Kapitel 16 - Vivian

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Vivians PoV:
Am späten Nachmittag wurde ich schließlich mit dem beiden Zeichnungen fertig und war sogar ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Eigentlich verschenkte ich meine Zeichnungen ungern, selbst an Karo nicht, aber bei den Zeichnungen legte ich echt keinen großen Wert darauf diese zu behalten, da ich mit diesen Gesichtern sowieso nur schlechtes verband. Ich nahm also die Zeichnungen und lief mit ihnen ins Wohnzimmer, wo ich Karo zuletzt gesehen hatte. Dort war sie aber nicht. Deshalb ging ich in ihr Zimmer. Dort war sie auch nicht. Sie war doch hoffentlich nicht wieder einfach gegangen, oder?
„Karo?", rief ich laut durch die Wohnung.
Keine Antwort. Nur Lucie die wegen meinem Ruf auf mich aufmerksam geworden ist und aus dem Wohnzimmer zu mir gelaufen kam.
„Lucie, du bist aber nicht Karo", sagte ich ich gespielt vorwurfsvoll und täschelte ihr den Kopf.
„Naja, wo du schon einmal hier bist: Kannst du mir vielleicht sagen wo Karo ist?"
Lucie legte nur verständnislos den Kopf schief, anstatt wie sonst immer zu irgendeiner Tür zu laufen. Offenbar wusste sie dieses mal genau sowenig wie ich, wo Karo hinaus, oder hinein gegangen war. Doch bevor ich mir noch weiter nach Karo suchen konnte, hörte ich wie sich der Schlüssel im Schloss der Badezimmertür drehte und diese daraufhin aufschwang. Anschließend verließ Karo das Bad und ich atmete erleichtert auf.
„Warum hast du mir nicht geantwortet, als ich dich gerufen hatte?", fragte ich sie und diesmal war der der vorwurfsvolle Ton echt
„Ich hatte garnicht gehört das du mich gerufen hattest. Das muss daran liegen,dass ich laut Musik mit den Kopfhörern gehört habe", antwortete sie mir und deutete dabei auf den Kopfhörer in ihrem einem Ohr. Den Kopfhörer der im anderen Ohr steckte, hatte sie rausgenommen, als ich ihr meine Frage gestellt hatte und hielt ihn nun in einer Hand.
„Okay. Ich dachte nur du wärst wieder weg", meinte ich. „Ich wollte dir auch eigentlich nur die Zeichnung geben."
„Oh super, dass du fertig damit bist. Lass mal sehen."
Sie kam auf mich zu und ich gab ihr die Zeichnung, die sie daraufhin interessiert und mit geschocktem Blick betrachtete.
„Shit", murmelte sie. „Shit, shit, shit."
„Was ist shit?"
„Das sage ich dir besser vorerst nicht. Deine Zeichnungen sind super, nur leider nicht das was es  nun bedeuten könnte", faselte sie ziemlich durcheinander. „Hast du irgendetwas mitbekommen, gefunden, oder irgendetwas, von dem du mir nichts erzählt hast? Das wäre echt wichtig. Hast du bei mir im Zimmer rumgeschnüffelt, oder irgendetwas belauscht?
„Nein", antwortete ich währen Karos Anspannung sich langsam auf mich übertrug.
„Shit. Bist du dir ganz sicher? Ich muss das wissen!" Mittlerweile schrie sie fast.
Ich war so verschreckt von ihrer krassen Reaktion, dass ich als Antwort nur noch verdattert den Kopf schütteln konnte.
„Okay, aber wenn doch sag es mir!"
Ich nickte.
„Geh ins Wohnzimmer und schalte den Nachrichtenkanal, der rund um die Uhr läuft ein. Den lässt du ab sofort in Dauerschleife laufen und während wir den gucken erzählst mir jeden Traum noch einmal bis ins kleinste Detail."
Verwundert nickte ich und ging langsam ins Wohnzimmer. Karo machte mir Angst, so paranoid, wie sie wirkte. Das was ihr meine Zeichnungen verrieten, konnte nichts gutes heißen.

Wir setzten uns beide aufs Sofa und ich erzählte ihr jedes Detail aus meinenTräumen, an die ich mich erinnern konnte und das waren viele.Während ich Karo all dies erzählte nickte sie nur und murmelte immer wieder: „Shit", vor sich hin. Gerade als ich dabei war ihr von meinem letzten Traum zu erzählen sagte der Nachrichtensprecher: „Und nun kommen wir zum nächsten Thema: Der Vermisstenfall eines 14 jährigen Waisenmädchens."
„Mach lauter!", rief Karo hektisch.
Ich kam ihrer Aufforderung schnell nach und machte lauter.
„Das Mädchen ist vor 2 Tagen spurlos verschwunden und ist nun schon den dritten Tag vermisst und da sie nun nach 48 Stunden nicht wieder aufgefunden werden konnte, hat sich das Heim, in dem das Mädchen lebt, dazu entschlossen eine große Suchaktion zu starten", sagte der Nachrichtensprecher.

Im Hintergrund wurde ein Bild von besagtem Mädchen eingeblendet und sofort stockte mir der Atem. Das konnte doch nicht wahr sein. Es war das Mädchenaus meinen Träumen. Vorsichtig guckte ich zu Karo, die nicht weniger geschockt aussah als ich, rüber.
„Karo?", fragte ich mit zitternder Stimme.
Sie reagierte nicht.Sie war nahezu erstarrt.
„Karo?", fragte ich nun mit etwas festerer Stimme.
Dieses mal reagierte sie. Sie hielt sich aber nur den Zeigefinger vor den Mund, um mir zu signalisiere, dass ich leise sein sollte.
„Das ist das Mädchen", murmelte ich trotzdem leise.
„Ich weiß", meinte sie daraufhin flüsternd.

Der Nachrichtensprecher meinte weiter, dass es keinen einzigen Hinweis auf den Verbleib des Mädchen gebe und dass jeder der meint etwas zu wissen, sich bei der dementsprechenden Ansprechstelle zu melden. Außerdem könne jeder, der mithelfen möchte sich beim Heim melden und dann die Vorlagen für die Vermisstenflyer haben. Das solle dazu dienen, dass immer mehr Menschen auf das Verschwinden aufmerksam werden. Dieser Aufwand wir vor allem deswegen betrieben, da dieses Mädchen unter der Obhut des Staates stünde und es ziemlich mies wäre, wenn ein Kind, dass in einem staatlichen Heim lebe verschwindet.

Als das nächste Thema, ein Sturm im Süden Europas, dran war griff Karo mit zitternder Hand nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Danach lehnte sie sich zu mir rüber und umarmte mich so fest, dass ich angst haben musste zerquetscht zu werden. Nach der längsten Umarmung meines Lebens löste sie sich von mir und griff nach meinen Händen.
„Ich bin so froh, dass du bei mir hier bist. Du weißt gar nicht wie Glück du hast. Eine andere Entscheidung und du könntest an der Stelle des Mädchen sitzen."
Ich war irritiert. Was meinte sie mit „ Eine andere Entscheidung und du könntest an der Stelle des Mädchen sitzen"?
„Wie meinst du das?", frage ich sie deshalb.
Sie biss sich auf die Lippen und schüttelte schwerfällig den Kopf.
„Vivian. I-i-ichwürde es dir, vor allem jetzt in dieser Situation, so gerne sagen, aber ich weiß nicht, ob es die Umstände besser, oder schlechter machen würde. Du wirst es so oder so noch erfahren, aber erst einmal musst du dich gedulden"
Ich nickte und nahm dies einfach hin. Es war klar, dass ich nun besser keine Diskussion hätte anfangen sollen, da wir beide einfach verwirrt und überfordert waren.
„Eigentlich haben wir doch Hinweise. Ich meine wie wahrscheinlich ist es, dass ichgenau von diesem Mädchen geträumt habe, wie es entführ wurde und generell alles."
Ich blickte sie erwartungsvoll an, aber es waren „nur" Träume und die sagen nichts aus. Eher würde man mich und eventuell auch noch Karo in die Phsychatrie geben.
„Ehrlich Vivian, ich glaube deine Träume habe eine Aussage darüber, aber wie du dir wahrscheinlich denken kannst, wird uns niemand glauben oder ernst nehmen."
Ich nickte verständnisvoll und biss mir auf die Lippe. Es war doch auch Mist. Da hatte man schon vielleicht etwas Handfestes gehabt, auch wenn die Situation diesbezüglich sehr merkwürdig war, und dann kann man es nicht nutzen um zu helfen, da es einfach viel zu komisch ist.
„Ich verspreche dir Vivian, ich werde mir über Nacht einen Plan überlegen und wie viel ich dir erzählen werde."

The Girl in my headWo Geschichten leben. Entdecke jetzt