Einen Augenblick lang schwiegen sie und wieder einmal versank Glaurloth in den Augen des Sindaprinzen.

Doch auch dieser Augenblick war schnell vorüber und Dorontelch meinte bedauernd: „Ich muss jetzt los. Aber mein Herz wird bei dir bleiben.“ Damit beugte er sich erneut zu der elleth herunter, gab ihr einen letzten Kuss auf die Stirn und verschwand dann wieder in der Masse aus Elben.

Seufzend bückte sich Glaurloth und sammelte die Materialien wieder ein, die sie fallen gelassen hatte. Dabei traten ihr die Tränen in die Augen und zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte sie die tief nagende Angst, dass sie jemanden verlieren könnte, den sie über alles liebte.

Denn zum ersten Mal war sie nicht allein.

Als junge Elbin war sie im Wald aufgewachsen, allein und völlig verlassen und schließlich hatte sie sich, als sie älter wurde auf den Weg zum Palast gemacht und war Angestellte von Oropher geworden.

Ja, sie kannte Dorontelch schon seit seiner Geburt, die kurz nach ihrem Kommen in den Palast gewesen war. Damals war sie kaum hundert gewesen und hatte der Königsfamilie nicht besonders viel Achtung geschenkt.

Doch das war schon über dreihundertfünzig Jahre her und sie hatte den jüngeren Prinzen immer besser kennengelernt und sich schließlich verliebt. Eine verbotene Liebe, wie sie wusste, die der König nie billigen würde.

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Der Abend war rückte bereits näher, als die Krieger endlich aufbrachen und zurück nach Calenost ritten.

Echwen fühlte sich seitdem merkwürdig nervös und sie hatte Angst. Wovor, dass wusste sie selbst auch nicht so genau, denn hier war nichts, was auch nur im geringsten beängstigend sein könnte. Ebenso wenig hatte sie einen Grund sich unwohl und unsicher zu fühlen.

Dann traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Sie kannte die Geschichte der Elben und sie wusste, dass man seine Seele ungewollt an jemanden binden konnte. Und genau das war geschehen. Sie fühlte nicht wie sie selbst, nein sie war auch nicht sie selbst.

Ihr Körper und ihr Geist waren vielleicht noch auf dem Rückweg zum Palast, aber ihre Seele und ihr Herz waren schon lange dort angekommen und standen dem ellon bei, den sie liebte.

Wenn sie sich unsicher fühlte und Angst hatte, dann musste im Palast etwas passiert sein, denn genau das machte der Thronfolger gerade durch.

Sie konnte es wirklich nicht mehr verleugnen, sie liebte diesen ungezogenen und doch so charmanten jungen Sinda, der mit dem Schwert umgehen konnte wie kein zweiter und der ebenso galant mit den Worten jonglierte.

Seine Augen hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt, nach ihrer ersten Begegnung im Wald und Echwen spürte plötzlich eine Sehnsucht, die sie zurück in den Wald zog, wie einen Magneten.

Doch diese Liebe durfte nicht bestehen. Thranduil sollte jemand finden, den er zur Königin machen konnte und die gut genug war, um bei ihm bleiben zu können.

Das Geheimnis um LuinardhWhere stories live. Discover now