KAPITEL 01

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KAPITEL 01

C L A I R E

~*~

"Miss? Entschuldigung, doch sie müssen jetzt aufwachen! Wir befinden uns im Landeanflug.", weckte mich die sanfte Stimme einer Stewardess. Schläfrig öffnete ich die Augen und stellte fest, dass ich die ganze Zeit mit dem Kopf auf der Schulter eines älteren Mannes lag. Als ich dann auch noch bemerkte, dass er anfing mich anzustarren, stieg mir unaufhaltsam die Röte ins Gesicht.

"'tschuldigung.", nuschelte ich und versuchte ihn bloß nicht noch einmal anzusehen.

"Die Kinder von heute.", sagte er extra laut, worauf ich noch weiter in meinem Sitz versank. Oh Gott! Hoffentlich hab ich ihn nicht im Schlaf vollgesabbert...

"Liebe Passagiere. Hier spricht ihr Kapitän. Wir werden nun zum Landeflug nach Sydney ansetzten. Bitte bringen sie ihre Sitze in eine aufrechte Position-"

Weiter hörte ich der Durchsage vom Kapitän nicht mehr zu. Meine ganze Aufmerksamkeit galt nun dem Staat der unter mir lag. Australien - meinem Heimatland. Endlich. All die harte Arbeit zahlte sich endlich aus. Die Überstunden im Café, sogar das Babysitten der unmöglichen Zwillinge, ein paar Straßen weiter in Boston. Ein Lächeln zauberte sich auf meine Lippen. Unauffällig beugte ich mich sogar wieder zu meinem Sitznachbarn, der vor mir den Fensterplatz ergattert hatte und warf einen Blick aus dem kleinen Fenster.

Ich hatte meinen Traum erfüllt!

~*~

Es dauerte mir viel zu lange, bis mein großer roter Koffer endlich auf dem Kofferband in Sicht kam. So viel wie ich konnte hatte ich in ihn gestopft, denn zurück nach England wollte ich nie wieder. Eine andere Frau kam mir zur Hilfe, als ich versuchte den Koffer alleine herunterzuziehen. Mit vereinten Kräften schafften wir es und ich bedankte mich herzlichst. Das gröbste war schon mal geschafft, denn zum Glück hatte mein Gepäck rollen und ich musste es nicht mehr weiter tragen. Ich kontrollierte noch mal meine Handtasche, bevor ich zum Ausgang losmarschierte.

Portemonnaie, Geld, Ausweis, Handy.. Handy!

Das alte Samsung nahm ich aus seiner Hülle und schaltete es wieder an. Wie ich es erwartet hatte, hatte nur eine Person mich angerufen - und das x mal. Meine Mum. Ein einziger Zettel mit den Worten: 'Ich geh wieder zurück nach Sydney Mum. Mir geht es gut. Deine Clary', war vielleicht nicht eine meiner besten Ideen gewesen, doch sie musste reichen. Sie hätte mich nie alleine losgelassen - zudem nicht, weil hier noch mein Vater lebte, den wir zusammen vor 3 Jahren verlassen hatten.

Naja.

Er hatte damals meine Mutter mit einer Studentin betrogen. Da kam ihr ein Jobangebot aus Boston gerade recht und so hatte sie kurzerhand alles hinter sich gelassen.

Freunde. Familie. Verwandte.

Ich war damals 16 Jahre alt.

Egal wie oft ich sagte, dass ich hier bleiben wollte..

Es half nichts. Ich musste mit - ob ich wollte oder nicht.

Das spielte keine Rolle.

Langsam verließ ich die große Halle und trat ins Freie. Endlich. Die warmen Sonnenstrahlen trafen auf meine Haut und ich fühlte mich sofort viel zu angezogen in meiner langen blauen Skinny Jeans und meinem weißem Rüschentop. Eine nahe Bank stand im Schatten, auf der ich mich erst einmal niederließ, um die ganzen Eindrücke zu verarbeiten.

Broken Souls ✖ Ashton Irwin *IN BEARBEITUNG*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt