Kapitel 3: Zurück ins Leben

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Nicht einmal fünf Stunden nachdem ich eingeschlafen war, klopfte es an meiner Türe. Erschrocken fuhr ich hoch. Ich war schweißgebadet, da in meinen Träumen immer wieder Brutus und Clayton auftauchten und mir einen unruhigen Schlaf bescherten. Es klopfte wieder. „Hoffentlich sind es nicht die zwei.“, dachte ich mir, doch dann hörte ich zum Glück die Stimme meiner Mutter. „Aufstehen Tom. Zeit zum Frühstücken.“ Erst da bemerkte ich, wie mein Magen grummelte und was für einen Hunger ich eigentlich hatte. „Ich komme gleich.“, rief ich und stand auf. Schnell zog ich mich an und wollte gerade hinunter gehen, um mit meiner Mutter zu frühstücken, als mir das Amulett wieder einfiel. Ich holte es von meinem Nachtkästchen und steckte es in meine Hosentasche. Dann ging ich hinunter.

 Der Tisch war reichlich gedeckt. Allein bei seinem Anblick lief mir das Wasser im Munde zusammen. „Guten Morgen“, sagte ich und setzte mich. Normalerweise aß ich kein Frühstück aber heute verschlang ich drei Semmeln und ein Brot. Meine Mutter sah mich nur verwundert an, sagte jedoch nichts. Als wir fertig gegessen hatten, bezahlte meine Mutter die Zimmer. Sie sah noch einmal in unseren Zimmern nach, ob wir auch ja nichts vergessen hatten und dann gingen wir zum Auto. Ich spielte mit dem Amulett in meiner Hosentasche und dachte die ganze Zeit darüber nach, was wohl als  nächstes passieren würde. Wir setzten uns ins Auto und fuhren los. Nach 90 Minuten waren wir bei unserem Haus, in einem Außenbezirk von Wien. Während der ganzen Fahrt hatten wir kein Wort gesagt. Meine Mutter wirkte sehr angespannt, ich wollte aber nicht fragen warum. Zuhause angekommen half sie mir, die Tagebücher in mein Zimmer zu tragen und ging dann ins Wohnzimmer um sich etwas auszuruhen. Endlich war ich alleine und hatte Zeit, mir die Tagebücher genauer anzusehen. Ich öffnete das erste. Alle Bücher sahen genau gleich aus, bis auf die Zahl, die vergoldet auf jedem Buchrücken stand. Ich öffnete den anderen Karton und auch hier fanden sich dieselben Bücher. Ich ordnete sie alle nummerisch in ein Regal ein, bis am Ende nur noch ein Buch überblieb. Es sah anders aus als die anderen, war in schwarzes Leder gebunden und die Seiten waren leicht gelblich. Es hatte keine Nummer auf dem Buchrücken und die Schrift war mit schwarzer Tinte geschrieben, die aussah, als wäre sie ganz frisch. Allerdings waren die Buchstaben in einer alten Schrift geschrieben und ich konnte sie nicht lesen. Sie bestand aus vielen Schnörkeln und Verzierungen. Dieses Buch stellte ich nicht zu den anderen sondern legte es auf meinen Schreibtisch. Ich setzte mich auf meinen Sessel und nahm das Amulett aus meiner Hosentasche. Dann las ich den Brief von meinem Onkel noch einmal.

Trage es immer bei dir und beschütze es mit deinem Leben.

Dieser Satz stach mir besonders ins Auge. Ob ich es mir um den Hals hängen könnte? Schließlich ist es ja ein Amulett. Andererseits, sollte sich wirklich ein Dämon darin befinden, könnte das Ganze auch ein böses Ende nehmen. Ich sah es mir an, es leuchtete immer noch in einem dumpfen, roten Licht. Schließlich beschloss ich, es mir doch umzuhängen. Ich ging zum Spiegel und öffnete den Verschluss des Amuletts. Ich legte es mir um und schloss den Verschluss. In dem Moment, als ich das Amulett losließ und es meine Brust berührte durchfuhr ein stechender Schmerz meinen ganzen Körper. Ich schrie auf. Das Amulett, das vor Kurzem noch in einem dumpfen Licht geleuchtet hatte, begann immer stärker zu leuchten und ein schwarzer Nebel breitete sich darin aus, bis es komplett schwarz war. Es wurde heiß und brannte sich in meine Haut. Ich versuchte, es abzunehmen, jedoch war es wie festgeklebt. Es brannte sich immer weiter. Plötzlich, ebenso schnell wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei. Noch immer komplett geschockt, setzte ich mich auf mein Bett. Ich atmete schwer, meine Brust stach. Ich wollte das Amulett abnehmen aber als ich nach dem Verschluss greifen wollte, konnte ich ihn nicht finden. Ich ging wieder zum Spiegel um nach ihm zu suchen, doch er war verschwunden. Was sollte ich nun tun? Was, wenn das Amulett verrückt spielte und sich wieder in meine Haut brannte? Die Verbrennung- erst jetzt dachte ich wieder daran. Ich hob das Amulett hoch, um mir die Stelle anzusehen, wo sich das Amulett hineingebrannt hatte, doch man konnte nichts erkennen. Es tat auch nicht mehr weh- so als wäre nie etwas gewesen. Ich setzte mich wieder hin und atmete tief durch. Es musste doch eine Erklärung für das alles geben. Aber so sehr ich auch versuchte eine zu finden- es war unmöglich. Nach einiger Zeit nahm ich mir das in schwarzes Leder gebundene Buch und öffnete es wieder. Diesmal konnte ich die Schrift entziffern. Ob das etwas mit dem Amulett zu tun hatte? Inzwischen hielt ich alles für möglich und mein Onkel hatte schließlich in seinem Brief erwähnt, dass das Amulett mir Vorteile bescheren kann, wenn ich es nur richtig einsetze. Ich öffnete die erste Seite des Buches doch dort standen nur Namen. Alle Namen waren mit roten Strichen durchgestrichen, die ich allerdings vorher nicht gesehen hatte. Auch auf den nächsten Seiten ging es so weiter, bis hin zu den letzten Seiten des Buches. Dort waren einige Namen noch nicht durchgestrichen. Mir fiel sofort auf, dass auch Clayton und Brutus auf dieser Seite standen, allerdings waren die Namen nicht durchgestrichen worden. Ich überlegte und sah mir auch die letzten Seiten noch einmal durch. Dann kam mir die Idee- Vielleicht war das eine Art „Black List“. Eine Liste, auf der alle Leute dieser Organisation standen, die sich das Amulett holen wollten. Und die durchgestrichenen Namen waren vielleicht die Leute, die nicht mehr lebten. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Aber wer führte dieses Buch? Wer schrieb die Namen hinein und wer strich sie durch? Ich dachte lange darüber nach und irgendwann fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

Der Schatten (Arbeitstitel)Where stories live. Discover now