Wir saßen dort noch eine Weile und sahen der Sonne beim Untergehen zu. Plötzlich drangen laute Rufe zu uns herüber. Alarmiert richteten wir uns auf und sahen uns um. Jemand mit langen schwarzen Haaren, stürmte aus dem Sanitärgebäude. Es war das Mädchen, der außerplanmäßige Frischling. Newt schien sie auch erkannt zu haben.
„Noch ein Frischling, der gerne rennt.", murmelte er, nicht gerade erfreut.
„Komm schon. Gehen wir sie einfangen."
Wir eilten auf das Mädchen zu, dass immer noch rannte und dabei allen Jungs, die sie sah, großräumig auswich. Bevor wir sie erreichen konnten, war sie am Baumhaus angekommen. Sie kletterte hinauf. Ich sah, dass Zart versuchte sie festzuhalten, doch er bekam ihren Fuß ins Gesicht und dann flüchtete sie endgültig nach oben.
„Gehts dir gut?", fragte ich Zart, als ich neben ihm zum stehen kam.
„Ja ich wollte nur nicht das sie oben ankommt, weil dort noch eine Machete liegt." Er näselte leicht.
Ich riss die Augen auf. „Meinst du sie tut sich etwas an?"
Zart zuckte mit den Achseln.
Mittlerweile hatten sich auch andere Jungen um das Baumhaus versammelt. Sie sahen alle nach oben. Lange passierte nichts.
„Hallo?", rief Newt schließlich. Irgendeiner musste ja den ersten Schritt machen. „Kannst du mich hören?"
Etwas graues flog über das Geländer, dass das Baumhaus begrenzte. Bratpfanne packte Newt an den Schultern und zog ihn ruckartig zu sich. Mit einem dumpfen Geräusch landete der Stein auf der Wiese. Genau dort, wo Newt wenige Sekunden zuvor noch gestanden hatte. Dann folgte noch einer und noch einer.
„In Deckung!", schrie jemand. Ich hob den Arm und versuchte die Geschosse im Auge zu behalten. Plötzlich packte mich ein Junge an der Taille, drehte mich herum und stellte sich hinter mich. Ein Ruck ging durch den Körper hinter mir und der Junge stöhnte schmerzverzerrt auf. Ich sah hinter mich.
„Gally? Gehts dir gut?", fragte ich erschrocken. Sein Gesicht war kurz schmerzverzerrt verzogen, doch er hatte es schnell wieder unter Kontrolle.
„Ja. Alles in Ordnung."
Ich sah Lichter herumtaumeln, als sie versuchten den Steinen auszuweichen. Mehrere Jungen kamen mit Brettern angerannt und begannen sie über uns zu halten. Einer hatte eine Schüssel aus Bratpfannes Küche in der Hand. Gally schob mich zu Bratpfanne unter ein Brett und ging dann zu Newt, der mittlerweile auch unter einem Stück Holz Schutz gesucht hatte.
„Wo kommen eigentlich diese ganzen Steine her?", fragte Winston, irgendwo rechts von mir. Das war mal eine wirklich interessant Frage. Ich hatte keine Ahnung. Doch der Hagel hörte nicht auf. Ein lautes Poltern ließ mich zusammenzucken. Ein Stein war direkt über uns auf dem Brett aufgeschlagen.
„Hey.", schrie ich nach oben. Vielleicht würde eine andere weibliche Stimme sie ja beruhigen. „Du da oben. Wir wollen nur reden!" Sie schien mich gehört zu haben. Der Hagel hörte auf und ihr Gesicht tauchte am Rand des Baumhauses auf. Weit aufgerissene, blaue Augen starrten nach unten. Ich trat langsam unter einem Brett hervor und winkte ihr zu. Sie reagierte nicht.
„Darf ich hoch kommen?"
Sofort zog sie ihren Kopf zurück. Dann flog der nächste Stein. Bratpfanne zog mich zurück und ich fragte mich, ob sie einen unendlichen Vorrat an Wurfgeschossen zur Verfügung hatte.
„Zu früh.", murmelte Pfanne.
„Ach wirklich? Danke fürs drauf aufmerksam machen.", ätzte ich.
Plötzlich stand Thomas neben mir. „Was ist hier los?", fragte er und hob den Arm, um sich vor den Steinen zu schützen.
„Die Neue ist wach."
„Sie mag uns nicht besonders.", rief Newt in unsere Richtung und suchte dann wieder Deckung.
„Hey!", schrie Thomas neben mir so laut, dass ich zusammenzuckte. Der Steinhagel ging unaufhörlich weiter.
„Hier ist Thomas!", brüllte der Frischling nach einer kurzen Pause.
Augenblicklich hörte es auf Steine zu regnen. Vorsichtig lugte ich unter dem Brett hervor und sah, dass das Mädchen wieder über die Kante des Baumhauses blickte.
„Kann ich hochkommen?", fragte Thomas, ein wenig leiser.
Der Kopf des Mädchens verschwand ohne eine Antwort. Ich machte mich bereit für die nächsten Steine, doch nichts passierte.
„Gebt mir ein paar Minuten, oke?", fragte Thomas und als als Newt nickte, begann er hinaufzuklettern.
Pfanne ließ das Brett, das er gehalten hatte, sinken.
„Wieso ist es bei ihm nicht zu früh?", fragte ich beleidigt und Pfanne begann zu lachen.

Für ein paar Minuten starrten wir nur nach oben.
„Was ist denn los? Kommt sie runter?", rief Gally schließlich nach oben.
Thomas Kopf tauchte auf. Er zögerte. „Gebt uns noch ein paar Minuten."
Newt seufzte. „Na los, gehen wir. Keiner hat heute irgendwas gemacht. Wir sollten noch ein paar Dinge erledigen." Er begann die Jungen fortzuscheuchen. Jeder machte sich auf den Weg zu seinen jeweiligen Aufgaben. Ich ging neben Newt her, stieß ihm den Ellbogen in die Seite und sagte: „Du machst das gut. Alby wäre stolz."
Newt grinste schief. „Es ist erst ein Tag. Außerdem wirst du die Nacht im Bau verbringen, dank mir."
„Das ist nur gerecht und das weißt du genauso gut wie ich. Ich meinte das vorhin ernst. Ich will nicht das du mich bevorzugst."
„Jaja.", murmelte Newt.
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Seitdem ich hier war, war Newt der einzige Junge mit dem ich mich noch nie gestritten hatte. Nicht das ich mich regelmäßig mit jedem hier anlegen würde, aber es konnte ab und zu mal vorkommen das man diskutierte. Ab und zu wurde auch geschrien, je nachdem wie frustrierend das Thema der Diskussion war. Nur mit Newt war dies noch nie passiert. Vielleicht lag es an seinem Wesen. Oft brach er Gespräche ab, bevor es zu großen Diskussionen kommen konnte. Er ging Konfrontationen gerne aus dem Weg. Doch manchmal konnte selbst er es nicht vermeiden und geriet mit anderen aneinander. Meistens mit Gally. Nur mit mir nicht, worüber ich erleichtert war. Ich hatte meinen Spaß daran mit Gally zu diskutieren, aber es gab Personen mit denen wollte man einfach keinen Streit. Vielleicht war ich ja genau diese Person für ihn.
Wir arbeiteten noch eine Weile in den Gärten und gingen dann zum Abendessen. Oder besser gesagt: Newt ging zum Abendessen und ich begleitete ihn nur. Teil meiner Strafe war kein Abendessen. Wenn ich mir den Stand der Sonne ansah, würde ich auch bald in den Bau müssen. Ich konnte jetzt nicht behaupten, dass ich Lust darauf hatte, aber ich hatte auch nicht wirklich Angst davor. Der Bau war einfach eine Einlassung in den Boden mit einem selbst gebauten Gitter darüber. Es würde nicht bequem werden und doch würde ich lieber eine Woche im Bau sitzen, als noch eine Nacht im Labyrinth zu sein.
Ich hatte mich noch nicht ganz hingesetzt, als Thomas und die Neue auf mich zugestürmt kamen. Beide blieben schlitternd vor mir stehen.
„Wo ist Newt?", rief Thomas aufgeregt. Mehrere Jungs, die in der Nähe standen, drehten sich neugierig zu uns um.
Ich stellte mich wieder hin. „Er ist sich Essen holen. Wieso? Ist was passiert?"
Thomas antwortete nicht, sondern lief an mir vorbei auf das Gehöft zu. Ich sah zu der Neuen. Ihr Gesicht wirkte freundlich, aber immer noch eingeschüchtert. Es wurde von langen, dunklen Haaren umrahmt. Ein wenig beneidetete ich, wie gesund sie aussahen. Man gewöhnte es sich mit der Zeit ab, sich um sein Aussehen zu kümmern, doch sie führte mir vor Augen wie abgestumpft und kaputt meine eigenen Haare aussahen. Ich dachte daran, wie grün und blau der Rest meines Körpers war und verwarf dann die Gedanken an mein Aussehen. Wir hatten wirklich größere Probleme.
„Was ist denn mit ihm los? Ich heiße übrigens Marie."
„Teresa." Sie lächelte leicht. „Wir glauben, dass wir etwas haben um Alby zu heilen."

Lauf, solange du noch kannst [Maze Runner Fanfiction]Onde histórias criam vida. Descubra agora