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Nele

Ich verlasse gerade das Schulgebäude und laufe über den Hof in Richtung Parkplatz, als mir eine Mädchen entgegenläuft. Ich traue meinen Augen nicht. Es ist das Mädchen aus der Bar. Ihre Augen erkenne ich sofort. Was macht sie hier? Ob sie Geschwister hat die auf diese Schule gehen? Wahrscheinlich.
Als sie an mir vorbei läuft, versuche ich sie unauffällig zu mustern. Sie ist noch hübscher bei Tageslicht, als in dieser eher dunkleren Bar.

Konzentier dich Nele. Heute Abend ist ein wichtiger Abend. Ich muss einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Das ist das Wichtigeste. Zuhause koche ich mir etwas zum Mittagessen und setze mich von den Fernseher und esse dort. Ich war noch nie ein wirklicher Fan vom Kochen, aber irgendwie muss man sich ja ernähren. Auf Dauer Essen zu bestellen ist ziemlich ungesund und auch ziemlich teuer. Da kann man schon einmal darüber hinweg schauen, etwas kochen zu müssen.  

Ich schaue etwas meine Serie weiter und fange dann an nochmal meine Sachen durchzugehen, welche ich schon herausgearbeitet habe für heute Abend.
Als erstes Vorstellen.
Dann sich Elternvorstellen lassen.
Ziele erzählen und dann noch die Klassenfahrt im Frühling ansprechen. Das wars eigentlich.
Ah und natürlich Fragen der Eltern beantworten. So viel ist das eigentlich nicht. Auf jeden Fall machbar. Ich esse noch ein paar Reste von meinem Reis und gehe mich dann duschen und fertig machen. Aus meinem Schrank hole ich mir wieder die gleiche Bluse heraus, welche ich an meinem ersten Arbeitstag anhatte und dazu eine schwarze skinny Jeans heraus. Vor den Eltern muss man noch professioneller aussehen, als vor den Kindern. Ich schnappe mir meine Tasche und verlasse meine Wohnung. 

Du schaffst das Nele. Reiß dich zusammen. Sage ich die ganze Zeit leise zu mir selber, während ich auf den Parkplatz der Schule fahre. Vereinzelt stehen hier ein paar Autos. Fast schon in Zeitlumpe verlasse ich mein Auto und laufe in die Schule. Vom Flur aus kann ich schon ein paar Eltern sehen und einige kommen mir entgegen, welche ich schonmal begrüße. Ich betrete das Klassenzimmer und stelle meine Tasche auf mein Pult und wende mich dann das erste Mal den Eltern zu und genau ich in diesem Moment bin ich fast in Ohnmacht gefallen.
Was macht SIE den ihr?? Ist sie nicht etwas zu jung, um Mutter zu sein? Oder sieht sie nur so jung aus. In der vorletzten Reihe sitzt das Mädchen von der Bar und von vorhin. Sie tippt gelangweilt auf ihrem Handy herum und scheint nur zu warten, bis das alles vorbei ist. Ich mustere sie wieder und sie trägt andere Kleidung als vorhin. Jetzt trägt sie ein hellblaues T-Shirt, was unfassbar gut zu ihren Augen passt, dazu eine weiße Hose und weiße Schuhe. Ihre Haare hat sie in einem Zopf. Eins muss man ihr lassen, sie hat einen wirklich guten Modegeschmack, das ist mir schon die letzten 2 Male aufgefallen.

Als sie dann das erste Mal aufsieht und mich anschaut, wirkt sie selber etwas verwundert. Ich glaube damit hat sie nicht gerechnet. Viele der anderen Eltern haben die selben Blick drauf. Wahrscheinlich weil ich noch so jung bin. Wir schauen uns für einen kurzen Moment in die Augen und da sehe ich es.  Elias. Er hat die selben Augen wie sie. Ist sie seine Mutter? Niemals! Oder? Vielleicht seine Schwester oder so?

"Soo. Dann begrüße ich Sie hiermit herzlich zu diesem Elternabend. Also mein Name ist Nele Fink und ich bin 24 Jahre alt. Ich habe etwas außerhalb von Berlin studiert und das ist mein erstes Jahr als richtige Lehrerin." Stelle ich mich vor und konnte nicht verhindern immer wieder zu diesem Mädchen zu schauen. Sie macht mich irgendwie nervös. Sie hat ihr Handy auf die Seite gelegt und hört mir zu. Ab und zu sieht sie sich im Saal um und schaut sich die Bilder an den Wänden an. Während sich die ersten Eltern vorstellen, versuche ich so gut es ging ihnen zuzuhören und es mir einigermaßen zu merken.

"Mein Name ist Clara Scott und Elias ist mein kleiner Bruder." Hält sie sich kurz und der nächste fängt an zu reden. Sie ist also nicht seine Mutter. Hätte ich mir auch schlecht vorstellen können. Sie sieht schon ein paar Jahre jünger aus wie ich. Ob sie überhaupt schon 18 ist? Ihre Stimme ist sehr sanft und echt angenehm. Aber wieso ist sie hier und nicht ihre Eltern?
Wir fahren fort mit den restlichen Themen und ich versuche die Fragen so gut es geht zu beantworten. Es läuft alles wie geplant, auch wenn ich regelmäßig von Clara abgelenkt werde, obwohl sie eigentlich garnichts spezielles macht.

Nach ca. 1 ½ Stunden ist wir fertig und ich beende diese Veranstaltung. Die Ersten verlassen Saal und ich packe noch meine Sachen zusammen, bevor ich ebenfalls gehe.

Clara

Wer hätte gedacht, dass die Frau von vorhin Elias's Klassenlehrerin ist. Jetzt verstehe ich auch, warum er manchmal von ihr schwärmt. Sie ist wirklich nett und irgendwie auch hübsch. Was nicht nur ich so finde, sondern auch die alleinerziehenden Vater eine Reihe vor mir, die sie so anstarren, dass es mir selbst schon unangenehm wäre. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist dieser Elternabend dann auch zu Ende und ich verlasse, als eine der letzten, das Klassenzimmer. Als ich plötzlich jemanden neben mir herlaufen bemerke. Frau Fink. Was will sie?
"Sie sind also Elias's Schwester?" Fragt sie ziemlich zögern und fast schon stotternd. Sie ist etwas nervös.
"Ja." Antworte ich kurz. Ich will nicht unhöfflich wirken, aber ich bin nicht wirklich an einem Gespräch mit ihr interessiert.
"Mhm... naja das war ja ein Elternabend und..." Sie stellt nicht mal die Frage und ich wusste worauf sie hinaus will, deshalb ich sie etwas unterbreche.
"Unsere Eltern mussten arbeiten." Erkläre ich ihr in einem sanften Ton, zucke dabei noch unschuldig mit den Schultern und wir verlassen zusammen das Schulgebäude. Ich hoffe sie fragt nicht weiter.
"Also...Elias...er ist neu in der Klasse oder?" Stellt sie mir wieder zöglich eine Frage.
"Ja. Wir sind neu hierher gezogen." Lüge ich sie etwas an, denn ich will ihr nicht unsere ganze Lebensgeschichte erzählen.
"Wieso? Hat er irgendwas angestellt oder so?" Werde ich jetzt neugierig, denn ich verstehe nicht wieso sie mich so viel fragt. Ihre Kopf dreht sich sofort zu mir. Sie ist ein ganzes Stück kleiner als ich, weshalb sie etwas zu mir hochschauen muss.
"Ohh nein. Ganz im Gegenteil. Nur... naja er ist oft alleine und ein bisschen zurückhaltend." Ihre Aussage trift ziemlich gut auf Elias zu. Wenn er niemanden kennt ist er etwas schüchtern.
"Das ist ziemlich normal bei ihm. Er taut schon irgendwann auf." Antworte ich ihr darauf und ich bleibe vor meinem Auto plötzlich stehen. Woraufhin sie mir einen verwunderten Blick zu wirft.
"Ich möchte nicht unhöflich sein. Aber ich hab noch etwas vor." Schaue ich leicht entschuldigend und deutete auf mein Auto. Als ich versteht, dass das mein Porsche ist weiten sich für einen kurzen Moment ihrere Augen, aber sie versucht es sich nicht anmerken zu lassen. Viele Leute reagieren so, wenn sie mein Auto sehen.
"Ohh ja natürlich. Dann Ihnen noch einen schönen Abend." Bringt sie schnell raus und ich verabschiede mich ebenfalls von ihr, bevor ich in mein Auto einsteige und wegfahre.

Die Lehrerin meines Bruders (girlxgirl)Where stories live. Discover now