Kapitel 12

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Ich blickte mich das erste Mal richtig in meinem Zimmer um. Gestern Abend hatte ich alles nur in die Ecke geworfen und war schleunigst in das gemütliche Bett gefallen. Eigentlich gefiel es mir recht gut. Generell, das ganze Dorf hatte etwas landliches, etwas das ich in Berlin vermisste. Ursprünglich komme ich aus einem Dorf an der Ostsee irgendwo in Schleswig Holstein und die ganze Landwirtschaft, Bauernhöfe, Seen, Wälder, grüne, saftige Wiesen, das weite, geheimnissvolle Meer, Strandspaziergänge an hohen Klippen und die frische Luft, das alles findet immernoch einen Platz in meinem Herzen. Und alles hier erinnerte mich an zuhause. Es war schön. Einfach schön. Auch wenn ich mich wie sooft fragte, was ich hier eigentlich machte. Erstmal musste ich ihn finden. Ich beschloss erstmal etwas unter die Menschen zu kommen. Die Kultur hier ist natürlich volkommen anders drauf als in Europa. Den Tag über tat ich nicht sonderlich viel. Ich saß den halben Tag in der Lobby und unterhielt mich mit einem Ehepaar aus Dublin über Nashville. Das übliche Gespräch, hier in Tennessee eben. Sie gaben mir einen Tipp, wie ich am einfachsten nach Nashville durchkam. Ich war immernoch extrem zuversichtig. Er wollte bestimmt nur eine Auszeit. Deshalb ist er hier her geflüchtet. Ich war mir sicher. Jedenfalls sagte ich mir das so. Die beiden gaben mir eine Visitenkarte von dem Shuttlebetrieb eines Freundes. Er würde jeden Mittwoch nach Nashville fahren und ich würde es sogar kostenlos bekommen. Ich war motiviert, wollte nach Nashville. Morgen war Mittwoch. Also. Wo war das Problem. Ich verabschiedete mich von dem Ehepaar und die ältere Frau zwinkerte mir zum Abschied noch zu und wünschte mir viel Glück, in etwa so könne sie sich vorstellen, was ich vor habe.

Am nächsten morgen stand ich schon sehr früh auf. Ich machte mich frisch, schminkte mich dezent, lächelte mein Spiegelbild an, packte meine Sachen und verließ das Hotel. Ich war spät dran, da ich noch Papierkram an der Rezeption machen musste. Ich schaffte es aber trotzdem noch rechtzeitig zum Shuttle Bus.

Wir fuhren und fuhren. Der klapprige Bus hatte ein Radio eingebaut in dem der örtliche Radiosender lief, doch ich kramte trotzdem meine Köpfhörer raus und hörte Dolly Patron. Ja, wenn schon aufm Land, dann muss auch Country Musik. Zwischendurch nickte ich ein wachte dann aber wieder kurz auf da ich an diesen einen Mann dachte und mir ein breites Lächeln über das Gesicht huschte. Die Landschaft war extrem schön. Am liebsten würde ich alle Bäume, Sträucher, Häuser und Seen mit nach Deutschland schieben. Und plötzlich war ich so glücklich hier zu sein, unabhängig in einem anderem Land, davon hab ich immer geträumt. Ich war unendlich motiviert und grinste die ganze Fahrt über. Wir fuhren durch wunderschöne, naturbelassene grüne Felder. Auf der rechten Seite entdeckte ich wieder Kühe, klar, doch an meiner Linken erstreckte sich ein Gewässer. Der Bus fuhr direkt an der Klippe des Sees so dass es einem vorkam als würde man kurz über ihm fliegen. Das Gefühl war so unbeschreiblich. Der Wind blies mir die Haare aus dem Gesicht und Und plötzlich meinte ich zu wissen, was es bedeutet, zu Leben.

The Baseballs FF- Coke LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt