Kapitel 15

3.2K 221 3
                                    

Kapitel 15 - It's Partytime

- Coles Sicht -

„Bist du jetzt endlich fertig?“, Luke steckte schon zum fünften Mal den Kopf zur Tür meines Schlafzimmers rein. „Gleich“, grummelte ich ebenso zum fünften Mal zurück ohne meinen Blick von meinem Spiegelbild abzuwenden. „Alter, ist ja fast als würde man auf eine Frau warten“, erwiderte Luke, setzte sich auf mein Bett und sah ungeduldig zu mir hoch. Ich stand vor dem großen Wandspiegel und betrachtete kritisch meine Reflexion. Ich trug eine dunkelblaue Jeans, nicht zu eng aber auch nicht zu weit und ein schwarzes Tanktop, ebenfalls nicht zu eng und auch nicht zu weit. Naja, wenn man hat, dann muss man auch ein bisschen damit angeben, oder? Allerdings war meine Klamottenwahl nicht der Grund, warum ich so lange brauchte. Ehrlich, wenn es so wäre würde ich ernsthaft an meiner Sexualität zweifeln. „Kann doch ich nichts dafür, dass ich so ein verdammtes Haar in der Kontaktlinse hatte“, sagte ich wieder ohne ihn anzusehen. Ich fuhr mir ein letztes Mal durch die Haare, dass ich nicht aussah als hätte ich die Nacht in einem Karton verbracht und wandte mich vom Spiegel ab. „Wirst du es ihr heute Abend sagen?“, fragte Luke nach ein paar Sekunden Stille. Ich steckte mein Handy ein und warf ihm einen Blick zu. „Weiß nicht, wenn sich die Gelegenheit ergibt“. Luke runzelte die Stirn. „Du kannst doch nicht einfach mitten auf einer Feier wo hunderttausend Bleekers versammelt sind damit herausplatzen. ‚Hi, ich bin dein totgeglaubter bester Freund Cole Calmwood. Ja, ich habe Selbstmordwünsche, dass ich mich hierher traue’“. „Natürlich nicht“, ich schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust, „Sie schuldet mir einen Tanz. Ich hoffe, dass wir irgendwo hin kommen wo es abgelegener ist“. Das wiederrum brachte Luke aus mir leider unbekannten Gründen zum Grinsen. „Was?“, fragte ich irritiert. „Sie schuldet dir einen Tanz, aha, wieso?“ „Dafür dass ich beim Training die Klappe gehalten habe“. „Ach so, sie ist auch schon auf dein loses Mundwerk gestoßen“, er grinste immer noch, „Du willst sie irgendwo hin führen wo es abgelegener ist...“ „Na und?“ „Für mich klingt das eher romantisch als nach Geheimnistuerei“ Er hob eine Augenbraue. Nach einigen Sekunden checkte auch ich worauf er hinauswollte. „Nein, einfach... nein“. „Du kannst nicht abstreiten, dass sie eine gewisse Anziehung auf dich ausübt“, konterte er. Widersprechen konnte ich ihm da nicht. Irgendwie konnte ich diese eine Berührung im Auto nicht abschütteln, genauso wenig konnte ich nicht bestreiten, dass Izzy wunderschön geworden war. Ich meine, sie war immer schon ein hübsches Mädchen gewesen, aber mit elf fiel einen das natürlich nicht so auf wie mit 21. „Und wenn schon“, versuchte ich das Thema abzuhaken, „Wer ist jetzt hier die Frau? Können wir los oder willst du mich noch mit anderen Klatschgeschichten verwöhnen?“

Als wir auf dem Hauptplatz ankamen, war die Party schon im vollen Gange. „Woha“, machte ich verblüfft als ich mich umsah, „Mit der Dekoration haben sie wohl ganze Arbeit geleistet“. „Naja, eher die Calmwoods“, sagte Jackson von hinten. Ich hatte ihn gar nicht kommen sehen. „So etwas fällt üblicherweise in ihren Aufgabenbereich. „Aber nicht mehr lange“, grummelte ich leise, „Irgendwas Neues von meinem verschollenen Bruder?“ Jackson hob überrascht die Augenbrauen. „Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben – was wohl bemerkt vor einer Stunde war – hab ich nichts gehört oder gesehen“. Okay, die Frage war vermutlich überflüssig gewesen. So wie es aussah war mein Bruder wohl unberechenbar. Zurück zur Party. Sie hatten sogar im Zentrum eine Bar aufgebaut, über die eine Hälfte verteilt waren runde Tische, zwischen den Bäumen waren Girlanden aufgehängt. Für Licht sorgten die Laternen, die zwischen den Ästen hingen. Die andere Hälfte des Platzes war anscheinend als Tanzfläche bestimmt, ein DJ sorgte für Musik. „Ich bin dafür, dass wir uns was zu trinken holen“, schlug Luke vor bevor wir hier sinnlos herumstanden. „Dafür bin ich auch“, stimmte ich zu und setzte mich in Bewegung. Die beiden Betas trotteten neben mir her. „Hey“, wurden wir gleich an der Bar vom Barkeeper begrüßt, „Heute Abend ist Bier umsonst, soll ich euch eins bringen?“. „Klar“, stimmte Jackson zu. Der Barkeeper kam mir irgendwie bekannt vor. Oh Mann, ist das nicht Ian? Ich wollte schon den Mund aufmachen, aber Luke brachte mich mit einem Blick zum Schweigen. Ian war Izzys Cousin. Er war ein bisschen jünger als wir und damals in unserem Reservat war er uns Jungs wie ein kleiner Hund – oder in unserem Fall: Babykätzchen – hinterhergelaufen. Wenn ich heute daran zurückdachte tat er mir irgendwie leid. Er hatte unbedingt zu uns gehören wollen, doch wir hatten ihn immer aufgezogen, weil er so klein war. Heute war Ian alles andere als klein, er war wohl fast so groß wie Luke. Mittlerweile hatte Ian auch schon unsere Biere auf den Tresen gestellt und sich den nächsten zugewandt. „Oh hey, Daniel, alter Freund“, riss mich Jacksons Stimme plötzlich aus meiner Trance. Luke und ich warfen ihm gleichzeitig einen verwunderten Blick zu als Jackson bei Daniel einschlug, rissen uns aber rechtzeitig zusammen als er uns ansah. „Hey Jungs. Cool dass ihr gekommen seit“, okay, Daniel Bleeker hatte offensichtlich schon ein oder zwei Freibier zu viel, „Wie gefällt euch die Party“. „Wir sind grad erst gekommen“, erwiderte Luke, „Aber es sieht echt klasse aus“. Daniel lächelte zufrieden. „Wo hast du denn deine Freundin gelassen?“, fragte Jackson. „Oh, sie ist gleich hier“. Daniel wandte sich um und winkte Izzy, die daraufhin mit einer Freundin auf uns zusteuerte und...

Blue EyesWhere stories live. Discover now