Lumos (Remus Lupin FF)

Der Orden des Phönix

Eine milde Brise fegt über die Ländereien, beinahe ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Remus Lupin steht auf einem kleinen Hügel und blickt auf die alte Hütte, die er seit er als Lehrer gekündigt hat sein Zuhause nennt. Seine Haare wehen immer wieder in seine Augen und er muss sie sich beinahe im Sekundentakt aus dem Gesicht streichen, während er das Pergament ansieht, welches ihm vor wenigen Tagen gegeben worden ist. Es ist Sirius gewesen, der beschlossen hat nach fast einem Jahr wieder aufzutauchen. Natürlich ist er ständig auf der Flucht gewesen und daher ist es verständlich, dass er nicht täglich zum Tee hat vorbeikommen können. Aber gar nicht aufzutauchen hat Remus beinahe noch deprimierter gemacht, als er ohnehin schon gewesen ist. 

Die ständige, erfolglose Jobsuche zermürbt ihn und obwohl er jahrelang niemanden zum Reden gehabt hat, ist das letzte Jahr das schlimmste gewesen. Vermutlich ist das Wissen jemanden zu haben, der nicht da ist schlimmer, als gar niemanden zu haben. 

Sie haben nicht viel gesprochen. Sirius hat ihm nur die Notiz in die Hand gedrückt und gesagt: "Wir sehen uns. Nimm all deine Sachen mit." Dann ist er wieder verschwunden. Er hat fast noch schlimmer ausgesehen als bei ihrer letzten Trennung, was zugegeben eine Leistung ist. Wenn auch nicht im positiven Sinne. Sirius hat dünner gewirkt und auch seine Kleidung hat noch mehr gelitten. Ein Leben auf der Flucht stellt sich Remus sich noch schlimmer vor, als eines als Ausgestossener. 

Die Handschrift ist eindeutig diejenige von Dumbledore, was vermutlich der Hauptgrund ist, weswegen sich Remus doch überzeugen hat können zu gehen. 

Der Hauptsitz des Orden des Phönix befindet sich am Grimmauldplatz Nr. 12, London. 

Und noch kleiner darunter das Datum. 

Mittwoch, 16 Uhr. 

Remus fühlt sich etwas schuldig zuzugeben zu müssen, dass er schon seit Ewigkeiten auf diese Nachricht gewartet hat. Der Orden des Phönix ist der einzige Ort gewesen an dem er sich nützlich gefühlt hat, wenn man das kurze Jahr in Hogwarts nicht mitzählt. Doch diese kleine Nachricht bedeutet, dass etwas passiert ist. Remus hat irgendwie damit gerechnet. Das Dunkle Mal an der Quidditchweltmeisterschaft vor einem Jahr und Harry als Champion am Trimagischen Turnier sind nicht die einzigen Indizien gewesen, auch wenn der Tagesprophet mehrheitlich geschwiegen hat. Offenbar ist beim Turnier auch ein Schüler aus unerklärlichen Gründen ums Leben gekommen. Remus hat Cedric Diggory flüchtig aus seiner Zeit als Professor gekannt, ein anständiger und ehrgeiziger, junger Mann mit hervorragender Zukunft vor sich. Der kleine Randartikel in der Zeitung ist ihm ganz und gar nicht gerecht geworden. 

Er erinnert sich an den Orden, der sich kurz nach dem Rückschlag Voldemorts aufgelöst hat. Die übrigen Mitglieder lassen sich vermutlich an einer Hand abzählen. Ob Dumbledore neue Mitglieder rekrutiert hat? Remus ist eigentlich eine offene Person, hat aber in der Vergangenheit ständig schlechte Erfahrungen mit neuen Bekanntschaften gemacht, sobald diese erfahren haben, dass er ein Werwolf ist. Daher steht er dem ersten Treffen mit Respekt gegenüber. Werden Sturgis und Emmeline wieder kommen? Beide haben seines Wissens nach eine eigene Familie gegründet. Wenn sie ihn nach seinen Errungenschaften der letzten 14 Jahren fragen, wird er kaum etwas kommentieren können. So stellt er sich eine Klassenzusammenkunft vor, auch wenn diese bei seinem Jahrgang wohl spärlich ausfallen würde. Die Hälfte ist tot, auf der Flucht oder unauffindbar.

Er denkt an James und Lily, an Marlene McKinnon und Mary McDonald. Und an Sirius. Jahrelang hat er ihn aus seinen Gedanken verbannt, obwohl es doch Peter hätte sein sollen, den er verdrängt. Er schluckt schwer und reibt seine Stirn. Nachdenken hat noch niemandem geholfen, es ist Zeit zu handeln. Das er damals nach dem Krieg als einen der wenigen übrig geblieben ist macht ihn zwar irgendwie zu einem Vetteranen, doch ebenfalls auch zu einem erfahrenen Krieger. Er ist bereit Lily und James endlich zu rächen.