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Chapter 7 Aiden

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Erinnerungen

Aiden Black

Erleichtert lasse ich die Bitternis meine Kehle hinunterfließen, spüre das betäubende Brennen und erhoffe mir eine schnelle Wirkung. In kürzester Zeit wurde dieses Getränk zu einem Wundermittel. Das Wundermittel des Vergessens. Aber auch das des betäubenden Daseins. Keine Reue, keine Trauer und Scham zu spüren erscheint mir heute als überlebenswichtig. Diese Flüssigkeit ist überlebenswichtig. Erneut schenke ich mir nach, lasse die Flasche allerdings offenstehen. Wer weiß wie oft ich sie noch ansetzten werde. Wie oft ich noch daraus trinken werde und die Wirkung zu spüren hoffe.

„Alter, komm klar."

Genervt verdrehe ich meine Augen, als Kaden die Küche betritt und sich ein Bier aus meinem Kühlschrank genehmigt. „Dein wievielter Drink ist es heute?", hakt er skeptisch nach. Grummelnd zucke ich mit den Schultern und setzte das Glas erneut an. „Willst du eigentlich auch mal reden? Mir sagen, weswegen du dich zuschüttest? Schon wieder?" Verachtung ist in seiner Stimme zu hören und in seinen Augen zu sehen, als ich mich dem Blondling zuwende.

Ich habe ihn bei einer Gala von Charles kennengelernt. Da wir gleich ticken, haben wir uns auch gleich verstanden, doch er steht mehr hinter all dem illegalen Scheiß. „Nicht unbedingt." Murmelnd betrete ich das Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch fallen lasse und die Sicht auf den Central Park genieße.

Ich hasse diese Wohnung. Sie ist größer als manches Haus. Sie ist dekadenter als manche Paläste und die Miete kostet mehr als ich jemals gewonnen habe. Und dennoch bestand Charles darauf. Meint mich so an ihn binden zu können, dabei liegt er so falsch. Ich bleibe nicht wegen seines Geldes bei ihm, nicht wegen meinem Profit oder den scheiß Machtspielchen dieses Lebens, welches ich führe. Sondern wegen ihr. Ich bleibe wegen ihr bei ihm. Ich muss.

Jahrelang hat er mich mit ihr erpresst, tut es immer noch. Und dennoch kann ich nicht leugnen, dass sie noch immer die gleiche Wirkung auf mich verübt, wie damals. Ihre so tiefen blauen Augen, die mich anschauen. Damals mit Liebe, heute mit Verachtung. Ihre zierliche Figur, die mit Kurven bestückt wurde, die so weiblich und sexy wurde, bringt mich neuerdings jedes Mal um den Verstand. Ich vermute, dass meine Augen ständig die pure Lust ausstrahlen und sich meine Pupillen weiten, dass ich ihr mit schwarzen Augen entgegenschaue.

Wahrscheinlich tritt sie mir deswegen immer so ehrfürchtig entgegen.

Ich sehe wie sie am Leib zittert und ich möchte sie am liebsten in meine Arme schließen, ihren so kleinen und schmalen Körper umschließen und festhalten. Doch je näher ich ihr komme, desto mehr bringe ich sie in Gefahr. Erneut.

Ich will nicht wieder dieses Gefühl haben, welches ich vor sechs Jahren auf dem Schulball hatte. Diese Angst um sie steckt mir noch immer in den Knochen und es fühlt sich an, als würde ich nur noch von dieser Angst geleitet werden. Nur deswegen würde ich noch aufstehen, leben, nur damit ich weiß, dass ihr nichts passiert. Und genau das passiert, wenn ich mich von ihr fernhalte. Ich kann ihr nicht einmal erklären, warum ich gegangen bin. Es würde bei ihr Verständnis aufrufen, sie würde mich nicht mehr hassen und sich weniger von mir fernhalten und ich könnte es noch weniger.

Mir gehen einfach diese Augen nicht aus dem Kopf. Ihr bissiger Ton, ihr Ring. In diesem Moment, als ich ihn gesehen habe, wollte ich mich vergessen. Ich wollte mich vergessen. Habe den Hass auf einen Mann, der sie an seiner Seite schätzen darf. Habe dieses Feuer in mir, welches sich bei dem bloßen Gedanken an sie und einen anderen entfacht. Und dann bin ich dieses Arschloch.

Dieses verfickte Arschloch, das meint, sie solle sich erinnern. Was wollte ich bloß damit bezwecken? War ich so egoistisch geworden, dass ich wollte, dass sie sich erinnert? An uns, an unsere gemeinsame Zeit? An die Zeit die mich in der Nacht besucht, wenn ich endlich wieder ruhig schlafe? An die Zeit, an die ich mich erinnere, wenn ich Ruhe brauche? Wenn ich an ihr Lachen denke, an ihre Stimme, an ihren Körper und an ihre Berührungen? An meinen schnellen Herzschlag und die Stunden die wir gemeinsam verbrachten, nicht die Finger voneinander bekommen haben, weil wir uns so sehr liebten?

He Owns My HeartWhere stories live. Discover now