12. Kapitel

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12. Kapitel


Leon

Schnell waren meine Freundin und Tomasz verschwunden. Dann war ich allein mit Tim und dem chaotischen Plan, den er sich ausgedacht hatte.

„Echt klasse deine Idee! Wie sollen wir denn die ganzen Leute hier rausholen, ohne dass wir entdeckt werden?“, fragte ich sarkastisch und blickte ihn sauer an.

Ich nahm es ihm sehr übel, dass ich mich nun mit ihm um diese Sache kümmern musste. Was hatte er sich darunter vorgestellt? Wie wollte er das abwickeln? Wahrscheinlich hatte er sich nichts dabei gedacht und wollte nur wieder einmal Nina beeindrucken. Nun musste ich es ausbaden. Ich hatte aber überhaupt keine Lust meine Zeit mit ihm zu verbringen.

„Das schaffen wir schon!“, meinte Jonas genervt und wandte sich ab. Auch er schien keine Ahnung zu haben, was er machen sollte. Da hatte ich wohl recht gehabt.

„Du wolltest doch nur vor Nina den Supercoolen raushängen lassen, damit sie wieder Gefallen an dir findet!“, warf ich ihm verärgert an den Kopf. Ich konnte sein Geschleime nicht aushalten. Außer mir schien das aber niemand zu bemerken. Sobald ich etwas gegen meinen Widersacher sagte, wurde ich schief von der Seite angeschaut.

„Reg dich ab. Hat doch funktioniert. Der großartige Tim Lassman macht halt mehr Eindruck auf sie als so ein öder Leon Theissen!“, meinte er hämisch. Scheinbar war er vollkommen überzeugt von seiner falschen Fassade. Mittlerweile hatte sich so ein Hass auf ihn aufgebaut. Wie konnte er es nur wagen?


„Pass auf was du da sagst!“, zischte ich ihm zu und packte ihn an den Schultern. Es konnte nicht sein, dass ich seine Worte unbeachtet ließ. In diesem Moment kamen alle meine Aggressionen hervor und es fiel mir sehr schwer, Tim nicht zu Boden zu schlagen.

„Hallo?!, eine junge Frau kam auf uns zu.

Verdutzt hielt ich inne. Die Faust noch erhoben, fror ich in meiner Bewegung ein. Was wollte die Frau von uns? Fast hatte ich vergessen, dass wir hier nicht allein waren. Um uns herum hatten sich einige Leute aufgestellt und warteten nur darauf, dass sich unser Streit beilegte.

„Wollt ihr uns nicht erst mal helfen hier rauszukommen?“, meinte sie spöttisch und hob eine Augenbraue an. Schnell löste ich mich aus meiner Position und nahm Abstand zu Tim, der mich nur abschätzig musterte. Mit diesem Jungen würde ich niemals in meinem Leben richtig befreundet sein, auch wenn Nina sich das so wünschte.

„Natürlich!“, sagte ich und trat in den Raum. Tim verschloss die Tür hinter uns und so wurde es wieder stockdunkel. Konnte er nicht einmal nachdenken? Hier gab es schließlich keine Fenster und Licht schien es auch nicht zu geben. Warum verschloss er die Tür und damit die einzige Lichtquelle? Schließlich schien auch er seinen Fehler zu bemerken und machte es rückgängig.

„Wart ihr nicht bei uns im Flugzeug?“, fragte ein älterer Mann, nachdem er uns lange studiert hatte.

„Ja, das waren wir“, antwortete Tim souverän.

„Warum habt ihr dann keine Hilfe geholt?“, wollte ein anderer Mann wissen.

Diese Frage war schwer zu beantworten. Theoretisch hatten wir ja versucht Hilfe zu holen, indem wir Tomasz‘ Bruder angerufen hatten. Jedoch hatten wir nicht direkt dafür gesorgt, dass uns Unterstützung geschickt wurde. Wir hatten die ganze Zeit nur an uns gedacht, an Sarah und nicht an all die anderen Personen, die ebenfalls entführt worden waren. Vielleicht war nun der Zeitpunkt gekommen, an welchem wir unsere Denkweise ändern mussten.

„Das ist nicht so einfach, weil wir in Schweden sind“, erwiderte ich und verheimlichte damit unsere eigentliche Absicht, nur Sarah zu befreien und dann wieder zu verschwinden.

Kidnapped - das Abenteuer geht weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt