»Wie du willst«, lachte ich. »Darf ich mich trotzdem setzen?«

»Klar.« Er rutschte ein wenig zur Seite, während ich mich neben ihm niederließ. Auf der Couch war nicht mehr allzu viel Platz, sodass sich unsere Schenkel berührten. Gute Ausgangssituation oder so.

»Außerdem halte ich nicht viel von Anmachsprüchen«, erklärte ich.

»Ich wurde bisher ehrlich gesagt noch nicht so oft angebaggert«, lachte er. »Also gar nicht.«

»Kann ich nicht verstehen«, grinste ich und nahm einen Schluck aus meiner Kola, während ich Augenkontakt zu ihm aufnahm.

In seinen lag ein frecher Ausdruck. »Kanns sein, dass du echt berechenbar bist?«, neckte er mich dann.

»Hey, ich hab das ernst gemeint«, lachte ich. »Ich versteh das wirklich nicht. Ich find dich süß.«

Ein wenig grinste er und auch wenn sein Grinsen selbstsicher war, entging mir nicht, wie sich seine Wangen etwas rot verfärbten. Er griff nach seinem Bier und nahm einen Schluck daraus. »Danke«, lachte er.

»Ich bin Darian übrigens«, stellte ich mich vor.

»Federico. Aber die meisten nennen mich Fede.«

»Okay, Fede. Freut mich.« Ich warf ihm ein leichtes Grinsen zu und trank aus meiner Kola.

Er ließ einen Blick auf mir ruhen, um seine Lippen herum ebenfalls ein leichtes Grinsen, dann musterte er meinen schwarzen Pulli mit dem Logo von Sea Watch.

»Sea Watch, das ist doch diese Organisation, die Flüchtlinge im Mittelmeer rettet?«, fragte er nach.

»Ja, exakt.«

»Ich hab das im Sommer ziemlich mitbekommen, bei meiner Familie in Italien. Weißt du, der italienische Staat ist da nochmal viel krasser als in Deutschland, die wollen wirklich keinen mehr reinlassen. Das war so heftig zu sehen, wie verzweifelt die Menschen sind und dass die Regierungen einfach nichts unternehmen«, erzählte er. Zog seine Beine etwas an, während er sich mir zuwandte.

»Boah, nee. Das ist so ein Thema, das macht mich einfach richtig aggressiv«, sagte ich und spürte das Grollen in meinem Bauch. »Dass es einfach in Ordnung ist, Menschen verrecken zu lassen, nur weil sie nicht das Glück hatten in Europa geboren zu sein, super.«

»Ja, stimmt schon. Gerade in Süditalien ist super viel Platz, da stehen ganze Dörfer leer, kann mir doch keiner sagen, dass die niemanden aufnehmen können«, stimmte Fede mir zu und nahm einen Schluck aus seinem Bier.

»Ey, Streber, hör auf so intelligentes Zeugs zu labern und mach mal Platz«, lachte in diesem Moment der Typ mit der Cappy und drückte sich an Fede vorbei, schob ihn dabei näher an mich. Mein Herz schlug schneller, während ich das Gefühl der Nähe genoss. Da war der Augenblick auch schon wieder dabei und Fede rutschte weg. Dieses Mal so, dass sich unsere Knie nicht mehr berührten. Hatte ich mich geirrt und er hatte doch kein Interesse?

»Das ist übrigens Maxim«, grinste Fede. »Er findet alles zu intelligent, was nicht zwanzigmal das Wort Alter und vierzigmal Digga enthält.«

Ich lachte, während Maxim ihm den Mittelfinger zeigte und sich dann schwankend in Richtung der Toiletten bewegte. »Mein bester Kumpel und ich waren gerade auf ner Demo dagegen. Dass Seenotrettung immer kriminalisiert wird«, erzählte ich ihm dann. »Wir sind eigentlich nicht von hier, sondern aus Hamburg am Meer. Aber das war'n ziemlich großes Ding, da waren Antifas aus ganz Deutschland.«

»Find ich aber cool. Dass ihr auf Demos geht und so.«

»Ist immer ne vernünftige Idee«, meinte ich mit einem Grinsen.

Von Helden und VerlierernWhere stories live. Discover now