Kapitel 4 (überarbeitet)

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Lucy schreckte aus ihrem Traum auf und es war Realität. Sie war am verbluten und vor ihr stand jemand. Es war nicht Adam. Der Fremde hielt ein Messer in der Hand, an dem ihr Blut klebte, und war dann verschwunden. Adam lag immer noch schlafend neben ihr und hatte nichts davon mitgekriegt. Sie schrie vor Schmerzen auf. Sie waren unerträglich und sie sollten einfach nur aufhören. Es wurde alles schummrig und sie konnte nichts dagegen machen. Adam klammerte sich an sie und schien nur noch mehr dafür zu Sorgen, dass ihr Blut schneller den Weg aus ihrem Körper fand.
„Adam!"
Es war ihr letzter Schrei, denn sie wurde ohnmächtig. Als Adam schweißgebadet auf wacht, war ihr Puls kaum noch zu fühlen und er bekam den Schreck seines Lebens. Sie war fast tot und er musste handeln. Er hatte keine andere Wahl. Adam musste sie verwandeln in das, was er war, und biss zu.
Jetzt musste er nur noch warten und hoffen. Sie musste aufwachen, alles andere könnte er sich nicht verzeihen. Es verging viel Zeit und sie regte sich langsam wieder.
„Bitte wach auf, Lucy.", flüsterte Adam ihr leise ins Ohr.
Es hatte geklappt. Sie war mitten in der Verwandlung und deshalb musste er ihr jetzt zur Seite stehen. Ihr Helfen mit der neuen Situation klar zu kommen. Es wird eine große Veränderung für sie sein.
Sie schlug nach langem Warten die Augen auf.
„Was ist passiert?", sprach sie leise.
Sie war immer noch sehr schwach und ihr Augen waren blass.
„Du wurdest angegriffen. Jemand wollte dich umbringen. Kannst du dich noch an irgendetwas erinnern?"
„Da war etwas schwarzes und es war von der einen auf die andere Sekunde war es wieder weg. Aber das ist alles nur noch so verschwommen. Es ist so verschwommen."
„Es wird auch alles wieder klarer. Hab keine Angst, Lucy."
Sie wurde von ihm in seine Arme gezogen und deckte sie danach noch zu.
„Warum bist du so verschwitzt? Ist alles in Ordnung bei dir?"
„Ich habe nur schlecht geträumt, Lucy. Nur schlecht geträumt."
„War es sehr schlimm? Bitte sei ehrlich zu mir."
„Ich war in meiner Wohnung und du warst auch da. Wir beide waren uns so nah. Uns hätte nichts von einander trennen können. Doch dann tauchte da auch noch jemand anderes. Du standest auf dem Balkon und der Fremde rannte zu dir. Er hat dich vom Balkon geschubst und du hast geschrien. Dann bin ich aufgewacht und hab dich dann verletzt hier liegen gesehen."
„Aber ich bin doch gar nicht verletzt."
„Glaub mir. Du warst verletzt und du warst auch fast tot. Ich konnte nicht anders. Ich musste es tun."
Lucy schaute ihn verwirrt an. Sie hatte keine Ahnung, warum er auf einmal so komisch war, was verheimlicht er ihr.
„Was ist mit dir los, Adam?"
„Ich muss dir etwas erzählen, ohne dass du ausflippen tust. Du musst es mir versprechen."
Sie hatte Angst vor dem, was er ihr gleich sagen würde.
„Ich verspreche es dir, ich werde nicht ausflippen. Bloß sag mir bitte endlich, was los ist."
„Ich bin ein Vampir und du jetzt auch einer."
„Nein. Das kann nicht sein."
Sie löste sich aus seiner Umarmung und rannte so schnell wie möglich auf die andere Seite des Zimmers.
„Du hast mich zu einem Vampir gemacht? Warum?"
Er wollte aufstehen und zu ihr gehen, doch Lucy wich von ihm zurück.
„Ich wollte dich nicht sterben lassen. Ich kann es einfach nicht."
Es war wie ein Messerstich in den Rücken. Er kümmerte sich so rührend um sie und machte sich Sorgen. Warum sonst hätte er sie verwandeln sollen?
„Du hättest das nicht tun sollen."
„Doch. Du wirst lernen damit klar zu kommen und dann kannst du irgendwo ein neues Leben aufbauen überall wo du willst."
„Nein. Nein. Nein. Ich will das nicht. Ich mag mein Leben so wie es ist, auch wenn meine Brüder tot sind. Es soll alles so bleiben wie es ist."
„Jetzt ist es aber zu spät. Du kannstes nicht mehr ändern, Lucy. Bitte lass mich dir wenigstens helfen damit leben zu können."
„Ja. Jetzt ist es wohl so, aber können wir jetzt das Thema wechseln. Das wird mir gerade alles zuviel."
„Worüber willst du denn reden?"
„Woher kennst du meine Brüder?"
Lucy schaute ihm in die Augen und er erwiderte diesen Blick.
„Es ist schon lange her. Ihr drei seid gerade vor ein paar Monaten hier in diese Wohnung eingezogen und ich hab damals noch hier im Haus gewohnt."
Lucy schaute ihn verwirrt an und setze sich wieder neben ihn aufs Bett.
„Du hast mal hier gewohnt?"
„Ja. Vor Jahren. Es ist schon gefühlt eine Ewigkeit her. Du warst da noch klein. Fast noch ein Baby. Deine Brüder und ich haben uns auf Anhieb gut verstanden bis ich dann irgendwann wegziehen muss. Ich hatte hier zu lange schon gelebt. Doch ich blieb mit Nico und Bastie befreundet."
„Wussten sie was du bist?"
„Ja. Sie haben es durch Zufall herausgefunden."
„Wie?"
„Beide kamen an dem Tag in meine Wohnung. Sie hatten einen Schlüssel. Ich glaube, ich hatte mich seit Tagen nicht mehr draußen gezeigt. Die beiden befürchteten,dass mir etwas zugestoßen war. Doch die Wahrheit ist, ich brauchte Blut. Ich hatte Hunger und hatte Tage zuvor vergessen, weil ich einfach zu beschäftigt war."
„Was ist dann passiert?"
„Das erzähl ich dir ein anderes Mal. Nicht mehr jetzt. Nicht mehr heute."
Adam legte ihr seine Hand auf die Wange und schaute ihr tief in die Augen. Ihre Gesichter kamen sich immer näher, bis sie sich küssten. Lucy wich zurück und rannte aus demZimmer. Sie musste weg von ihm. Wie konnte das nur passieren? Lucy verstand sich selbst nicht mehr.
„Wo bist  du, Lucy?", rief Adam durch die Wohnung.
Er klang besorgt, aber trotzdem sollte er verschwinden.
„Hau ab. Lass mich in Ruhe."
„Bitte lassuns reden. Von mir aus auch mit einer Wand zwischen uns beiden."
Lucy saß jetzt schon eine ganze Weile in einer Ecke des Bades und weinte sich die Augen aus. Adam stand auf einmal in der Tür und schaute in ihre Richtung. Sein Gesichtsausdruck schaute noch besorgter aus, als seine Stimme schon klang.
„Hab ich dir irgendwie weh getan?"
„Nein. Nein. Wie kommst du darauf?"
„Bitte sag mir was mit dir los ist."
„Du hältst mich für verrückt ganz bestimmt. Ich mach so etwas sonst nicht. Es ist auf einmal so passiert."
Er kniete sich neben sie und legte ihr seine Hand auf die Wange.
„Ich würde dich nie für verrückt halten."
„Du hältst es bestimmt für einen Fehler. Ich bin doch nur die kleine, dessen Brüder tot sind und auf die du jetzt aufpassen. Ich bin dir eine Last und jetzt geh. Du musst nicht mehr den Babysitter spielen. Du bist jetzt wieder frei."
„Ich bleibe bei dir und werde dich vor allem beschützen."
„Und was ist mit deinem Leben? Du willst doch bestimmt nicht dein ganzes Leben auf mich aufpassen, nur weil meine Bruder dich darum gebeten haben."
„Nein. Das werde ich auch nicht. Irgendwann werde ich auch wieder gehen, aber das wirdauch erst geschehen, wenn du für immer in Sicherheit bist."
„Und was ist, wenn das noch hunderte von Jahren dauert?"
„Ich habe eine Ewigkeit Zeit dich vor allem zu beschützen und das würde ich mit Freude tun. Ich weiß es ist für dich nicht ganz verständlich,aber für dich würde ich durchs Feuer gehen. Allein für dich und darum haben mich deine Brüder nicht gebeten."
„Dass heißt, du bleibst hier?"
„Ja. Bis du in Sicherheit bist. Jetzt leg dich erst einmal wieder hin."
Er reichte ihr seine Hand und half ihr auf. Gemeinsam gingen beide ins Wohnzimmer und Lucy kuschelte sich an Adam auf der Couch heran.
„Kannst du mir noch etwas von meinen Brüdern und dir erzählen?"
„Ihr seid schon, als du ein noch ganz klein warst, in den Wald gefahren. Ich war auch schon öfters mit euch da. Wir haben da immer an diesem See dort gesessen. Du warst immer im See baden und wir saßen dann am Ufer. Die beiden haben immer alles für dich getan und wenn du zehnmal in der Woche an den See wolltest, sind die auch mit dir da zehnmal dahin gefahren. Doch ab und zu brauchten die mal einen Abend frei und dann habe ich auf dich aufgepasst."
„Wieso kann ich mich nicht mehr daran erinnern? Wieso kann ich mich nicht an dich erinnern?"
„Das wirst du noch erfahren nur nicht mehr jetzt. Ruhe dich aus, Lucy. Du wirst die Kraft brauchen."
Sie schlief schnell ein und lag weiterhin in seinen Armen. Sie war für ihn wie ein Engel. Aber nicht nur irgendein Engel, sondern der, den er liebt. Er hatte Gefühle für sie und das schon länger. Sie wusste es irgendwo tief in ihrem Herzen. Es vergingen Stunden und er saß da mit Lucy in seinen Armen. Sie wurde mit der Zeit immer unruhiger und schreckte plötzlich aus dem Schlaf aus. Irgendetwas muss in ihrem Traum gewesen sein, nur was?
„Ist alles in Ordnung bei dir? Ich mach mir etwas Sorgen um dich?"
„Ich hab gesehen, wie mich jemand...jemand umbringen wollte."
„Kennst du ihn?"
„Nein. Aber überall waren Bäume."
„Konntest du noch etwas erkennen?"
„Ich lag auf dem Boden und er beugte sich über mich. Es war alles so verschwommen, aber ich glaube, er hatte braune Haare und er war riesig. Kennst du den etwa?"
„Kennen nicht, aber langsam weiß ich wer dahinter steckt."
„Und wer ist es?"
„Manuel. Ich hatte schon öfters das Vergnügen mit ihm."
Er zog sie noch dichter zu sich und Lucy fing an zu weinen. Adam machte es fertig und es brach ihm jedes Mal aufs neue das Herz sie so zu sehen. Das war kein Traum und das wusste Adam genau. Es war Wirklichkeit. Die ganzen Dinge waren gestern passiert, doch sie konnte doch eigentlich nichts mitgekriegt haben. Lucy war die ganze Zeit doch bewusstlos.
Sie fing an zu zittern. Sie hatte Angst.
„Es wird alles wieder gut,Lucy. Ich bin bei dir."
„Was passiert hier? Ich kenne diesen Manuel nicht. Warum will der mit etwas antun?"
„Dir wird nichts passieren und es wird alles wieder gut."
„Ich verstehe es trotzdem nicht. Es wird mir alles zu viel."
„Du verwandelst dich noch und deine Kräfte entwickeln sich auch noch. Das kann dich jetzt alles ein wenig überfordern, doch das geht wieder vorbei."
„Was, wenn ich das nicht schaffe? Wenn ich die Verwandlung nicht überlebe? Warum musstest du das unbedingt tun?"
„Du weißt, ich habe deinen Brüdern versprochen dich zu beschützen und deshalb musste ich es tun. Ich konnte dich nicht einfach so sterben lassen."
„Warum nicht? Wäre vielleicht besser gewesen."
„Nein. Sag so etwas nicht."
Lucy sah Angst in seinen Augen. Hatte er etwa wirklich Angst um sie odersteckte da noch mehr da hinter? War er vielleicht auch verliebt in sie? Nein. Das kann nicht sein. Er macht das alles nur, weil ihre Brüder ihn darum gebeten haben.
Aber da war auch in ihr so ein komisches Gefühl? Hatte sie sich etwa verliebt? Er ist ein Freund ihrer Brüder und mehr nicht. Mehr darf er nicht sein. Sie musste es einfach ignorieren und ihre Brüder wieder finden.
„Warum sagst du das über dich?"
„Weil ich meine Brüder brauche und du weißt etwas. Doch du sagst es mir einfach nicht und das kann ich einfach nicht glauben."
„Es ist noch nicht an der Zeit, dass du mehr erfahren kannst. Du musst dich erst einmal komplettverwandelt haben, dann werde ich dir alles erzählen. Dann wirst du alles erfahren. Aber jetzt noch nicht."
„Denkst du nicht, dass ich das Recht habe es jetzt zu erfahren?"
„Ich würde es dir gerne jetzt erzählen, aber ich darf es nicht."
„Sag mir bitte einfach nur, was mit meinen Brüdern ist."
„Ich kann nicht.

PS: Bitte bleib bei mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt