Nach der Schule habe ich auf Levi gewartet, sodass wir unseren Trott zu der nächsten U-Bahnstation antreten konnten. Auf dem Weg habe ich uns etwas zu essen gekauft und von meinem Unterricht erzählt. Dabei wirft Levi immer eine kleine Geschichte von seinem Tag ein, was mich wiederum dazu bringt andere Themen anzureißen. Es ist wirklich schön, dass uns nie das Gesprächsthema ausgeht. Und wenn wir uns dann alles erzählt haben,  träumen wir vor uns hin und beginnen über unsere Zukunft nachzudenken. Allerdings meiden wir  es von einer Beziehung zu sprechen und beschränken unsere albernen Pläne nur auf Beruf und Wohnen. Wenn er es doch nicht ernst gemeint hat, möchte ich es nicht so erfahren müssen. Langsam nähern wir uns dem Wohnheim und ich kann meine Nervösität nicht mehr verstecken. Schlussendlich wird es Levi zu lästig und er spricht mich darauf an: "Was ist los?" Wir bleiben stehen und ich sehe in seine fragenden Augen. "Ähm ... Es könnte sein, dass ich dir bis jetzt nicht alles von mir erzählt habe." Levi wird stutzig, aber scheint nichts sagen zu wollen. Ich verlagere währendesen das Gewicht einmal auf den einen, dann auf den anderen Fuß. Leicht beiße ich mir auf meine Lippe, hole anschließend tief Luft und setzte zum Sprechen an: "Also ... Ich lebe in keiner Wohnung oder so, sondern in einem Waisenhaus. Meine Eltern kenne ich nicht und naja - ich teile mir ein Zimmer mit jemandem und habe nicht so viel Platz wie du eben zuhause hast." Jetzt, da ich es ausgesprochen habe, lässt es sich gleich wieder viel leichter atmen. Jedoch ist der Kloß in meinem Hals noch nicht ganz verschwunden. Ob er jetzt doch lieber nach hause möchte? Levi nickt langsam und scheint es einfach hinzunehmen: "Okay. Das ist doch kein Problem." Erleichtert bewege auch ich meinen Kopf auf und ab. Kurz zuckt der Mundwinkel meines Freundes nach oben: "Um ehrlich zu sein: Das wusste ich schon. Ich habe nicht erwartet, dass das für dich ein so großes Thema ist." Ich runzle die Stirn und sehe kurz weg und wieder zu ihm: "Was? Habe ich dir das schon erzählt?" Doch ich warte auf gar keine Antwort, sondern zucke mit den Schultern und wende mich zum Gehen. Natürlich greife ich nach der kleinen, blassen Hand von dem Älteren und ziehe ihn mit mir mit. "Dann passt ja alles!", lache ich und freue mich nun sorglos auf die baldige gemeinsame Zeit, in dem ich meinen Freund so viel knuddeln kann, wie ich will. Jetzt wird er mir nicht mehr auskommen!

Es war wirklich überhaupt kein Problem sich mit Levi in mein Zimmer zu schleichen. Connie hatte recht ... woher er das nur so genau weiß? Die Frage verschwindet aber sofort wieder, als ich die Tür hinter mir schließe und mich dagegen lehne. Ich habe noch nie etwas Verbotenes getan. Und nun steht Levi vor mir, seine Jacke ausziehend und meinen Raum begutachtend. Ich kann sein wunderschönes Seitenprofil erkennen und verfolge wie seine grazilen Finger seine weichen, glänzenden Haare richten und über die Möbel streichen. Möglicherweise bilde ich mir das nur ein, aber ein jeder Schritt, den er macht wirkt so bedacht und kontrolliert. Als würde er wissen, dass ich auf seinen Hintern und seine Beine starre, die in der Jeans gut zur Geltung kommen. Er ist so hübsch. Und er ist MEIN Freund. Das kann ich noch immer nicht fassen. Er mustert gerade die Poster und schmunzelt ab und an. Mein Herz schlägt dank der Aufregung ein Stück schneller. Sofort werde ich meine Jacke und die Handschuhe los und stelle mich hinter ihn, um meine Arme um seine Hüften zu schlingen. Meinen Kopf vergrabe ich in seinen Haaren. Zuerst ist er überrascht und versteift sich kurz, aber lehnt sich dann an mich und legt seine kalten Hände auf meine. "Hübsches Zuhause." Ich muss kurz kichern und drücke ihn noch ein bisschen fester, bevor ich ihn los lasse. Levi dreht sich zu mir: "Und jetzt?" In seinen Augen spiegelt sich Neugier wieder ...  oder ist er mehr amüsiert? Ich kann so vieles an ihm nicht verstehen. Verlegen ziehe ich die Schultern hoch und kratze mich am Hinterkopf. "Wir könnten Musik hören und ... tzusln.", schlage ich vor, wobei ich den letzten Part genuschelt habe. "Was?" Der Schwarzhaarige scheint zu wissen, was ich möchte, aber fragt dennoch mit einem Lachen nach. Ich werde rot und starre an ihm vorbei: "Kuscheln. Wir könnten doch kuscheln." Mein Gegenüber grinst amüsiert, macht einen Schritt auf mich zu und umarmt mich. Dabei wechselt seine selbsbewusste Art in eine schüchterne und er gibt mir einen kleinen Kuss auf die Wange: "Ok." Beiden steigt eine ordentliche Röte ins Gesicht und es gibt einen peinlichen Moment der Stille. Kurz darauf krabbeln wir in mein Stockbett - Levi kuschelt sich an mich und liegt mit seinem Kopf an meiner Brust, mein Arm um ihn geschlungen - und ich verbinde mein Handy über Bluetooth mit dem kleinen Lautsprecher von meinem abwesenden Zimmergenossen. Darufhin seufze ich zufrieden, lasse meinen Kopf in den Polster fallen und schließe meine Augen. Auch Levi atmet einmal hörbau aus und lässt sich danach noch mehr sinken. Während die Musik spielt, beginnen wir zu quatschen und philosphieren. Dabei fange ich an mir eine Beziehung vorzustellen. Ich möchte mit der Person lachen können. Sie soll hart arbeiten - so wie ich. Mich verstehen. Sich auf mich verlassen. Auch ich möchte mich auf sie verlassen können. Eine schöne kleine Wohnung am Rande einer Stadt, will ich mit der Person einrichten. Und in einem jeden Raum muss eine Pflanze stehen. Die Möbel sind alle weiß und ... Irgendwoher kenn ich diese Bilder, die durch meinen Kopf schießen. All diese Räume und die Aussicht auf die Vorstadt, an die ich eben gedacht habe ... Ist das wirklich meiner Fantasie entsprungen? Es wirkt so ... real?

Ich bekomme ein mulmmiges Gefühl, dass sich an meiner Brust bemerkbar macht. Es fühlt sich an, als ob etwas ganz schweres auf meine Lungen drückt. Mein Atem wird leicht flacher. Ein Bild schießt mir erneut durch den Kopf. Ich bewege mich in einem Raum auf eine offene Balkontür zu. Ich bin jedoch sehr klein und krabble auf allen Vieren. Anschließend strecke ich meinen Kopf nach draußen. Die Sonne scheint, es riecht nach frisch gewaschener Wäsche und eine warme Sommerprise bläst mir ins Gesicht. Als ich zur Seite bicke erkenne ich zwei Füße und ein knöchellanges Sommerkleid ... "Alles okay, Eren?" Ich schrecke kurz auf und bemerke im nächsten Moment, dass sich mein Herzschlag verschnellert hat und ich schweißgebadet bin. Eine widerliche Angst hat sich in mir breit gemacht und lässt ein Gefühl von Übelkeit in mir aufsteigen. Das Atmen fällt mir nun schwerer als vor einigen Minuten und mein Kopf schmerzt. Besorgt dreht sich Levi auf seinen Bauch und legt eine Hand auf meine Wange. "Was ist los? Geht es dir nicht gut? Möchtest du reden?" Der Schwarzhaarige möchte meine Stirn fassen, doch ich nehme seine Hand und lege sie vorsichtig zurück an meine Wange. Das hilft bereits etwas, um ruhiger zu werden. Eindringlich sehe ich dem Besorgten in die Augen: "Nein. Es geht schon. Hab nur gerade über etwas nachgedacht. Alles ist gut. ... Wirklich." Das scheint mir Angesprochener nicht zu glauben: "Falls du doch etwas brauchst, musst du nur etwas sagen. Egal was  es ist." Ich nicke und merke, wie sich mein Herz wieder beruhigt. Die lähmende Angst und die Übelkeit verschwinden mit den Kopfschmerzen und zurück bleibt der müffelnde, kalte Schweiß. Hoffentlich ist Levi nicht angeekelt. Ich blicke noch immer in seine Augen, wandere dann jedoch zu seiner hübschen Nase und den rosaroten Lippen. Alles an ihm ist so perfekt! Plötzlich überkommt mich ein unstillbare Bedürfnis nach seiner Nähe. Ich brauche Bestätigung und Verständnis. Obwohl er mir schon so nah ist - unsere Körper nur wenige Zentimeter getrennt - möchte ich mehr. Wie soll ich dieses Verlangen stillen? In Zeitlupe und wie automatisch bewege ich mein Gesicht auf seines zu und lege meine Lippen auf seine. Ich sauge vosichtig an seinen und genieße die Wärme, die sich in meiner Bauchgegend breit macht. Langsam ziehe ich Levi auf mich, der zuerst zögert, aber dann doch mit sich machen lässt. Seine Brust liegt auf meiner, und drückt bei jedem Atemzug noch ein Stück mehr gegen mich. Meine Hände ruhen auf seinem Rücken und streichen manchmal zu seinen Schulterblättern hoch und wieder zurück. Unsere Lippen beginnen, aufgrund des Drucks, zu pochen und schwellen an. Ab und zu müssen wir voneinander ablassen, um Luft zu holen. Dabei hört man ein lautes Schmatzgeräusch, dass uns seltsamerweise eine Gänsehaut verschafft. Wie kann eine solche - peinliche - Kleinigkeit nur so erotisch sein? Levis Hände krallen sich in meine Schultern und obwohl er sich immer wieder versucht von mir wegzudrücken, suchen seine Lippen die meine. Nach einiger Zeit hauchen und keuchen wir in unseren Kuss hinein, was einen angenehmen Effekt erzielt. Dabei vibrieren unsere Lippen leicht und das Erlebnis wird noch einmal um einiges verschönert. Immer und immer wieder öffnet jeder ganz langsam seinen Mund für einige Millimeter, damit man ansaugen kann, was auch immer man von dem anderen erwischt. Dabei werden unsere Köpfe leer und es existiert nur mehr der jeweils andere - die Wange, gegen die man seine Nase drückt, sobald man verzweifelt nach dem fremden Lippenpaar sucht; die unzähligen Schmatz- und Sauggeräusche, die einen normalerweise abstoßen würden und der betörende Geruch des anderen. Eine tödlich-süße Mischung. Meine Fingerspitzen kribbeln und erinnern mich daran, meinen Körper unter Kontrolle zu halten. Es ist wirklich schwer, jetzt keinen Ständer zu bekommen. Ob es Levi auch so geht? Ich kann es nicht sagen - Ich habe meine Augen geschlossen. Ich lasse kurz von seinen Lippen ab und lehne meine Stirn gegen seine. Unsere unregelmäßigen Atemzüge übertönen die Musik. Zumindest ist es alles, was ich momentan wahr nehmen kann. "Ich liebe dich.", hauche ich, ohne meine Augen zu öffnen. Levi presst seine Lippen sofort wieder auf meine und reagiert erst Sekunden später auf meine Mitteilung: "Ich ... dich auch." Das Kribbeln, das - bei meinen Lippen gestartet - meinen Körper durchzieht, ist der Wahnsinn. Ich wusste nicht, dass Knutschen so schön und aufregend sein kann. Es ist etwas ganz Besonderes, ohne das ich nie wieder leben möchte. Liegt es an Levi? Denn jedesmal, wenn ich ihn shcmecke oder seinen Geruch einsauge verstärken sich diese unglaublichen Gefühle und ich muss Luft holen um nicht komplett durchzudrehen.

Es tut mir leid, Levi. Ich habe dich benutzt, um mich von meinen negativen Emotionen abzulenken. Dieser Kuss war eine Lüge. Auch, wenn ich dich über alles liebe, war der Beginn dieser körperlichen Zuneigung  reiner Egoismus. Verzeih mir.

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Gefühle von Eren für Levi = von 0 auf 100 innerhalb von zwei Kapiteln

Gebraucht (Eren x Levi)Where stories live. Discover now