Kurzgeschichten

2.

"Ma'am?"
Der Junge Mann schaute zu ihr hoch, seine Augen etwas heraus gequollen von den Tränen.

Er hatte ein kantiges Gesicht, seine Haut wirkte blass durch das Licht der düsteren Neon-lampen und unter seinen Augen zeichneten sich tiefe Augenringe von der Stundenlangen verhörung ab.

"Ihre Tochter sie-"

seine Stimme war erstickt, so als kämpfte er mit den Tränen, er schaute ihr nicht in die Augen sondern auf seine dünnen Arme, welche in Handschellen gelegt waren, während er sprach.

"Ich weiß" unterbrach sie ihn, den Rest des Satzes brauchte er ihr nicht zu sagen, sie wusste es. Sie wusste es schon lange. Sie lächelte ihn leicht an, doch spürte sie wie ihre Sicht verschwand durch die salzigen Tränen welche sich nun in ihren Augen sammelten.

So schnell wie möglich verließ sie den Verhör Raum, dann brach sie zusammen. Tränen rollten über ihre Wangen und sie schluchzte so sehr daß sie befürchtete keine Luft mehr zu bekommen.
Sie hatte es gewusst, in ihrem Herzen hatte sie gespürt das ihre Tochter nicht mehr lebte. Aber nun hatte sie bestätigung. Ob das gut oder schlecht war konnte sie nicht sagen.