und ihr dürft ihn dabei ansehen."
Sie lächelt, als seien das tolle Privilegien.
"Der Lappen mit dem langen Haaren zuerst "
Danke sehr.
Der Lappen bin ich.
Da ich ein braver Junge bin, stelle ich mich ans Ende der Planke.
Ein Mann tritt aus der Menge.
Scheiße, Palle.
Ich dachte, er sei ein Crewmitglied, aber Captain?
Mein ehemals bester Freund ist dafür verantwortlich, dass ich sterbe?
Und jetzt steht er mir gegenüber und sieht mich emotionslos an.
Er geht auf mich zu und schubst mich einfach ins Wasser.
Eiskalt.
Ohne Regung.
Als ich auf der Wasseroberfläche aufklatsche bleibt mir die Luft weg.
Die eisige, salzige Flüssigkeit umschließt meinen Körper und zieht nicht in die Tiefe.
Panisch fange ich an mit den Beinen zu strampeln.
An der Wasseroberfläche schnappe ich verzweifelt nach Luft.
Mir war nie bewusst gewesen, wie gut es sich anfühlt, wenn die Lunge mit Luft gefüllt wird.
Nach mehreren tiefen Atemzügen fange ich an zu schwimmen.
Netterweise haben sie mich direkt vor einer Insel " rausgelassen " und wenn ich Glück habe, ist sie auch noch bewohnt.
Ist sie aber nicht, das sehe ich schon von hier.
Je näher ich der Insel komme, desto wärmer wird das Wasser,
bis ich mit den Füßen auf festem Boden stehe.
Erleichtert stöhne ich auf.
So langsam verließ mich nämlich diese Kraft.
Leicht schwankend stakse ich ans Ufer und lege mich einfach in den Sand.

Ich zucke zusammen.
Etwas Nasses hat meinen Fuß berührt.
Immer und immer wieder leckt das Wasser an meinen Füßen.
Es ist schon dunkel, ich bin offensichtlich eingeschlafen, aber richtig ausgeruht bin ich nicht.
Langsam sollte ich aber wirklich hier weg, es ist Flut und das Wasser steigt immer noch.
Ich springe auf und mir wird natürlich sofort schwummerig.
Wie immer, wenn man mitten am Tag pennt.
Aber egal.
Ich laufe los, am Strand entlang, vielleicht finde ich auch Zimbel und dado.

Ich bin erst 5 Minuten gelaufen und schon höre ich leise Stimmen.
Ich fange an zu rennen.
Die Stimmen vermischen sich mit meinem Schritten im Sand und dem Meeresrauschen.
Ist das hier real?
Ist das echt?
Meine Schritte werden immer dumpfer, immer dumpfer.
Mein Kopf dröhnt.
Der Boden kommt näher.
Schöner Boden.
Gleich wache ich auf.
Gleich bin ich wieder in der Kajüte.
Gleich ist Linda da.
Gleich...

POV Dadolein

Es ist ziemlich leise, Zom und ich haben uns noch kurz "unterhalten", aber jetzt ist es still.
Es weht nicht mal Wind.
Nur das Meer ist zu hören.
Und ein leises Knirschen.
Es ist ein ziemlich leise, ein regelmäßiges Geräusch.
Dann ein leises Wumms.
Vielleicht sollten wir mal nachsehen.
"Zom? Hörst du das auch? "
"Was? "
"Ich glaube, da waren Schritte. Ich möchte mal nachsehen, kommst du mit? "
"Klar, kleines Dadolein" er steht auf, nimmt meine Hand und zieht mich hoch. Und diese Augen.
Ich schweife ab.
Zombey drückt mir schnell noch ein Küsschen auf die Nase und zieht mich bestimmend in die Richtung, in die ich eben zeigte.
Schon nach wenigen Metern sehe ich ein kleines Häufchen Elend am Strand liegen.
Zom hat es scheinbar auch gesehen, er rennt nämlich darauf zu.
"Mau? "
Das schlechte Gewissen steht ihm ins Gesicht geschrieben.
"Wir haben ihn völlig vergessen " eine Träne fand ihren Weg auf den Boden, wo sie sofort im Sand trocknete.
"Wir haben Manu vergessen", schluchzt er nun leise Punkt
"Wir sind so schlecht. "
er schluckt heftig
"Kein bisschen besser als die Piraten"

He's a Pirate | KürbistumorWhere stories live. Discover now