Kapitel 17

3.1K 222 13
                                    

Kapitel 17 - Von Hackern, Casanovas und besten Freunden

Nachdem Izzy gegangen war stand ich noch eine ganze Weile wie so ein Paket, das zwar abgestellt aber nicht abgeholt wurde im Wald herum und fragte mich was gerade passiert war. Was ist bloß in mich gefahren? Immerhin gab es doch eine ganze Reihe andere Möglichkeiten wie ich sie zum Schweigen hätte bringen können. Eine ganze Reihe andere Möglichkeiten, die mir keine Ohrfeige oder schlimmeres hätten beschweren können. Aber nein. Ich musste ja so etwas Hollywood-reifes abziehen. Nicht, dass ich ihr mit einem einfachen Alpha-Befehl über den Mund fahren oder ihr eben diesen zuhalten könnte. Nein, ich hatte sie küssen müssen.

Gib doch zu es war toll.

Nein! Naja... Vielleicht ein bisschen. Oder... Ich schüttelte den Kopf über meine Gedanken. Dann brauchte es ein paar Minuten bis ich darauf kam, wie kühl es geworden war, da ich Gänsehaut auf den Armen bekam. Vielleicht sollte ich nachhause gehen, denn krank zu werden war in meiner Situation eher kontraproduktiv.

„Du hast WAS?“ Luke starrte mich mit einer Mischung aus Verblüffung und Schock an. Ich verdrehte die Augen, stöhnte genervt und ließ mich Kopf voran auf sein Bett fallen. „Clarissa weiß wer ich bin und ich hab sie geküsst“, murmelte ich in die Decke, sodass ich nicht genau wusste ob er mich verstehen konnte aber das war mir im Moment eigentlich recht egal. Ich hob den Kopf und sah Luke an, der mich immer noch entgeistert anstarrte. „Guck nicht so“, knurrte ich, „Hast du noch nie eine Frau geküsst?“ Luke lachte. „Tut mir leid. Ich hätte alles erwartet, wenn du es ihr sagst... Nur nicht DAS!“ Ich stöhnte nochmal und ließ meinen Kopf wieder auf die weiche Decke fallen. „Ich bin im Arsch“ „Bist du dir sicher?“ Wäre ich jetzt nicht zu faul meinen Kopf zu heben, würde ich ihn böse anfunkeln. „Was hat sie denn gesagt?“, hakte Luke nochmal nach. „Das ich ihr eine Erklärung schuldig bin“. „Das auf jeden Fall“. Ich spürte wie sich die Matratze neben mir leicht senkte und schloss daraus, dass Luke sich auf die Bettkante neben mir gesetzt hatte. „Hat sie dir eine gescheuert?“ Jetzt hob ich doch wieder den Kopf um ihn verwirrt anzusehen. „Was?“ „Ob sie dir eine gescheuert hat, da sie doch in einer Beziehung ist und so. Außerdem sieht der Kratzer da echt böse aus“, er deutete auf den Kratzer auf meinem Arm, den ich von Izzy kassiert hatte. Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Nein“. „Nein?!“ „Gibt es eine andere Bedeutung von ‚Nein’?“ „Also hat es ihr gefallen?“ Ich seufzte. „Ich hätte dir das gar nicht erzählen sollen“. Luke grinste. „Naja zu spät. Also...?“ „Also was?“ „War’s gut?“ „Luke!“ Ich nahm das Kissen, das neben mir lag und warf ihn damit ab. Luke im rechten Moment auf und das Kissen segelte auf den Boden. „Was?“, fragte er. „Du tust so als hätte ich mit ihr geschlafen“. Seine Augen wurden groß. „Hast du?“ „Was...? Gott, Nein!“ Er zuckte mit den Schultern. „Hätte ja sein können“ Ich schnaubte. „Nein!“ „Schon gut, schon gut“, er hob kapitulierend die Hände, „Ich sag doch nur“ „Ich sollte schlafen gehen“, murmelte ich und rappelte mich auf. „Wär wahrscheinlich keine schlechte Idee“, Luke gähnte, „Eine Frage noch, Cole“. Ich drehte mich zu ihm um. „Ja?“ „Haben wir Clarissa jetzt auf unserer Seite oder nicht?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Das werde ich morgen herausfinden“. „Dann mach mal schnell“, erwiderte mein Cousin und breitete die Decke über sich aus, „Jackson meint wir müssen den Plan schnell ins Rollen bringen. Offenbar hat Roy gemerkt, dass er ein Leck in seinem System hat und er will nicht warten bis er anfängt das Reservat zu durchsuchen“. „So etwas in der Richtung hat Izzy auch gesagt“, fiel mir jetzt wieder ein, „Okay, ich beeile mich. Gute Nacht, Luke“. „Nacht, Cole“, er grinste wieder, „Träum was schönes und nicht allzu heißes, okay?“ Ich verdrehte die Augen und entschlossen nicht auf sein Kommentar einzugehen verließ ich sein Zimmer. Was für ein Tag.

Als ich am nächsten Morgen in die Küche kam saß Jackson schon mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch mit einer Zeitung in der Hand. Er sah kurz auf als er mich kommen hörte. „Morgen Jackson“, begrüßte ich ihn und bewegte mich wie ferngesteuert zur Kaffeemaschine. „Morgen Casanova“. Ich hielt in meiner Bewegung inne und warf ihm einen kritischen Blick zu, aber Jackson war zu sehr in seine Zeitung vertieft. „Wie hast du mich gerade genannt?“ Er sah wieder auf und hob eine Augenbraue. „Casanova?“, antwortete er, „Hey, die Wände in diesem Haus sind ziemlich dünn und ich habe mein Zimmer direkt neben Lukes. Also verzeihe mir, dass ich von deinem kleinen Stunt gestern in Kenntnis bin“. Ich verdrehte die Augen. „Solange es nur du bist“. „Keine Sorge, Thomas schläft wie ein Stein, den würde es nicht mal wecken, wenn ich in seinem Zimmer Dynamit testen würde“. „Wo ist der eigentlich?“ Seit gestern hatte ich ihn nicht mehr gesehen. „Der ist früh raus“, antwortete Jackson und nahm einen Schluck Kaffee. „Daniel hat ihn abkommandiert. Die haben irgendeine Spur am Rande des Reservats gefunden“, er runzelte die Stirn, „Wahrscheinlich Leoparden. Hast du was damit zu tun?“ Ich schlug mir mit der Hand an die Stirn. „Vielleicht“. Vielleicht sollte ich mal Darren anrufen und ein Lebenszeichen von mir geben. „Dann sag ihnen sie sollen von der Grenze weg bleiben. Die Bleekers sind ein bisschen übertrieben territorial.“ Ich nickte, kramte mein Handy heraus und setzte mich Jackson gegenüber an den Küchentisch.

Blue EyesWhere stories live. Discover now