Kapitel 12

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Wütend lief Draco durch die Korridore. Die Ferien waren zu Ende und Blaise hatte ihn einfach stehen lassen. Und dann noch für eine Gryffindor. Er konnte Elaine nicht leiden. Nicht nur, dass sie seine Abstammung nicht schätzte, auch das Verhalten ihrerseits auf der Zugfahrt nach Hogwarts ging ihm gegen den Strich. Draco konnte nicht verstehen, warum sich Blaise gerade mit ihr abgab. Ebenso konnte er nicht nachvollziehen, warum er nicht auf das hörte, was ihm seine Freunde rieten. Schließlich war er nicht der Einzige. Crabbe, Goyle, Nott... alles sagten ihm, dass die Sache nicht gut war. Aber Blaise antwortete immer: "Ich kann mir meine Freunde selbst aussuchen." Draco zog seine Augenbrauen wütend zusammen. "Dumme Gryffindor.", murrte er. Als er in den nächsten Gang einbog, sah er Hermine Granger gemeinsam mit Neville Longbottom dort stehen. Sie schienen sich über die Ferien zu unterhalten. "Na Longbottom, musst du wieder einmal ein Schlammblut um Hilfe bitte, deine dumme Kröter zu suchen?!", rief er höhnisch.

Als Neville ihn sah, zuckte er zusammen und schaute zu Boden. "Halt die Klappe Malfoy!", rief Hermine erbost. Unbeeindruckt sah Malfoy Hermine an und antwortete: "Sei bloß leise, du wertloses Schlammblut!" Verletzt und wütend blickte Hermine den Slytherin an. Neville wusste, wie sehr Hermine dieses Worte trafen. Er raffte seinen ganzen Mut zusammen und hob den Kopf. "Lass sie in Ruhe.", sagte Neville leise, aber deutlich. Malfoys höhnischer Blick schwand nun komplett in Wut. "Was hast du gerade gesagt, Longbottom?!" Nevilles Mut schwand zwar so schnell, wie er gekommen war, aber trotzdem wiederholte er seine Worte, wenn auch ziemlich leise. "Na warte..", knurrte Malfoy.

Blaise und Elaine saßen gemeinsam in der Bibliothek und erzählten leise über ihre Ferien. Das sich Harry, Ron und Hermine gestritten hatte, erwähnte Elaine nicht, da die Jungs endlich zur Einsicht gekommen waren. Aber auch das Gespräch mit Professor Lupin ließ Elaine nicht zur Sprache kommen, da sie selber nicht wusste, wo sie es einordnen sollte. Stattdessen redeten sie lange über Blaise und lachten viel. "Zumindest bin ich froh, dass die Ferien wieder um sind und meine Mum mich wieder los ist. Versteh'mich nicht falsch, ich liebe sie... Aber sie ist wirklich echt anstrengend.", beendete er seine Anekdote. Grinsend sah Elaine ihn an. "Und du nicht?", fragte sie neckisch und Blasie boxte ihr sacht gegen die Schultern. "Du siehst immer so lieb aus, aber bist so gemein.", lachte er. "So bin ich eben.", erwiderte Elaine.

"Du hast bald Geburtstag, wenn ich mich nicht irre, oder?", fragte Blaise dann wieder etwas ernster. Elaine nickte. "Was wünschst du dir?", fragte er dann. Elaine sah ihn ernst und auch etwas verwundert an. "Du brauchst mir nichts schenken." Kopfschüttelnd antwortete er: "So ein Quatsch. Freunden schenkt man etwas. Was haben dir deine Freunde in Neuseeland zum Geburtstag geschenkt?" Elaine wollte sich daran gar nicht erinnern, aber vermutlich würde sie es nie vergessen. Von der Leitung des Waisenhauses bekamen alle Waisen zum Geburtstag immer eine kleine Süßigkeit. Für Elaine eine kleine Rettung für den Tag. Ansonsten ärgerte man sie noch intensiver als sonst, manchmal schlichen sie sich in ihr Zimmer und machten ihre Bücher kaputt und die Kinder in der Schule sperrten sie in den Keller. Eine Zeit an die sich Elaine nur ungern erinnerte.

"Nichts.", erklärte Elaine. Fragend sah ihr Gegenüber sie an. "Nichts?", fragte er dann etwas ungläubig. "Was sollten sie mir schon schenken?", fragte sie dagegen. "Ich weiß nicht. Etwas über das du dich freust.", erklärte dann Blaise. "Ich hatte nie viele Freunde. Aber das ist schon okay so." Lange sahen sie sich an, bis Blaise dann schließlich sagte: "Jetzt hast du ja welche." Elaine lächelte. Immerhin hatte er Recht. Nach den Anfangsschwierigkeiten in Hogwarts lernte sie dann doch, was Freundschaft überhaupt war. "Stimmt."

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Schloss und Blaise erzählte Elaine, dass auch er immer wieder mal Klavier spielte. Die Beiden unterhielten sich angeregt, bis sie jemanden Streiten hörte. "Lass ihn in Ruhe Malfoy!", rief eine aufgebrachte Stimme. Elaine und Blaise sahen sich an. "Das war doch Hermine!", sagte Elaine und lief der Stimme gefolgt von Blaise hinterher. Als sie in den nächsten Korridor einbogen, sahen sie Draco Malfoy, der den Zauberstab auf Neville und Hermine gerichtet hatte. Hermine hatte ebenso den Zauberstab auf ihn gerichtet und Neville sah ziemlich verängstigt aus. Auf der anderen Seite des Korridors liefen auch Fred und George auf die Drei zu. "Verschwinde Schlammblut.", knurrte der Weißblonde.

Impulsiv rief Elaine: "Halt doch die Klappe." Er drehte seinen Kopf zur Seite und sah wütend zu Elaine und Blaise. Seine Wut steigerte sich noch mehr, als er Blaise wieder einmal bei Elaine sah. "Zieh Leine Malfoy.", sagten dann auch nun Fred und George aus einem Mund. Zähneknirschend sah er Blaise an. Dieser blickte von seinem besten Freund zu den anderen Gryffindors. "Lass uns gehen Draco." Für einen Moment starrte Draco ihn entgeistert an. Dann blickter sich ebenfalls noch einmal um und wusste, dass er keine Chance hatte. Er ließ seinen Zauberstab sinken und knurrte: "Wenn das mein Vater erfährt." Damit lief er auf Blaise und Elaine zu, stieß wütend gegen Blaise' Schulter, während er den Korridor letztlich verließ. Blaise folgte ihm ohne ein weiteres Wort.

Als die beiden Jungen nicht mehr zu sehen waren, lief Elaine auf Hermine und Neville zu. "Alles klar bei euch? Was ist passiert?", fragte sie. "Malfoy... er hat wieder einmal Ärger gesucht.", erklärte Hermine und sah besorgt zu Neville. Dieser stand bedrückt neben ihr. "Ich geh mal frische Luft schnappen.", murmelte er und verließ mit schnellen Schritten den Korridor in entgegen gesetzter Richtung als die Slytherins eben. Fred, George, Hermine und Elaine sahen ihm nach.

"Der Arme.", seufzte Hermine. "Malfoy verdient eine Abreibung.", sagte George. "Eine große Abreibung George und ich glaube, ich habe auch schon die richtige Idee.", grinste Fred.

"Das ist so unfair. Immer tyrannisiert er Neville und kriegt nie Ärger.", erklärte Hermine. "War das bei euch auch immer so Elaine?", fragte Hermine dann. Überrumpelt von der Frage brachte Elaine kein Wort heraus. "Ach was Hermine.", begann stattdessen Fred. "Heatherfield setzt auch ganz andere Dinge.", beendete George. Die Aussage sollte als Witz gemeint sein, das wusste Elaine, aber trotzdem trafen seine Worte sie wie ein Peitschenhieb und ihr Blick schnellte entsetzt zu ihm. "Heatherfield?", fragte Hermine. Ihr entging der entsetzte Blick von Elaine und der ertappte Ausdruck der Zwillinge nicht. "Nichts. Ich geh mal nach Nevielle sehen.", meinte Elaine dann und war unsagbar froh, entkommen zu sein.

Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, dass Hermine womöglich auf ihr Geheimnis stoßen könnte. Am liebsten würde sie es vergessen genau wie Heatherfield. 'Konzentrier' dich auf Neville!', riet sie sich stattdessen. Und sie fand ihn dann auch recht schnell im Innenhof. "Hey Neville..". sagte sie leise. Er wischte sich schnell die Tränen weg. "Oh .. Hey Elaine.. Ich habe dich gar nicht gesehen..."
"Schon gut.. wie .. Wie geht es dir Neville?", fragte Elaine. "Wonach sieht es denn aus?", rief er dann laut. "Ich bin ein verdammter Schwächling.. Bei Merlin, ich bin zu nichts gut!" Seine Stimme klang verzweifelt. "Das stimmt doch gar nicht Neville. Wärst du ein Schwächling würdest du dich nicht einmal trauen in Situationen wie diesen aufrecht stehen zu bleiben." "Das sagst du nur so Elaine. Es gibt keinen Grund für mich in Gryffindor zu sein." Die Verzweiflung schwang in Enttäuschung um. "So ein Quatsch Neville. Warum solltest du nicht in Gryffindor sein?" "Weil ich nicht so stark und mutig bin wie meine Eltern. Ich bin nur eine Enttäuschung..." "Das glaube ich nicht.. Du bist lieb, schlau und bleibst dir selber treu. Das ist auch eine Form von Mut und Stärke.. Glaub mir Neville. Nicht jeder bleibt sich treu.", meinte Elaine leise. "Wenn meine Eltern mich so sehen würden, wären sie enttäuscht.." Elaine berührte Neville am Arm und fragte: "Auf was? Auf deine Toleranz? Deinen Charme? Dein absolutes Fachwissen zu Kräuterkunde? Ich bin überzeugt, dass sie dich so lieben, wie du bist und stolz auf das sind, was sie groß gezogen haben." Mit einem Mal fing Neville an bitterlich zu weinen. Er fiel in Elaines Armen und ganz überrumpelt von seinem Ausbruch strich sie ihm beruhigend über den Rücken. Nach einer ganzen Weile beruhigte er sich etwas. Elaine murmelte eine leise Entschuldigung. "Du musst dich nicht entschuldigen..", sagte er dann und strich sich die Tränen aus dem Gesicht.  "Weißt du .. Meine Eltern... meine Eltern können mich nicht ... Sie können nicht auf mich aufpassen.." Er schwieg einen kurzen Moment, dann erklärte er für einen kurzen Moment: "Ein paar Anhänger von du-weißt-schon-wem folterte meine meine Eltern für Informationen.. Sie gaben nicht nach.. Aber .. weißt du, sie sind.. sie sind seitdem nicht mehr die selben. Seitdem passt meine Oma auch mich auf.." Überwältigt sah Elaine Neville an. "Oh mein Gott Neville, dass tut mir so Leid..." "Seitdem leben sie im St. Mungo's Hospital.. Ich besuch sie so oft ich kann.." Nevilles Stimme brach ab. Elaine nahm Neville fest in den Arm. Eine halbe Ewigkeit stand sie so mit ihm da und gab ihm Trost. Als sie sich voneinander lösten, erklärte Elaine: "Sie sind bestimmt stolz und weißt du warum? Weil du jeden Tag mit diesem Wissen auf stehst. Jeden Tag, dass tust, was du tust. Das diese Last immer mit dir herum trägst und trotzdm mit uns Lachen kannst. Sie sind stolz, weil du die Kraft zum Leben hast." Neville sah Elaine an und lächelte leicht. "Und jetzt..", begann sie. "Lass uns einen Waschraum suchen, damit du dir dein Gesicht waschen kannst. Danach gehen wir was Essen. Was sagst du dazu?" Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, nickte Neville.

Heavens Lie *pausiert*Where stories live. Discover now