When I See You Again

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Tragischer Autounfall, Zwanzigjähriger Mann stirbt

Am Dienstag, den 12. September, gab es am Mittag einen lauten Knall auf der Hauptstraße in Wolsheim, viele Menschen schauten aus ihren Fenstern oder blieben auf der Straße stehen. Ein Laster war in einen PKW hineingefahren und hatte diesen gegen eine Bushaltestelle gedrückt. Der LKW-Fahrer wurde nur leicht verletzt. Der Fahrer des PKW jedoch, ein zwanzigjähriger Student, starb noch am Unfallort aufgrund der Verletzungen. Es ist noch unklar, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Bisher wird davon ausgegangen, dass es sich um ein Fehlfunktion der Bremsen des LKWs handelt.

Es war kühl und ein leichter Regen fiel auf mein schwarzes viel zu teures Kleid. Meine schwarzen Highheels hatten kleine Sprenkel bekommen, von dem nassen Kies auf dem ich lief. Meine Jacke hatte ich zu Hause gelassen, aber ich bereute es nicht, denn es tat gut die Kälte auf meiner Haut und den Wind unter dem Kleid zu spüren. Es erinnerte mich daran, dass ich nicht tot war. Ich war noch am Leben. Auch wenn es sich die meisten Zeit nicht so anfühlte. Ray war tot und es war, als wäre ich mit dem Anruf des Arztes, der mir erklärte, dass mein Verlobter tot war, ebenfalls gestorben.

Inzwischen war ich schon gar nicht mehr in der Lage zu weinen. Ich war in einem Trancezustand angekommen, der sich nicht mehr auflöste. Die Hoffnung, dass das alles hier ein Albtraum war, hatte ich jeden Morgen aufs Neue.

Etwas stach mich in den Finger und ich bemerkte, dass ich die Rose in meiner Hand fest umklammerte, ich hatte mir in den Finger gestochen. Langsam öffnete ich die Faust und ließ die Rose gemeinsam mit ein paar Blutstropfen auf das Grab fallen. Auch dieser Schmerz tat für einen kurzen Moment gut. Dann drehet ich mich um und lief den Kiesweg zurück zum Parkplatz, wo Henry der Chauffeur auf mich wartete. Es hatte sich ein Gänsehaut auf meinen Armen gebildet, aber auch dieser Effekt war schon wieder in meinem Schmerz um Ray verblasst. Die Tür wurde mir aufgehalten und ich stieg ins Auto. Gerade als meine Füße nach drinnen zog und die Tür zugeschlagen wurde, blickte ich aus dem Fenster und glaubte ihn dort stehen zu sehen. Groß und schlank, mit den braunen Haaren, die ihm manchmal ins Gesicht fielen und diese wundervollen braunen Augen.... Aber er war es nicht, es war nur eine Spieglung in der Scheibe gewesen. Ich seufzte und blickte starr geradeaus um nicht wieder durch etwas in der Autoscheibe getäuscht zu werden, denn es riss mir das Herz aus der Brust.

Wir fuhren etwa eine halbe Stunde bis zu uns....zu mir nach Hause. Alles auf dem Weg kam mir dunkel vor. Abgesehen davon dass es regnete und grauen Wolken am Himmel hingegen fühlten sich alle trist und schwer an. Jede Laterne, jeder Baum und jeder Fußgänger wirkte dunkel und traurig. Plötzlich spürte ich wie etwas oder jemand durch meine Haare strich. Ich blickte zur Seite, nur um festzustellen, dass das Fenster ein Stück offen war und der Wind meine Haare bewegt hatte. Traurig schloss ich den Spalt und lehnte meinen Kopf zurück. Der dumpfe Schmerz drohte mich zu ersticken. Ich legte meine Hand auf mein Bein und strich darüber. Nein, das war nicht meine Hand. Ich blickte auf meinen Schoß hinab, aber da war kein Hand, auch nicht meine eigene. Ich strich über die Stelle, an der ich eben noch eine Berührung gespürt hatte. Wurde ich verrückt?

Die Tür wurde geöffnet und ich stieg aus und ging die Steinstufen nach oben ins Haus. Mein Haus, das plötzlich so vollkommen leer wirkte. Eine Person weniger und ich fühlte mich wie in einer riesigen leeren Lagerhalle und nicht wie im Wohnzimmer auf dem Sofa vor dem Kamin. Ich weiß nicht wie lange ich dasaß und regungslos ins Feuer blickte. Einerseits fühlte ich mich schrecklich einsam, anderseits hatte ich das Gefühl Ray säße direkt neben mir.

Als mein Handy summte, zuckte ich zusammen. Es lag auf der Kommode neben dem Kamin. Ich stand auf und sah nach wer mir geschrieben hatte. Ray? Ich zitterte als ich den Namen las. Aber es war nicht Ray, natürlich nicht. Es war Ronja.

>> Wir nehmen dich heute mit zum Feiern, du musst mal wieder ein bisschen Spaß haben :*

Ich seufzte. Ich wollte nicht feiern gehen. Um ehrlich zu sein, war es das Letzte, was ich wollte. Aber sie hatte Recht. Ich musste wieder hier rauskommen. Also ging ich zu meinem Kleiderschrank und suchte mir ein Kleid raus. Ein kurzes schwarzes, Farbe ging einfach noch nicht. Die blonden Haare ließ ich in den leichten Wellen so wie sie waren.

Mit Ronja und den andern fuhr ich zum Club und als wir reinkamen und die Musik mich umgab, ging es mir schon ein bisschen besser. Der Bass kontrollierte meinen Herzschlag und so hatte ich endlich wieder einen. Wir tanzten und ließen uns von der Musik mitreißen. Doch plötzlich stockte ich in der Bewegung. Ich hatte Ray in der Menge gesehen. Er hatte genau dort gestanden. Es war keine Täuschung gewesen. Ich blickte angestrengt und mit klopfendem Herzen in die tanzende Menge. Da war er wieder. Ich lief durch die Leute auf ihn zu. Er verschwand nicht. Wir sprachen nicht, aber er griff mich bei der Taille und ich legte meine Hände um seinen Nacken. Ich konnte ihn berühren.... Dann wer er plötzlich wieder weg. Verzweifelt sah ich mich um. Wo war Ray? Da, er lief durch eine Tür in einen Nebenraum. Eilig folgte ich ihm. Die Musik spielte noch immer in meinem Kopf. Ray drehte sich um, als spürte er meine Anwesenheit. Plötzlich waren wir allein, die Leute die eben noch um uns herum gewesen waren, waren verschwunden, nur wir zwei. Ray tanzte mit mir und wirbelte mich herum. Schließlich kam ich direkt vor ihm zum Stehen. Er beugte sich herunter und küsste mich. Und ich wusste: mit diesem Kuss waren wir wieder vereint und nichts konnte uns jemals wieder trennen. Ich klammerte mich an ihn und saugte seine Duft und das Gefühl seiner Lippen auf meine ein. Da spielte auch der stechende Schmerz an meinen Handgelenken keine Rolle. Ray und ich waren wieder zusammen, für immer.

Mädchen tot in Club aufgefunden.

Am Samstag, den 25.September, wurde im Club Monopolis eine junge Frau tot aufgefunden. Sie hatte Verletzungen an den Handgelenken, bisher geht die Polizei von Selbstmord aus. Familie und Freunde sind Fassungslos und Trauern um die zwanzigjährige Medizinstudentin. Viele gehen davon aus, dass ihr Tot mit dem Unfall ihres Verlobten einige Wochen zuvor zu tun hat. Der Familie wird unser Beileid ausgesprochen.

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⏰ Last updated: Mar 26, 2021 ⏰

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