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Am nächsten Morgen quäle ich mich mit sehr viel Mühe aus meinem Bett raus. Ich gehe ins Badezimmer und dusche schnell, bevor ich mir eine schwarze Jeans und einen grauen langärmeligen Pullover anziehe. Ich gehe in die Küche, wo meine Mutter sich gerade einen Kaffee zubereitet. Sie wünscht mit einen guten Morgen und ich nehme mir eine Schüssel und ein paar Haferflocken.

Ich erreiche den Bus gerade noch rechtzeitig, setzte mich nach ganz hinten in den Bus und stecke mit meine Kopfhörer in die Ohren. Ich höre mir "Best fake smile" von James Bay an und denke darüber nach, wie ich diesen Tag heute überstehen soll.

Ich habe natürlich darüber nachgedacht, zuhause zu bleiben, jedoch hätte meine Mutter mir das nie erlaubt, den sie legt einen großen Wert darauf, dass ich eine gute Schulausbildung habe und nicht so Ende wie sie.

Noch eine Station.
Noch einmal tief durchatmen.

Der Bus hällt an, und ich steige aus. Ich versuche während des Wegen auf den Boden zu starren und so wenig Aufmerksamkeit wir möglich auf mich zu ziehen, was mir jedoch nicht gerade gelingt, da so gut wie jeder das Bild von "mir" und meinem Sportlehrer gesehen hat.

Erste Stunde: Mathe.
Ich ziehe mich in meine Ecke zurück und melde mich nicht. Schaue stur auf meinen Block, der die ganze Zeit über leer bleibt.

Zweite Stunde: Deutsch
Ich ziehe mich in meine Ecke zurück und melde mich nicht. Jedoch merkt meine Lehrerin nicht, dass ich heute auf gar keinen Fall dran genommen werden will. Und natürlich muss ich an die Tafel und mein Gedicht über Liebe vorlesen.

Das hat mir gerade noch gefehlt. Ein Liebesgedicht gerade dann, wenn sowieso schon alle denken, dass ich mit meinem Lehrer etwas am Laufen habe.

Trotz Proteste muss ich nach vorne treten.

Alle Augen liegen auf mir und man hört von überall getusche.

Danke Gott.

Ich lasse meine Augen über die Menge schweifen. Sarah und ihre Anhänger. Brandon.

Liebe ist schwer zu definieren.
Was ist schon Liebe?
Ist es Liebe, wenn man nicht mehr ohne eine Person leben will? 
Leben kann.
Oder ist es Liebe, wenn man einfach nur nicht die Augen von einander lassen will?
Lassen kann.
Wie soll man Liebe definieren, wenn man überhaupt keine Ahnung davon hat, wie man sich selber definieren soll.
Ist die Liebe ein Gefühl, oder doch eine Täuschung.
Man kann sich nicht aussuchen, was man für jemanden empfindet.
Liebe und Hass liegen nah beieinander. Kann man jemanden lieben, obwohl man diese Person eigentlich hasst. Sich selbst hasst. Liebe ist schwer zu definieren, und noch schwerer sie zu finden.

"Das hast du doch ganz toll gemacht, Kylie"

Ich gehe zurück auf meinen Platz und dann klingelt es auch schon zur Pause.

Ich packe meine Sachen zusammen und gerade als ich das Klassenzimmer verlassen will, hält meine Lehrerin mich auf.

"Wenn es da etwas gibt, was du loswerden möchtest, kannst du gerne zu mir kommen"

Ich nicke ihr zu und lächle, bevor ich das Klassenzimmer verlasse.

Noch bevor ich den Pausenhof betreten kann, werde ich von meinem Sportlehrer aufgehalten.

Er zieht mich in das nächstbeste Klassenzimmer und stellt seine Tasche ab.

Wenn ihr euch jetzt vorstellt, das mein Sportlehrer gerade mit seinem Studium fertig ist und Sarah einen Korb gegeben hat, wird euch bestimmt bewusst, weshalb sie gerade ihn ausgesucht hat.

"Sie müssen wissen, dass ich nichts mit diesem Bild zu tun habe. Es ist mir genauso unangenehm wie ihnen und ich werde natürlich alles aufklären.", ich schaue hoch zu ihn, und füge noch ein "Ich werde es auf jeden Fall versuchen" hinzu.

"Gut. Und ich werde dafür sorgen, dass sie dich in Ruhe lässt. Ich habe so einiges mitbekommen und wenn irgendwas ist, dann kannst du zu mir kommen"

"Danke Mr. Jacobs, aber sie sind mein Lehrer und ich benötige keine Hilfe von ihnen. Sorgen sie einfach nur dafür, dann niemand denkt, dass dieses Foto echt sein könnte, danke"

Ich verabschiede mich mit einem Kopfnicken und verlasse den Raum. Vor der Tür steht Brandon, der mich skeptisch anschaut.

"Also stimmt es, das du und Mr. Jacobs etwas am Laufen habt? Ich habe dich nicht so eingeschätzt", er schaut mich skeptisch und leicht angeekelt an.

"Ich und Mr. Jacobs? Da versteht du aber wirklich etwas ganz falsch. Ich wollte ihm nur klar machen, dass dieses Foto nicht von mir kommt und mehr nicht", ich gehe einen Schritt zurück.

"Aber gut zu wissen, dass du genauso denkst wie alle Anderen", und damit drehe ich mich um und gehe einfach nach Hause.

Ich gehe nicht direkt nach Hause, weil meine Mutter mich sonst ausfragen würde, weshalb ich nicht in der Schule bin und wahrscheinlich würde sie mich nur dahin zurück schicken.

Also gehe ich in den Wald, wo ich mich an einen kleinen See setzte. Ich schaue ins Wasser und sehe mein Spiegelbild, dass im Wasser versinkt, als ich mit meiner Hand meine Gesichtskonturen nachfahre.

Was mache ich nur falsch?

ShyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt