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Kapitel 1

Er rennt lachend auf mich zu, schlingt mich in seine Arme und hebt mich hoch. Nach einer Drehung setzt er mich wieder ab und schaut mich mit seinen wunderschönen, blauen Augen an. Ich drücke mich noch einmal an ihn und sein Duft dringt mir in die Nase, wie ich dieses Gefühl von Geborgenheit und betörendem Glück vermisst habe. Wie sehr ich ihn vermisst habe.

„Kiara? Kiara!", jemand rüttelt von hinten an meiner Schulter. „Wach auf!". Ich drehe mich um und öffne meine verschlafenen Augen, während ich meiner besten Freundin Emma ein Kissen entgegenpfeffere. „Lass mich schlafen, ich bin noch nicht fertig mit träumen.", murmle ich müde. Lachend zieht sie mir meine Decke weg, „Hat der Traum zufällig von IHM gehandelt?", fragt sie schmunzelnd. „Jaahaa, warum hast du mich geweckt?", frage ich, während meinem kläglich scheiternden Versuch, meine Decke zurück zu erobern. „Weil wir nur noch eine Woche Ferien haben und das nutzen müssen!", antwortet sie bestimmerisch, „In 10 Minuten bist du fertig!"

Meine beste Freundin Emma, der liebevollste, lustigste, aber gleichzeitig auch der energiegeladenste Mensch den ich kenne. Wir kennen uns seit Ewigkeiten, äußerlich betrachtet, ist sie das genaue Gegenteil von mir. Sie ist klein, hat braune Haare und Augen, ich hingegen gehöre mit meinen 1.80 m definitiv nicht mehr zu den kleinen süßen Mädchen. Schwerenherzens rapple ich mich auf und gehe ins Bad. Während ich anfange meine blonden Haare zu bürsten, denke ich an meinen Traum zurück, warum musste er aufhören?! Seit ich Jonas letzten Somme in einem Ferienlager am Meer kennengelernt habe, bekomme ich ihn nicht mehr aus dem Kopf. Genau drei Wochen ist es her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich kann mich glücklich schätzen, dass sich unsere Gruppe von damals immer noch so regelmäßig trifft. Ich weiß nicht was er mit mir macht, wenn ich bei ihm bin, in seiner Nähe bin ich glücklich, sorgenfrei und zu hundert Prozent ich. Allein die Frage, ob er vielleicht das Gleiche fühlt beschäftigt mich, wenn ich bei ihm bin. Manchmal denke ich er mag mich auch, aber in echt ist er so anders, viel offener und gesprächiger, als wenn ich mit ihm schreibe.

„Kiara, du hast noch zwei Minuten!", kommt es von unten. Noch immer gedankenverloren lege ich die Bürste beiseite, putze mir die Zähne und stehe zwei Minuten später angezogen in der Küche. „Bin gleich da!", kommt es aus der Abstellkammer. Ich werfe ein Blick auf mein Handy, keine Nachricht von ihm. Enttäuscht stecke ich mein Handy zurück in die Hosentasche, als Emma mit einer vollgestopften Tasche die Küche betritt. „Was hälst du davon, wenn wir in der Stadt frühstücken gehen und danach an den Stand fahren? Ich habe schon alles dabei." Zustimmend nicke ich, eine Wahl habe ich eh nicht. Kurz darauf verlassen wir das große Haus in dem Emma, meistens ohne ihre vielbeschäftigten Eltern, wohnt.

Nach einem fünfzehnminütigem Weg, sitzen wir in unserem Lieblingscafé in der Altstadt und haben ein duftendes Croissant vor uns liegen. Das Café befindet sich in einem alten Fachwerkhaus und hat viele Nischen am Fenster mit gemütlichen Sofas und Sesseln als Sitzmöglichkeiten. Man muss sich in dieser Atmosphäre einfach wohlfühlen. Wieder huscht mein Blick zum Handy, noch immer nichts von ihm.

„So, dann erzähl mal von deinem Traum, bist du immer noch so verrückt nach ihm?", holt Emma mich aus meinen Gedanken. „Wir haben uns begrüßt und dann hast du mich geweckt, ich weiß wirklich nicht was ich von ihm will. Er ist mir echt wichtig, ich weiß nur nicht wie sehr. Was ist, wenn ich mir einbilde, Gefühle zu ihn zu haben, weil wir uns nur so selten sehen?" „Das musst du für dich rausfinden, die Entfernung ist zwar nicht hilfreich, aber ich denke er ist die Bemühung trotzdem Wert. Vielleicht trefft ihr euch nicht einfach Mal?" Seufzend denke ich an die Vorstellung ihn wirklich bald wiederzusehen. „Vielleicht sollte ich das wirklich tun, aber er antwortet seit ein paar Tagen nicht." Emma schaut mich mitfühlend an, „Oder das ist dein Zeichen, dass du ihn vergessen solltest, hier gibt's jede Menge Typen."

Gedankenverloren rühre ich in meinem Kaffee, sie hat Recht, aber wir haben uns immer gut verstanden. Letztes Treffen war ich mir sogar fast sicher, dass er auch an mir interessiert ist.

Flashback

„Heyy! Hat jemand meinen Pullover gesehen?", frage ich in die Runde. Es ist schon am Dämmern, die Sommerluft ist zwar immer noch warm und angenehm, aber ich fange langsam an zu frösteln. „Du kannst meinen haben.", dankend nehme ich den Pullover entgegen und ziehe ihn an. Ich bemerke seinen Duft und atme einmal tief ein, plötzlich kommt mir eine Idee, lächelnd lehne ich mich zurück, bis ich mit dem Kopf in Jonas Schoß liege. Heute bin ich mal mutig! Wir sitzen schon seit Stunden in einem Park und genießen die gemeinsame Zeit, ich habe das Gefühl, dass wir viel vertrauter miteinander umgehen als sonst. Auch Jonas scheint meine neue Liegeposition nicht zu stören, langsam streicht er mir eine Strähne hinters Ohr und krault meinen Kopf. Verwundert schaue ich hoch und unsere Blicke treffen sich. Ich kann seinen Blick nicht genau deuten, vielleicht liegt das an der Dunkelheit, sein leichtes Lächeln hingegen ist nicht zu übersehen.

Der Abend wird immer zu den schönsten gehören, mein Bauch hat sich angefühlt, als würde er vor lauter Schmetterlinge abheben. Ich lag noch eine Weile dort und habe seine Nähe genoßen, bis es spät wurde und wir uns verabschieden mussten.

„Kiara?" „Sorry, du hast recht, aber er war so süß zu mir." Antworte ich, während ich tief durchatme.

Eine Stunde später sind wir fertig mit frühstücken und weiteren ausgiebigen Gesprächen. Die sonne steht schon hoch am Himmel und wir machen uns mit dem Bus auf den Weg an den Strand.

himWhere stories live. Discover now