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Ich schließe die Haustür auf und nehme mir meine Kopfhörer aus den Ohren. Es ist halb sechs und ich höre die Stimme meiner Mutter aus dem Wohnzimmer kommen.

Mit langsamen Schritten ziehe ich mir im Gehen Jacke und Schuhe aus, stelle mich dann in den Türrahmen und schaue sie an.
Sie lächelt.
Sie sieht glücklich aus.

Als sie mich sieht lächelt sie mir zu und ist dabei das Telefonat zu beenden. Jedoch mache ich ihr mir einer Geste klar, dass sie nicht auflegen muss, und gehe dann in mein Zimmer.

Gleich nachdem ich die Tür geschlossen habe, ziehe ich mir bequeme Sachen an, lege mich auf mein Bett und frage mich selber, ob ich das alles nicht nur geträumt habe.

Nachdem ich minutenlang einfach nur vor mich hingegrinst habe, fällt mir ein, dass ich ja noch wirklich Hausaufgaben machen muss, und das grinsen verschwindet aus meinem Gesicht. Also stehe ich auf und setzte mich an meinen Schreibtisch.

Jetzt wird wohl ein Essay geschrieben.

Wenn es eins gibt, dass ich überhaupt nicht mag, dann sind es Essays. Ich kann es einfach nicht und habe die Hoffnung schon aufgegeben, dass ich es jemals können werde.

Aber da ich eins schreiben muss, tue ich dies. Und wie erwartet ist es nichts geworden und ich muss einige Male neu anfangen, bevor ich etwas zustande gebracht habe, wofür man sich nicht allzu sehr schämen muss. Als ich dies dann endlich fertig habe, hole ich noch mein Mathebuch heraus und mache noch einige Aufgaben in diesem, was mir hundertmal leichter fällt, als ein Essay zu schreiben. Nach einer viertel Stunde lasse ich dann meinen Stift fallen und lasse meine Finger knacken. Fertig.

Ich schaue auf die Uhr, welche mir sagt, dass es schon kurz nach acht ist, was bedeutet das der Tag fast vorbei ist. Schade eigentlich.

Mit nackten Füßen tapste ich ins Badezimmer und mache mich richtig Bett fertig, bevor ich meiner Mutter eine gute Nacht wünsche.

"Du denkst doch daran, das wir morgen zu meinem neuen Freund eingeladen sind, oder? Also wenn du nicht mit möchtest, dann ist es okay, aber ich würde mich freuen."

"Natürlich denke ich daran Mama."

Sie ist glücklich. Sie wirkt viel aufgeweckter, und dies muss dann ja ein Zeichen dafür sein, dass ihr neuer Freund ihr gut tut.

Ich gehe zurück in mein Zimmer und lege mich ins Bett. Soll ich meinen Laptop anmachen? Soll ich meinen Account wiederherstellen? Nein. Noch nicht. Ich möchte einfach nicht, dass meine gute Laune wieder verschwindet, weil sie mich wieder alle fertig machen. Ich weiß gar nicht, wieso es ihnen so viel Spaß macht. Ich meine es bringt ihnen ja eigentlich überhaupt nichts, wenn ich mich wegen ihnen schlecht fühle, oder? Egal, ich höre auf darüber nachzudenken, denn es gibt einfach wichtigeres.

Ich schließe meine Augen für einen kurzen Moment, jedoch fällt es mir schwer sie wieder aufzumachen und ich hätte mich auch schlafen gelegt, wenn ich nicht noch eins meiner Bücher weiter lesen müsste. Muss eigentlich ja nicht, aber ich habe lange nicht mehr weitergelesen und deshalb wird es mal wieder Zeit. Ich nehme mir mein Buch vom Nachttisch und fange an zu lesen. Ich vertiefe mich so sehr, dass ich gar nicht mehr aufhören kann zu lesen. Nach drei Stunden habe ich das Buch durchgelesen und kann mich dann endlich schlafen legen.

ShyWhere stories live. Discover now