Kapitel 12

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Kapitel 12 - Fehler Nummer 2

Colton
Hilfe, ich verbrenne!
Die Wand um mich rückte immer näher auf mich zu, sie nahm mir die Luft zum Atmen weg.
Und ich konnte die Blutung auf meiner Brust nicht stoppen, kniete mittlerweile schon in einer Lacke aus Rot, meine Hände waren klebrig. Sie hinterließen rote Abdrücke auf der Wand, die ich auf der Suche nach einem Ausweg zum zehnten Mal abtastete.
Es gab keinen Ausweg, ganz klar.
Genauso klar, wie dass hier nicht real war.
Wie dass Zoey sichtlich gelangweilt auf der anderen Seite der Glaswand stand und mir genau das erzählte, was ich nicht hören wollte.
Ich ließ mich in einer Art Resignation gegen die hinterste Wand sinken und schloss die Augen. Es würde schon irgendwann enden. Die endlose Leier musste irgendwann ein Ende haben. Irgendwann würde mich die Wand schon erdrücken. Oder ich verbluten.

Das Problem? Das hier war nicht real.
Und das Wort, das sie auf Endlosschleife auf mich abfeuerte, das in meinen Ohren widerhallte, sich durch meine Gedanken und Seele fraß, war:
"Fehler"


Zoey
Das erste, das ich mitbekam, als ich wieder zu Bewusstsein kam, war das Kitzeln der Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Leise protestierend drehte ich mich um. Eigentlich wollte ich weiterschlafen, aber irritierte mich ein Geräusch. Ich wusste nicht genau wie ich es beschreiben sollte, den für ein Wimmern war es zu tief. Eher ein gequält, genervtes Brummen, so leise, das ich fast dachte ich hätte es mir eingebildet.
Wo war ich eigentlich?
Ich schlug die Augen auf und sah mich um. Das Zimmer war mir vertraut, genau wie die Starwars-Bettwäsche, in die ich gekuschelt war. Das hier war Coltons Zimmer.
Colton.

Oh Gott.

Ich ließ mich wieder auf das Kissen fallen und wäre am liebsten wieder eingeschlafen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
Das Problem war eher, ich hatte gar nicht gedacht. hatte mich von seiner Art und diesen verdammt schönen Augen, die in dem schummrigen Licht der Bar so wie dunkler Bernstein geschienen hatten, in den Bann ziehen lassen. So richtig konnte ich ihm den Kuss nicht vorwerfen, immerhin hatte ich ihn nicht weg gestoßen und ich konnte ihm deutlich ansehen, dass das so ganz nicht geplant war.
Das leise Brummeln riss mich aus meinen Gedanken. Wo war Colton eigentlich? Soweit ich beurteilen konnte, war oich allein in seinem Bett, was vermutlich nach den gestrigen Ereignissen gar nicht mal so schlecht war, denn ich hätte mir wohl nicht trauen können, mit ihm in einem Bett zu schlafen. Ihm schätzungsweise schon, aber ich wusste selten was genau in Coltons Kopf vorging. Er war ein Meister darin seine Gedanken und Emotionen zu verschleiern. Mir war klar, dass er denken musste, er wäre nicht gut genug. Oft genug hatte ich ihm versucht einzureden, das dem nicht so war. Er bekam dann fast denselben Ausdruck in den Augen, wie wenn ich über meine Beziehungen redete. Unlesbar und kalt, auch wenn er lächelte. Seltsam distanziert. Früher dachte ich, es lag daran, dass ihm das Thema unangenehm war, vielleicht war er einfach noch nicht so weit. Momentan bekam ich allerdings das Gefühl, dass etwas anderes dahinter steckte.

Ich warf einen Blick über die Schulter. Colton lag wie ein Gentleman wirklich nicht bei mir im Bett sondern auf dem Sofa, das viel zu klein für seine Größe war. Und er war es auch, der die Geräusche von sich gab, schien zu träumen. Die Decke, die er über sich ausgebreitet hatte, hing nur mehr über seinen Torso und den Knien, die rechte Hand hatte sich darin verkrallt, dass die Fingerknöchel weiß waren. Offensichtlich war es kein guter Traum. Die Striemen auf seiner Brust, die er sich offensichtlich mit der linken Hand zugefügt hatte, hielten mich davon ab seinen freien Oberkörper zu bewundern. Sein ganzer Körper wirkte verspannt, die Atmung unregelmäßig. "Colton?", versuchte ich es leise und krabbelte an meine Bettkante. Ein Brummen antwortete mir. "Colton?", diesmal ein bisschen lauter. Ich stand auf, ignorierte das kurze Schwindelgefühl das mich dabei überkam, und streckte die Hand aus.
Kurz bevor ich ihn berühren konnte, öffnete er die Augen. Ein gehetzter Ausdruck lag darin. Sein Blick wanderte innerhalb von Sekunden zu meiner ausgestreckten Hand und wie gestern in der Bar, wand er sich aus meiner Reichweite.
"Nicht anfassen!"
Erschrocken zog ich die Hand zurück, während Colton so schnell, dass ich gar nicht mitgekommen war, auf das andere Ende des Sofas rückte und die Decke zu Boden fiel. "Entschuldige", murmelte ich und ließ die Hand in den Schoß fallen, "Alles okay bei dir?". Die Frage war überflüssig, denn er sah alles andere als okay aus. Colton antworte mal eine Minute nichts, scheinbar rang er um die Kontrolle über seine Atmung. Langsam beruhigte er sich allerdings wieder. "Schon... okay.". Er fuhr sich durch die zerzausten Haare. "Sicher?". Er warf mir einen Blick zu, der schon wieder sehr stark an den Colton erinnerte den ich kannte. Wie konnte er so schnell umschalten von verletztem Tier zu starkem Mann? "Nur ein Alptraum, Zoey", sagte er, "Ich bin keine 5 mehr". Das offensichtlich nicht. Die Striemen auf seiner Brust verblassten langsam und lenkten den Blick nicht mehr von seinen Bauchmuskeln ab.
Heilige Scheiße.
"Wenn du jetzt fertig bist, mich anzustarren", er grinste schief, "Dann gehe ich jetzt duschen, bin etwas verspannt".


Colton
Ob ich okay war? Im Ernst? Sah ich so aus? Mein Nacken war so verspannt, dass ich mich wunderte, dass ich überhaupt den Kopf bewegen konnte. Es hatte mich sämtliche Willenskraft gekostet, Zoey als sie mich aufweckte, nicht zu schnappen und unter mich aufs Sofa zu ziehen. Ihr zu zeigen, dass es kein Fehler war. Oder wie gut sich dieser "Fehler" anfühlte, dass es einfach keiner sein konnte.
Dass ich keiner war.
Ihr das zu zeigen, was ich über die Jahre nicht sagen konnte, weil mein Körper besser sprechen konnte als ich.
Fehler.
Sie hatte vermutlich recht, aber... Ich rieb die Zähne aufeinander, als dieser seltsame bittere Geschmack über meine Zunge kroch. Mit etwas mehr Kraft als nötig machte ich die Duschkabine zu. Das heiße Wasser war der Himmel. Ich warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Meine Schultern entspannten sich ein wenig, ich seufzte.
Wie zum Teufel sollte ich den Tag durchstehen, wenn sich in meinem Hinterkopf immer dieser Kuss abspielte?
Ich hatte nicht alle Tassen im Schrank.
Ganz genau.
Keep it in your pants, Colton.

"Colton?". Vollkommen in meinen Gedanken vertieft hatte ich nicht gehört, wie die Badezimmertür auf und zu ging. Hatte ich nicht abgeschlossen?
Aber die bessere Frage: Was zum Teufel?
"Zoey?!". Sie wusste doch, dass ich duschen war. Nackt. Wie man das eben beim Duschen so macht. Zumindest war die Duschkabine von innen so beschlagen, dass sie vermutlich nur meinen Umriss sehen konnte. Aber trotzdem...

WHAT THE HELL??

"Ich weiß nicht genau was mit dir ist", ich hörte sie draußen herum hantieren, "Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich..." "Was?", ich war nun komplett verwirrt. Ich meine, wie würde ein normaler Mensch es auffassen, wenn die - platonische - beste Freundin, die den Kuss vom Vorabend unter "nie passiert, Fehler" abbuchen wollte, auf einmal das Bad betritt während man unter der Dusche steht? "Bitte stoß mich nicht weg, Colton", etwas fiel zu Boden, Zoey schien es nicht zu stören, "Ich habe das Gefühl das machst du ständig. Du lässt niemanden an dich ran. Und wenn du dich immer nur zurück hältst und alles auffrisst, dann zerlegt es dich irgendwann. In meiner Jugend hab ich das vielleicht zugelassen, dass du deine Distanz brauchst, aber jetzt nicht mehr". Die Tür zur Duschkabine ging auf und Zoey trat mit mir unter den Wasserstrahl.
"Ääääh", zugegeben nicht sonderlich intelligent. Aber tut mir leid, bei dem Anblick fiel mir auch nichts besseres ein. "Was denkst du, Colton?", sie sah mich aus diesen unendlich blauen Augen an.

Okay, mir reichts. Genug von diesen Spielereien.

"Ich denke", ich machte den einen Schritt der zwischen uns war und drängte sie damit gegen die geflieste Wand, "Du spielst mit dem Feuer. Willst du meine Kontrolle testen?" Ich stützte mich mit den Händen ein paar cm neben ihrem Kopf ab, unsere Gesichter nur ein paar Zentimeter von einander weg. "Ich denke, du solltest die Kontrolle, die du so liebst, mal für ein paar Minuten fallen lassen".

Zu Befehl.

Das brauchte sie mir nicht zweimal sagen. Vor allem wenn wir so in der Dusche standen. Sie zu küssen brachte die letzte Spannung in meinen Schultern durch eine einfache Berührung ihrer Fingerspitzen zum Erlöschen.

"Letzte Chance noch einen Rückzieher zu machen, Zo", knurrte ich und fuhr mit den Lippen ein Rinnsal warmes Wasser an ihrem Hals nach. Sie erschauderte und fuhr mir leicht mit den Fingernägeln über den Nacken. Sie packte mein Haar und zog meinen Kopf wieder zu sich. "Halt die Klappe, Colton".

Aber gern.




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Hola, what just happened? To be continued wenn ich wieder an einen Computer komme (meiner ist hin, ich bin arme Studentin. Spendet mir wer einen xD ). Enjoy :*

Perfectly FrozenWhere stories live. Discover now